An die Wahlmänner zur ertten Lämmer.
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«Vie volkSthümliche Partei hat einen unzweifelhaften Sieg erfochten. Die Mehrheit der zweiten Kammer wird entschieden auf der Seite stehen, die die durch die Märzrcvolution erworbenen Rechte dem Volke ungeschmälert erhalten will. Sie wird die vielen Mängel und Lücken der Verfassung vom 5. Dezember verbessern und auS- füllen; sie wird dem Volke zurückgcbcn, was des Volkes ist und was ihm die jetzigen Minister versucht haben zu nehmen. Sie wird Allen gleiche- Recht verleihen, Allen gleiche Pflichten auferlegcn: althergebrachte- Unrecht wird sie vernichten und namentlich wird sie eine gerechte Stcuerverthei- lung, die alle Bevorzugungen aufhebt, einführen. Die Minister können nicht regieren, wenn sie nicht die Mehrheit der Kammer für sich haben: wenn sie ander- handeln, als der Wllle dcö Volks es verlangt, der sich durch seine Vertreter in gesetzmäßiger Welse zu erkennen giebt, so verwerfen die Vertreter die von der Regierung eingebrachten Gesetzesvorlagen und, was noch viel wirksamer ist, — denn das Geld ist doch zuletzt die Hauptsache, um die Staat-Maschine im Gange zu erhalten — sie bewilligen solchen Ministern keine Steuern. Denn die Vertretung de- Volks hat darauf zu sehen, daß nur solchen Männern unser Geld an- venraut wird, die dasselbe wirklich zum Besten -es Volke- verwenden und dle allen den unnützen Ausgaben ein Ende machen, die aus unserem
Beutel bis jetzt bestritten wordm sind. Darüber haben dle StacrtSrcchnungcn, die unsere Volksvertreter aus der aufgelösten Nationalversammlung geprüft haben, die auffallendsten Nachmessungen gegeben. Wenn also die Minister das Verträum der Mehrheit der Kammer nicht besitzen, dann müssen sie abvanken und, wenn der König nicht will, daß in ganz kurzer Zeit noch einmal eine Amverung des Ministeriums eintritt, ist er genöthigt, volkstümliche Minister zu ernennen; er müßte es denn verziehen, die Kammern aufzulösen und neue Vertreter vom Volke ernennen zu lassen. Wenn aber dann das Volk die alten Vertreter wieder schickt, so hilft Alles nichts: die Minister, die daS Volk nicht haben will, müssen abtretcn. Dadurch sind wir ziemlich gesichert, daß alle freisinnigen Beschlüsse der zweiten Kammer von der Regierung auSgeführt werden und wir könnten gegen die Revision der DerfassungSurkunde, wie sic die oktroyirtc Verfassung vom S. Dezember anordaet, von einem rein praktischen Standpunkte auS nicht eben viel eimvenden. Wenn nur der Wille des Volkes zur Geltung käme, so könnte man sich über die Formen allenfalls hinwegsetzen.
Aber leider verhält sich die Sache in der Wirklichkeit nicht so. Das gerade ist der Unterschied der Vereinbarung, die die Gesetze des April verbürgten und der letzt angeordneten Revision, daß bet jener das Volk der Krone gegenübertrat