— 68 —
Bubenstreiche.
Ich hatte einmal einen kleinen Bekannten, der hieß Max Mohr. Im Grunde genommen war's ein ganz guter Junge und durchaus keiner von den Dümmsten. Aber er hatte, wie er meinte, das eigentümliche Pech, daß er jedesmal, wenn er glaubte, etwas recht Gescheidtes zu thun, eine große Dummheit beging, und daher oft bestraft werden mußte, wo er auf Anerkennung und Belohnung gerechnet hatte. Nach seiner Ansicht war das nichts als Pech; „die Andern verstehen mich nicht," klagte er oft, „und halten mich für ungezogen, während ich doch immer nur das Beste will." So lief z. B. einmal eine Katze in die Klasse — er saß damals in Quarta — sprang über die Bänke und hätte beinahe alle Tintenfässer umgestoßen. „Halt," dachte sich Mäxchen, „so ein Tier kann noch allerhand Unheil anrichten!" Und da er sehr geschickt war, fing er die Katze und überlegte eben, was er nun mit ihr machen solle, da kam der Lehrer in die Klasse und Mäxchen mußte also die Katze unter der Bank festhalten. Plötzlich raschelte nun irgendwo Papier, die Katze glaubte eine Maus sei da und fing an zu miauen. Der Lehrer ging sogleich in Mäxchens Nähe, du entwischte die Katze und sprang dem Lehrer ins Gesicht — zum Glück, ohne ihm etwas zu thun. Niemand wollte dem armen Max glauben, daß er doch alles in der besten Absicht gethan hatte, und er wurde als arger Missethäter bestraft, während er doch nur das Beste gewollt hatte! Ist das nicht schrecklich?
Über ein anderes noch ärgeres Unglück, das meinem Freunde Max zugestoßen, hat er mir selbst einen langen Brief geschrieben, den ich Euch hier wörtlich mitteilen will:
„Mein Bruder Moriz," so schrieb er, „geht in die Vorschule. Neulich aber hatte er keine Lust dazu, oder richtiger ein zu gutes Herz. Er traf nämlich ein altes Weibchen, das nur ganz schlecht sehen konnte und sich mit einem Stock weiter tastete. Da sagte nun Mätzchen — so wurde Moriz zu Hause von Allen genannt — voller Mitleid: „Mütterchen, wo wollt Ihr denn hin?" „Jn's nächste Dorf," sagte die Alte. Da vergaß Mätzchen die Vorschule und sagte: „Hört mal, Mütterchen, da will ich Euch begleiten und ordentlich führen, und damit Ihr Euch nichts thut, so rufe ich, wenn ein Wässerchen kommt: Mütterchen hopp! Ein Wässerchen!" Er hatte nämlich früher einmal eine Geschichte von einem Jungen und einem Blinden gehört, in welcher der Junge dasselbe gesagt hatte. So gingen denn die Beiden zusammen. Es kam