Zusammenfassung

In dem Mäusegradationsjahr 1988 wird eine erfolgreiche Neuner-Brut des Rauhfußkauzes im Gos- larer Stadtforst nachgewiesen. Der kleinste und unmittelbar vor dem Tode stehende Jungvogel wird durch eine Fütterungsaktion gerettet. Seine Nestlingsdauer wird mit ca. 43 Tagen ermittelt, während der Durchschnitt für die Brut bei 35 Tagen liegt. Die Zeitdifferenz zwischen dem ersten und letzten ausfliegenden Jungvogel beträgt 13 Tage.

Literatur (Auswahl)

Glutzv. Blotzheim, U. N., Bauer, K. M. (1980): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 9 Haase, W., Schelper, W. (1972): Zweitbruten als Schachtelbruten beim Rauhfußkauz (Aegolius funereus [L.]) Vogelk. Ber. Niedersachs., 4 , 65-68

Plucinski, A. (1984): Neuer Brutplatz des Rauhfußkauzes (Aegolius funereus) bei Goslar (Westharz). Om. Mitt. 36 , 86-87

Schwerdtfeger, O. (1979); Neues Brutgebiet des Rauhfußkauzes (Aegolius funereus) im Westharz. Vogelk. Ber. Niedersachs. 11,1-7

Alfons Plucinski, Breslauer Str. 2, D-3380 Goslar

Zur Jagdweise der Schleiereule (Tyto alba)

Als wir im Winter 1988/89 an einer Schleiereulenwinterfütterung ein paar Belegaufnahmen anferti­gen wollten, kam am Ende eine Serie über das Beuteschlagen der Schleiereule heraus.

Ausgehend davon, daß die Schleiereule ein ausgesprochener Nachtjäger ist, wollten wir entspre­chend auch in der Nacht ansitzen. Beim Füttern und Kontrollieren der Mäuse trafen wir jedoch die Eule schon am Tag gegen 16.40 Uhr über der Wanne auf einem Balken sitzend an. Daraufhin setz­ten wir uns das erste Mal am 19.12.1988 um 16.30 Uhr an. Innerhalb von 15 Minuten flog die Eule zweimal an. Mit der Ansitzzeit gingen wir soweit, daß wir uns am 24. 2.1989 um 12.45 Uhr ansetz­ten. Bereits 12.55 Uhr wurde die erste Maus geschlagen. Bis 13.15 Uhr hatte sich unser Mäusebe­stand um 4 Mäuse verringert!

In der Zeit vom 19.12.1988 bis zum 4.3.1989 belichteten wir 20 Filme ä 12 Aufnahmen, dabei ent­standen 179 Aufnahmen vom Beuteschlagen der Schleiereule. Davon werden fünf Fotos auf den nachfolgenden zwei Seiten wiedergegeben.

Die Eule nutzte zur Ansitzjagd immer den selben Standort - einen Balken.

Auf sich still verhaltende Mäuse reagierte die Eule nicht. Einmal saß eine Maus ohne Deckung auf einem Brett, bewegte sich nicht und blieb von der Eule unbeachtet - obwohl beste Sichtverhält­nisse in der Scheune herrschten. Erst als sich die Maus bewegte, kam für sie das Aus.

Nachdem die Eule ihren Jagdstandort angeflogen hatte, peilte sie die Maus durch kreisende Kopf­bewegungen an. Aus dieser Fixierbewegung flog dann die Eule an, dabei hatte sie keine festge­legte Strategie. Es konnte Vorkommen, daß sie schon 60 cm vor dem Ergreifen der Beute die Fänge gespreizt auf die Beute gerichtet hatte. Daß die Eule die Fänge 40 cm vor dem Zugreifen noch nicht in Verlängerung der Hörrichtung ausgestreckt unter dem Kopf trug, konnte jedoch auch gesche­hen.

Die Augen schloß die Eule immer erst unmittelbar vor dem Ergreifen der Beute.

Die geschlagene Beute wurde teils im Schnabel, teils in den Fängen fortgetragen.

Bernd Hartung, Nr. 26, Wölkisch, DDR 8251 Konrad Pessner, Pfarrhaus, Frauenmark, DDR 2851