Im Gegenteil benutzt hierzu die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) nur dann künstliche Gegenstände zur Brut, wenn sie in der Nähe keine Häuser oder Ställe findet. An freistehenden Brücken, d. h. unter diesen, fand ich an den Betonbrücken über das Zala-Flüßchen bei Fenekpuszta (nahe Keszthely) 1953 2 und 1962 5 bis 6 Schwalbennester. Eine ähnliche Kolonie fand Balat (1964) in Süd-Mähren vom nächsten bewohnten Ort 2 km entfernt 1945 mit 20 Nestern, 1963 mit 2 Rauchschwalben- und 1 Mehlschwalbennest. Auch Havlin fand 1957 Brückennester und Ondrey 1962 in Mähren.
Trotz des regen Verkehrs und dröhnenden Eisenbahnverkehrs brüteten die Schwalben ungestört, und im ersten Falle konnten sie über dem Zala wie über dem Schilfwald des Kisba- laton reichlich Nahrung finden. Trotz der Lärmeinwirkung mußten sie in ihrer Lebensweise nichts ändern, denn auch der Schlamm zum Nestbau war am Zala angeboten.
Auch Glutz (1964) erwähnt die Brut der Rauchschwalbe unter Brücken in der Schweiz. Unter kleineren Durchlässen der Dämme fand man sie in Ungarn bei Apaj und Dinnyes (Schmidt) wie bei Palmonostora (Bankovics).
Geroudet (1960) fand die Nester der Rötelschwalbe (Hirundo daurica) 1959 meist unter Betonbrücken in Montenegro, Bankovics 1973 in Mazedonien.
Nach Glutz (1964) brüteten Felsenschwalben (Piynoprogne rupestris) und Mehlschwalben (Delichon urbica) in der Schweiz oft unter Brücken, aber keine der Schwalbenarten wird hierdurch in ihrer Lebensweise beeinflußt.
Ein Charaktervogel der Brückenpfeiler ist die Dohle (Coloeus monedula). In Budapest hatte die Dohle z. B. nur so lange zahlreiche Kolonien, wie die alten ziradenreichen Pfeiler der Elisabeth-Brücke standen (Keve 1931). Nach dem Umbau der Pfeiler zerstreuten sich die Dohlen in kleinere Kolonien an Häusern. Sogar an den nicht einmal so hohen Bögen der Brücke von Szeged über die Theiß entwickelte sich 1975 eine kleinere Dohlenkolonie.
Bei der Dohle ist die Frage schon nicht so leicht entscheidbar, was den Einfluß der Stadt betrifft. Die Dohlen brüten noch heute zahlreich in Baumhöhlen der Wälder und Auen, auch an Felsenwänden. Nur ein Teil des europäischen Bestandes zog sich in die Stadt hinein. Die Speisekarte der Dohle ist und war immer sehr vielseitig. Die Dohlen der Städte sieht man meist auf den Rasen der Parks obwohl sie oft Fleisch oder andere Speisen, die in den Fenstern der Häuser herausgelegt werden, nahmen. Sie nahmen ferner von Bäumen das Nestmaterial sowie die Eier und Junge der Türkentaube. Es gibt aber in den Städten stark entwickelte Kolonien, von denen zu erwarten wäre, daß ihr Nachwuchs sich steigert (Salo- monsen). Im Falle der Stadtdohlen konnte man dies nicht behaupten. Sehr viele Umstände hätten leicht eine Änderung im Leben der Stadt- und Brückendohlen hervorrufen können, doch dies erfolgte nicht.
Der Mauerlä ufer (Tichodroma muraria) ist in den ungarischen Städten ein ziemlich seltener Wintergast, wo er besonders aus Stein gebaute Gebäude und ähnliches findet. So war nicht zu erwarten, daß der Mauerläufer auch an Brücken erscheint. Nur in einem Falle hatte ihn Vasvari (mdl.) an dem Pfeiler der Kettenbrücke von Budapest beobachten können. Schon mehr Gelegenheit bieten die Brücken und ihre Unterbauten für die Brut und Nahrungssuche der Wasseramsel (Cinclus cinclus). Jost (1975) bemerkt, daß die Brücken, wenn sie aus Holz, Stein oder Eisen gebaut wurden, das Leben der Wasseramsel am wenigsten störten. Creutz (1966) behandelt die Frage ganz ausführlich und stellte 213 Daten der Brutstelle zusammen; 39 Fälle beziehen sich auf Brücken, d. h. die Wasseramsel baute ihr Nest unter die Brücke, so im Elbsandsteingebirge in 2 Fällen (Creutz), im Osterzgebirge 1 (Prinz), im Mittelerzgebirge 22 (Unger), im Mährischen Karst 7 (Balat), in England 7 (Robson). Auch Glutz (1964) erwähnt aus der Schweiz in erster Linie die Brücken als Neststandorte der Wasseramsel. Ebenso Kohl (briefl.) aus Siebenbürgen.
Ich hatte wenig Gelegenheit zur Wasseramselbeobachtung, und doch sah ich unter der hohen Brücke des Glendum-Flusses (Antrim/Nordirland) am 7. 6. 1964 die Wasseramsel beim Füttern. Am 14. 4. 1975 sagte man, daß die Wasseramsel beim Ausfluß der Talsperre von Plöhn (DDR) oft unter der Brücke zu beobachten sei. Zwar gelang hier an diesem Tage die Beobachtung nicht, aber unweit davon am steilen Ufer des Triebs sahen wir auch ein Nest unter natürlichen Umständen. Balat (1962) hat Nistkästen für Wasseramseln unter Brücken mit Erfolg ausgesetzt. Bezüglich der Wasseramsel kann ich nur die Worte von Jost (1975) wiederholen, daß die Brücken das Leben der Wasseramsel nicht stören, aber einen anderen Einfluß haben sie kaum.