Zum Kommensalismus von Odinswassertretem (Phalaropus lobatus) bei Schellenten (Bucephala clangula) und Eisenten (Clangula hyemalis)
Nach Glutz et al. (1977) ist Kommensalismus bisher an allen 3 Phalaropus- Arten festgesteiit worden. Am häufigsten wird er offenbar bei Anatiden beobachtet, aber auch Robben und sogar Wale (Belugas) werden von den Wassertretern zur Befriedigung ihrer Nahrungsbedürfnisse aufgesucht.
Zwei klassische Beispiele von Kommensalismus bei Schell- und Eisenten erlebten wir im Verlauf einer ornithologischen Reise in die Finnmark am 6. Juni 1981 auf dem See Pasijärvi, ca. 10 km östlich von Karigasniemi (NW-Finnland). Dort hielten sich an diesem und den folgenden Tagen an die 30 Wassertreter auf. Die Vögel, mehrheitlich 9, pickten in der ihnen eigenen Weise in einem flachgründigen Seebereich (vgl. auch Eriksson 1969) nach auf dem Wasser treibenden Insekten. Einige von ihnen schwammen auch an der niedrigen Uferkante entlang und lasen an überhängenden Krähenbeerstauden sitzende Stechmücken ab, wobei man sio fast mit den Händen hätte greifen können. Die im tieferen Wasser befindlichen Vögel gründeten mitunter in der von Glutz et al. (1977) beschriebenen Weise.
Beispiel 1: Als während unserer Beobachtungszeit ein Paar Schellenten auf die Phalaropus- Gruppe zusteuerte und in deren Nähe mit Gründeln begann, flogen oder schwammen wie auf ein verabredetes Signal hin 9 Wassertreter hinzu und kreiselten mit hoher Pickfrequenz in „Tuchfühlung“ um beide Enten herum, ohne jedoch von diesen beachtet oder gar vertrieben zu werden. Aus der Entfernung entstand der Eindruck, als handelte es sich um eine Entenfamilie.
Beispiel 2: Ein Paar Eisenten, welches nach dem späteren Abflug der Schellenten deren vorherige Position einnahm, blieb von den Wassertretern nur solange unbeachtet, wie beide mit eingesteckten Köpfen auf dem Wasser ruhten. Als das $ jedoch mit Nahrungstauchen begann, fand es spontane Beachtung und es stellten sich innerhalb weniger Augenblicke mehr als 10 Vögel ein, um im Turbulenzbereich der Ente nach von ihr aufgewirbelten Nahrungsteilen zu picken. Blieb die Eisente längere Zeit untergetaucht, zerstreute sich die ganze Schar. Tauchte sie wieder auf, eilten die Wassertreter fliegend oder schwimmend (je nach Distanz) sofort wieder herbei und verhielten sich in der geschilderten Weise. Dies wiederholte sich im Verlauf unserer Beobachtungen etliche Male. Mehrfach sahen wir, daß die Wassertreter auch gezielt dem von ihnen vermuteten (erkannten?) Auftauchpunkt der Ente zusteuerten, so, als ob sie rechtzeitig zur Stelle sein müßten. Wie schon die Schellenten, ließen auch die Eisenten die sich beinahe aufdringlich benehmenden Wassertreter völlig unbehelligt. Die auffällige Spontanität, mit der die nach Nahrung gründelnden oder tauchenden Enten in beiden Fällen von den Wassertretern aufgesucht wurden, läßt den Schluß zu, daß diese Verhaltensweise in der Ernährungsbiologie von Ph. lobatus einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Literatur
Glutz v. Blotzheim, Bauer u. Bezzel (1977): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 7, Charadriiformes (2. Teil). — Wiesbaden.
Eriksson, K. (1969): Weibchenschwärme des Odinswassertreters (Phalaropus lobatus) und die Datierung ihrer Gelege in Finnisch Lappland. — Orn. Mitt. 21, p. 157—160.
Karl K I i e b e , Eichgarten 1, D 3550 Marburg
Zum Verhalten von Vögeln bei der Nahrungssuche in extremen Notlagen
Bei dem plötzlichen Wintereinbruch vom 29. März bis 2. April 1979 im Gebiet des Bayerischen Waldes mit sehr starken Schneefällen (die in Höhenlagen zwischen 500 und 800 m üb. NN durch Schneeinbruch große Schäden in den Wäldern verursachten) brachten nochmals eine Schneedecke von 30 bis 60 cm im Tal und bis zu 120 cm auf den Bergen. Im Tal blieb der Schnee bis zum 8. April 1979 liegen. Auf den Bergen (wie Hohen Bogen 900 bis 1000 m üb. NN) lagen noch am 14. April 1979 50 bis 70 cm Schnee.
Die Bachstelzen (Motacilla alba), Gebirgsstelze (M. cinera), Hausrotschwanz (Phonicurus ochruros), Heckenbraunelle (Prunella modularis), Star (Sturnus vulgaris), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Z i I p z a I p (Phylloscopus coly- bita) und Haubenlerche (Galerida cristata), die in unserem Gebiet alle Zugvögel sind,
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