Decheniana (Bonn) 147, 15-19 (1994)
Huperzia selago (L.) Bernh. im westlichen Sauerland
Bernd Schröder Mit 1 Tabelle
(Manuskripteingang: 27, 2, 1993)
Kurzfassung
Huperzia selago (L.) BERNH. wächst im westlichen Sauerland/Süd-Westfalen 1 außerhalb seines westfälischen Hauptverbreitungsgebiets, das im Hochsauerland (insbesondere im östlichen Rothaar- und im Asten-Gebirge) liegt. Die wenigen Kleinstvorkommen im westlichen Sauerland werden im folgenden beschrieben und hinsichtlich ihrer Standortbedingungen untersucht. Ein wichtiges Ergebnis ist dabei die These, daß sich der Bärlapp nach Jahrzehnten des Rückgangs seit einiger Zeit - hauptsächlich an verheideten Wegböschungen - wieder verstärkt ansiedelt und sich in Nordrhein Westfalen und in den angrenzenden Gebieten allmählich wieder ausbreitet.
Abstract
Huperzia selago (L.) BERNH. grows in the West Sauerland/South Westphalia outside its main area in West- phalia, which is situated in the High Sauerland (especially around the mountains called Asten). In the follow- ing article the few incidences in the West Sauerland will be described and analyzed as regards the conditions of its habitats. This research reveals that, after having retrogressed for the last decades, Huperzia selago has started to spread out on certain anthropogenic biotops (f.i. wayside undergrouthes) for the last years.
1. Vorbemerkung
In den letzten Jahren sind in der Fachliteratur mehrere Veröffentlichungen über Neufunde von Huperzia selago (L.) Bernh. in Nordrhein Westfalen und in den westlich und südwestlich angrenzenden Gebieten (Eifel, Ardennen usw.) erschienen. 2
Auch im westlichen Sauerland konnten in letzter Zeit mehrere Vorkommen neu entdeckt werden. Diese Neufunde waren Anlaß, das ökologische und soziale Verhalten des Bärlapps sowie seine Verbreitungssituation in diesem Gebiet näher zu betrachten und im folgenden darzustellen. Dabei wird auch der Frage nachzugehen sein, ob jene Häufung von Neufunden auf eine Ausbreitung von Huperzia selago außerhalb seines Hauptverbreitungsgebietes Hochsauerland schließen läßt.
2. Einführung
Huperzia selago gilt bei Oberdörfer (1990) als boreal-subozeanische bis praealpine Art, die vorwiegend in Wäldern höherer Lagen vorkommt, jedoch auch im Tiefland angetroffen wird. Ältere Floren belegen, daß sie schon immer in den Mittelgebirgen häufiger war als im nordwestdeutschen Flachland; so heißt es etwa noch in der 1. Auflage des Hegi (Band I, 1908): „Ziemlich häufig in schattigen, etwas feuchten Wäldern, an Abhängen, auf Weiden und Matten, in Mooren, auf alten Baumwurzeln von der Ebene bis in die alpine Region. In Deutschland im nördlichen Tieflande weniger häufig, immerhin noch auf den Nordseeinseln Norderney, Juist und Spieker Ooge.“ Die Verbreitungskarte bei Haeupler & Schönfelder (1988) belegt dies, macht jedoch (worauf schon Raabe (1991) hinweist) auch deutlich, daß die Meldungen der allermeisten Vorkommen für den Bereich der nordwestlichen Tieflagen Deutschlands aus der Zeit vor 1945 stammen und nach 1945 nicht mehr bestätigt werden konnten. Es muß also für Huperzia selago in diesem Jahrhundert ein starker Rückgang festgestellt werden, der im Tiefland besonders dramatisch und in den höheren Lagen der Mittelgebirge weniger deutlich ausgefallen ist.
Für den Bereich Westfalens beschreibt Beckhaus (1893) ähnliche Standort- und Verbreitungsverhältnisse wie Hegi: „Feuchte Waldungen, Heiden, Moore ... in den Gebirgen und in der Ebene . . . auf dem Astenberge sehr häufig . . Runge (1990) schließlich bestätigt, daß der Tannen-Bärlapp sein Hauptverbreitungsgebiet auch heute noch im Hochsauerland hat und im westfälischen Tiefland inzwischen sehr selten geworden ist.
Berücksichtigt wurde das Gebiet zwischen den Flüssen Volme, Lenne, Bigge und Lister; zur Situation im südlich angrenzenden Kreis Olpe sei auf die Arbeit von FELLENBERG (1987) verwiesen.
2 Siehe hierzu den Literaturnachweis.
