Avifauna von Hessen
VORWORT
In den letzten Jahrzehnten ist die Feldornithologie auf ständig wachsendes Interesse gestoßen. Eine große Anzahl von Menschen beschäftigt sich mit dieser „liebenswerten Wissenschaft“.
Die Beobachtung von Vogelarten ist für viele Freilandbiologen ein wichtiges Stück Lebensqualität. Diese Tätigkeit ist für die meisten von ihnen untrennbar damit verbunden, sich für den Schutz dieser Lebewesen und die Erhaltung ihrer Lebensräume einzusetzen. Daraus sind ökologische Grundlagenforschungen, Bestandsaufnahmen und umfangreiche Gutachten für die praktische Naturschutzarbeit entstanden. Ein Beispiel hierfür sind die „Roten Listen der gefährdeten Vogelarten“, die vorwiegend auf den Befunden vieler Beobachter beruhen. Ohne solche langjährigen Untersuchungen wäre der Staat nicht oder nur mit hohem finanziellen Aufwand in der Lage, seiner Verpflichtung nachzukommen, gut begründete Naturschutzarbeit zu leisten.
Feldomithologie ist aber auch zu einer bedeutsamen biologischen Forschungsrichtung geworden. Wohl kaum ein anderer Bereich hat so viel zur Beantwortung allgemeiner Fragen u.a. zur Populationsdynamik, Habitatstruktur und Habitatnutzung, Abhängigkeit der Tierarten von spezifischen Umweltfaktoren, Fortpflanzungsstrategie, Aufklärung der sozialen Struktur von Tiergruppen und zum Wanderverhalten beigetragen. Ein Blick z.B. in Lehrbücher der Ökologie zeigt, wie oft dort auf Ergebnisse der Feldomithologie Bezug genommen wird. Zu diesen haben auch viele „Kärrner“ ihren Mosaikstein beigetragen.
Ludwig Gebhardt und Werner Sunkel konnten sich 1954 bei ihrer grundlegenden Arbeit „Die Vögel Hessens“ ebenso wie Gerhard Berg-Schlosser 1968 mit seinem Ergänzungsband nur auf relativ wenige Beobachter und Daten stützen. Inzwischen gibt es eine Fülle von Material und allein für Hessen mehrere omithologische Zeitschriften. Allerdings fehlen zu vielen offenen Fragen noch immer gezielte Untersuchungen. Diese Fülle ist einer der Gründe, weshalb es so lange gedauert hat, bis dieser Schritt zu einer neuen Hessischen Avifauna gemacht werden konnte.
Die vorliegende Lieferung enthält die Darstellung von 83 Arten, für die sich Bearbeiter gefunden haben. Für die geplanten weiteren Lieferungen sind noch etwa 270 hessische Vogelarten zu bearbeiten. Davon konnten für etwa 170 Arten trotz aller Bemühungen bisher noch keine Autoren gefunden werden. Wir hoffen und wünschen dringend, daß dieser erste Teil der Avifauna möglichst viele anregt, sich für eine Mitarbeit zur Verfügung zu stellen, damit nicht zu viel Zeit bis zur Fertigstellung dieses neuen Werkes über die Vögel Hessens vergeht.
l.Lfg. 1993
