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Der kleine Majoratsherr.

Ein Lustspiel für die reifere Jugend zum Lesen oder auch zur Aufführung in größerem Familienkreise.

Vorbemerkung.

Das nachfolgende Lustspiel, welches nach einer mit außerordentlichem Beifall aufgenommenen englischen Erzählung für dieses Buch bearbeitet worden ist, hat einen neunjährigen Knaben zur Hauptperson. Durch sein kindlich-liebens­würdiges, herzensgutes Wesen bezaubert dieser Knabe alle Welt, auch den harten, mürrischen Grafen von Hartenegg, seinen Großvater, der dem Kinde ursprünglich durch­aus nicht wohlgesinnt war, und wandelt diesen in einen völlig neuen Menschen um.

Es versteht sich von selbst, daß die Rolle unseres jungen Helden nur dann zu voller Wirkung kommen kann, wenn dieselbe klar und in ihrer ganzen Eigentümlich­keit aus dem Rahmen ihrer Umgebung hervortritt. Hierzu ist zweierlei erforderlich: Der Darsteller deskleinen Majoratsherrn" muß nicht bloß durch seine äußere Erscheinung, sondern auch durch seine geistige Begabung und sein Darstellungstalent zur Vorführung dieser Rolle befähigt sein, und er muß den übrigen Darstellern gegenüber als das erscheinen, was er in Wirklichkeit sein soll, nämlich als ein Kind unter Erwachsenen. Hieraus folgt, daß die Aufführung des Stückes nur mit Unter­stützung von jungen Freunden und Freundinnen stattfinden kann, die sich durch ihr Alter und ihre äußere Erscheinung von dem kleinen Helden augenfällig unterscheiden. Der Verfasser hat diesem Erfordernis insofern Rechnung getragen, als er bei der Anlage des Ganzen darauf bedacht war, den Ansprüchen verschiedenalteriger Dar­steller und Zuhörer gleichmäßig Rechnung zu tragen und für diejenigen Kinder, welchen die Aufführung des Stückes wegen Mangel an geeigneten Darstellern nicht möglich sein sollte, seine Arbeit so zu gestalten, daß ihnen auch schon das bloße Lesen derselben Vergnügen bereiten kann.

In größeren Familien mit ausgedehnterem Bekanntenkreise wird sich übrigens für die Aufführung dieses Stückes nicht allzuschwer Gelegenheit finden, und die Dar­steller werden in diesem Falle mit Sicherheit darauf rechnen können, daß sie den Zuhörern Kindern wie Erwachsenen eine große Freude damit bereiten. Ganz besonders würde sich die Aufführung zur Überraschung am Geburtsfeste von Eltern oder Großeltern oder zur Verschönerung irgend eines andern Familienfestes, das in größerem Kreise begangen wird, eignen. Doch wäre in diesem Falle die Herstellung einer Bühne notwendig, und dazu müßte wieder die Mitwirkung der Erwachsenen, oder wenigstens größerer Brüder oder Vettern, welche hinsichtlich des Aufbaues eines kleinen Haustheaters und der Anfertigung von Dekorationen und Kulissen Be­scheid wissen, in Anspruch genommen werden. Eine genaue Anleitung hierzu zu geben, wäre nutzlos, weil gänzlich Unerfahrenen mit einer solchen doch nicht geholfen wäre und solche, die in derlei Dingen bereits Übung, oder wenigstens das nötige Geschick dazu haben, sich selbst zu helfen wissen. Wir beschränken uns daher darauf, zwei Skizzen zu Dekorationen und Kulissen hier folgen zu lassen, zu welchen die nachstehenden Erläuterungen genügen werden.

Die Straßenansicht dient für den 1. und 4. Akt. Der Hintergrund wird an der Rückwand des Bühnenraumes durch Aufhängen an dieser befestigt. Ist der Bühnenraum nicht breit genug, um den augenblicklich nicht auf der Szene be-

Junge Welt.

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