Ungewöhnliche Beutetierzahl im Mäusebussardhorst
Innerhalb der Arbeit der Arbeitsgruppe „Greifvogelschutz” Potsdam werden alljährlich von den Verfassern auf einer 68 km 2 großen Untersuchungsfläche, die im wesentlichen die Teltow-Platte im Süden Berlins umfaßt, die Siedlungsdichte aller vorkommenden Greifvogelarten erfaßt und brutbiologische Daten erhoben. Zu diesem Zweck werden die besetzten Horste kontrolliert und die jungen Greifvögel beringt. Während der Horstkontrollen 1988 wurde auch ein ca. 1 km südlich von Teltow gelegener Mäusebussardhorst kontrolliert. Dieser befand sich in einem nur 50 m breiten Pappelstreifen. Nachdem er am 8. 5. besetzt vorgefunden wurde und am 22. 5. Kotspritzer unterm Horst festgestellt wurden, fand am 24. 5. die Horstkontrolle statt. Im Horst befand sich lediglich ein ca. 15 Tage alter Jungvogel, um den herum jedoch 41 Wühlmäuse deponiert worden waren (von denen noch 31 Microtus arvalis und 2 Clethrionomys glareolus identifizierbar waren). Diese waren z.T. schon in Verwesung übergegangen, z.T. auch stark von Fliegenmaden befallen, die bereits in starkem Maße auf den Jungvogel übergegriffen hatten. Nach Entfernen eines Großteils der verwesenden Beute und eingehender Säuberung des Jungvogels wurde dieser beringt und flog, wie bei einer Nachkontrolle festgestellt werden konnte, auch erfolgreich aus.
Diese Beutetierzahl scheint bisher beispiellos zu sein (vgl. Schuster 1930 und Blanc 1956 nach Glutz von Blotzheim et al. 1971). Setzt man die durchschnittliche Körpermasse der Mäuse mit 15 g an (nach März 1989), hätte dieser Nahrungsvorrat für eine ganze Woche gereicht. - Eine eindeutige Erklärung dieses Sachverhaltes dürfte schwierig sein. Möglicherweise hat es sich um brutunerfahrene Altvögel gehandelt. Eine Erklärung durch mögliche Verhaltensstörungen nach hoher Pestizidkontamination scheint gleichfalls auszuscheiden - zum einen ergaben Untersuchungen an tauben Eiern für dieses Gebiet nur niedrige Belastungswerte; zum anderen lag zwar dieses Paar mit 1 flüggen Jungvogel deutlich unter dem Durchschnitt von 1988 mit 2,0 Jungvögeln pro kontrolliertem Brutpaar, zog aber 1989 bei einem Durchschnitt von 1,7 Jungvögeln pro kontrolliertem Brutpaar 3 flügge Jungvögel auf. (Aufgrund seiner typischen Färbung konnte sowohl 1989 als auch 1990 das Weibchen wiedererkannt werden.) Im Jahr 1990 allerdings schritt das Paar nicht zur Brut, obgleich ein neuer Horst erbaut worden war.
i Literatur
Glutzv. Blotzheim, U. N. & K. Bauer & E. Bezzel (1971): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 4.
Robert und Horst Schimmelpfennig, Ph.-Müller-Allee 161,0-1530 Teltow-Seehof
Gleicher Zugweg verschiedener Arten
Wir wissen seit langem, daß viele Vogelarten gleiche Hauptzugrichtungen einhalten. Das zeigt sich besonders an den „Brennpunkten” des Vogelzuges: auf Inseln, an Meeresküsten, an den Ufern großer Seen. Im Binnenland entziehen sich solche Abläufe zumeist unseren Augen, aber mit Hilfe der Beringung wird auch in dieser Hinsicht manches Geheimnis gelüftet, deren es noch ungezählte geben dürfte.
Innerhalb von einigen Wochen fing ich im April 1989 an meinem Fangplatz bei Magdeburg in einem Schilfstreifen einen Zilpzalp und eine Rohrammer, die beide im Herbst 1988 an einem Ort in Südfrankreich gefangen worden waren:
Zilpzalp (Phylloscopus collybita)
PARIS 3012590 S Fängling 18. 10. 1988 La Maziere (44.21 N 00.16 E), Villeton, Lot-et-Garonne, Frankreich
gef. u. freigel. 9 mit Brutfleck 30. 4. 1989 1 km S Lostau, Kr. Burg, Bez. Magdeburg (52.12 N 11.44 E)
Rohrammer (Emberiza schoeniclus)
PARIS 3459818 8 9 nicht diesj. 13.11.1988 La Maziere, Villeton Lot-et-Garonne, Frankreich gef. u. freigel. 9 1.4.1989 1 km S Lostau, Kr. Burg, Bez. Magdeburg
H. Stein, Albert-Kuntz-Str. 15, 0-3050 Magdeburg
232