I. IU LE ITUIG
A, PROBLEMSTELLUNG
Bas WaldMld in Mitteleuropa ist durch den Menschen nachhaltig verändert worden,, Die Wälder auf guten* tiefgründigen und nährstoffreichen Böden sind seiner Axt zum Opfer gefallen» An die Stelle ausgedehnter Urwälder ist an vielen Orten eine bäum- und strauchlose Kultursteppe getreten.Aber auch die stehengebliebenen Wälder wurden durch den Menschen genutzt. Sie lieferten das Bauholz für die Häuser und Brand für den Winterf das abge- fällene Laub wurde zusammengerecht und als Einstreu in den Ställen verwandt. Sehr bedeutend war in manchen eichenreichen Gegenden der Eintrieb der Schweine zur Mast während der Monate September und Oktober und die Trift des Rindviehs in der übrigen Zeit des Jahres. In anderen Gebieten wurden die Eichen zur Lohegewinnung geschält. Zum Teil wurde die Nutzung raubbauartig betrieben* sodaß starke schädigende Veränderungen des ursprünglichen Waldbildes eintraten» Die mit der Neuzeit einsetzenden Bestrebungen zu einer intensiveren Forstwirtschaft und einer Steigerung des Ertrages führten in Mitteleuropa häufig zur Aufforstung raschwüchsiger, aber oft in der Gegend nicht einheimischer Holzarten«, Besonders Kiefern und Fichten wurden in den Laubholzgebieten auf grossen Flächen eingebracht. Das heutige Waldbild entspricht also nur noch wenig dem natürlichen, das sich ohne den menschlichen Einfluß entwickelt hätte. Besonders Hausrath ( 1911 ) hat auf diese Tatsache hingewiesen (vgl® auch Hornstein, 1-951. Koch, 1939).
Man hat schon auf die verschiedenste Art und Weise versucht * das ursprüngliche Waldbild zu rekonstruieren. Naheliegend wäre es, einfach die Vegetationsbeschreibungen aus früheren Zeiten zu studieren. Leider sind die diesbezüglichen Quellen nur sehr spärlich. Aus der Zeit vor 1800 lassen sich nur wenige Aussagen über den Baumbestand und die Wirtschaftsweise aus alten Akten, Weistümern und Schenkungsurkunden entnehmen® Lückenlose Forstchroniken erscheinen erst seit 1 50 - 2oo Jahren. Sie sind auch mehr Wirtschaftsbücher als Waldbeschreibungen. Dennoch geben sie uns zuweilen wichtige Hinweise über die Holzartenzusammensetzung, Anpflanzung fremder Holzarten und Zurückdrängung anderer.
Andere Untersuchungen dieser Art nahmen von der Pollenanalyse ihren Ausgang» Hier gelang es', die Waldgeschichte bis zu einer Zeit zurückzuverfolgen, bei der der Einfluß des Menschen auf seine natürliche Umwelt noch verschwindend gering war.Aber auch aus der Pollenanalyse lassen sich keine genauen Vegetationsbilder entwerfen® Bis vor kurzem begnügte man sich mit der Feststellung der prozentualen Holzartenzusammensetzung. Erst in neuerer Zeit lernte man durch die Verfeinerung der Methodik g.uch das Auftreten einiger krautiger Pflanzen mit Sicherheit nachzuweisen.Dennoch hat die Pollenanalyse ihre Grenzen® Wenn auch in den letzten Jahrzehnten die Pollenmorphologie bestimmter Gruppen große Fortschritte gemacht hat, so trifft doch die Unterscheidung nahe verwandter Arten oft noch auf unüberwindliche Schwierigkeitenj in manchen Gruppen ist sogar auch die sichere Bestimmung der Gattungen vorerst noch nicht möglich. Ferner ist die Pollenerhaltung bei den einzelnen Arten sehr unterschiedlich»Sogar der Nachweis einiger Bäume erschwert sich aus diesem Grunde sehr (Gattung Acer u. a.).
Zum dritten kann man sich der Methode der vergleichenden Pflanzensoziologie bedienen, um eine Rekonstruktion der ursprünglichen Vegetationsdecke