Als die Waldschnepfe die Krautschicht am Straßenrand erreichte, richtete sie sich auf, wen­dete den Kopf und strich dann in raschem Flug ins Unterholz ab.

Wir hatten zunächst den Eindruck eines sich mühsam zur Deckung bewegenden kranken Vo­gels; das lebhafte Verhalten am Straßenrand widersprach jedoch diesem Eindruck. Bekannt ist das hartnäckige sich Drücken brütender Vögel. Vielleicht zeigt die beobachtete Bewe­gungsart, wie sich eine Waldschnepfe in völlig deckungsfreiem Gelände in die rettende Deckung bewegt.

In den Handbüchern von Glutz et al. (Bd. 7/2, S. 122) und Cramp et al. (Voi. III, p. 444) ist diese Bewegungsart nicht beschrieben. Möglicherweise ist sie bisher wegen der überwiegend dämmerungs- und nachtaktiven, an unübersichtliche Biotope angepaßte Lebensweise der Beobachtung entgangen.

Inge und Dr. Gerhard Heyl, Brüder- Bonhoeffer-Straße 11, D-51377 Leverkusen.

Ergebnisse morphometrischer Untersuchungen an Saatgänsen (Anser fabalis)

ln Mittel- und Westeuropa überwintern Saatgänse der Unterart Anser f. fabalis (Waldsaatgans) und Anser f. rossicus (Tundrasaatgans). Nach wie vor ist umstritten, ob die beiden Unterarten durch Übergangsformen (Intermediäre Formen) miteinander verbunden sind. 1972, 1977 und seit 1987 wurden in den Herbstmonaten insgesamt 1.700 Saatgänse untersucht, um die Va­riabilität morphometrischer Merkmale (Schnabelhöhe, -länge, Laufiänge, Flügellänge, und Körpermasse) sowie der Gelbverteilung am Schnabel zu erfassen. Gemessen wurden Gänse, die im NSG Gülper See (Land Brandenburg) mit dem Kanonenetz gefangen wurden.

Die in den verschiedenen Jahren gefangenen Saatgänse unterschieden sich zum Teil signifi­kant voneinander. Vögel in Rastgemeinschaften, in denen ein hoher Gelbanteil im Schnabel vorherrscht, weisen eine größere Variabilität in den Körpermerkmalen auf als solche, die rela­tiv dunkel gefärbte Schnäbel haben (z.B. 1987, 1989 und 1990 viel Gelb; 1988, 1991 wenig Gelb). Saatgänse, die dem gesamten Habitus nach dem A. f. rossicus -Typ zugeordnet wer­den können, sind sehr selten. Insgesamt überwiegen Vögel mit Merkmalen beider Unterarten, vor allem in Schnabelform und -färbe. Saatgänse, die der Nominatform zuzurechnen sind, wurden nur im Dezember 1972 festgestellt.

Nach einem Postervortrag von H. Lieeherr & E. Rutschke auf der DO-G = Tagung 1992 in Berlin. Ausführlicher Bericht mit Abb. folgt in OM.

Partnertreue und Familienzusammenhalt bei der Graugans (Anser anser)

Die von Heinroth vertretenen Auffassung, daß Monogamie herrscht, wurde zwar von Lorenz an in Gefangenschaft gehaltenen Graugänsen wiederlegt, doch bisher fehlten Feststellungen aus Freiland-Populationen.

Nach individueller Kennzeichnung von 1.640 Graugänsen mit codierten Farbhalsbändern und der Auswertung von Sichtnachweisen im gesamten Jahreslebensraum Mittel- und Westeu­ropa, sind folgende Aussagen möglich:

Lebenslängliche Partnertreue kommt vor, sie ist jedoch wegen der extrem hohen Mortalität (Jagddruck) selten. Partnerverlust ist die Regel und das Überleben beider Partner die Aus­nahme. Nachweise für dauerhaften Paarzusammenhalt bis zu 9 Jahre liegen vor. Nach Part­nerverlust kommt es in der Regel schon in der darauffolgenden Brutperiode zur Wiederver­paarung. Dabei gibt es keine Unerschiede zwischen Männchen und Weibchen. Umverpaa­rung wurde ebenfalls nachgewiesen. Fehlender Bruterfolg scheint die Umverpaarung zu be­günstigen. Die Trennung der diesjährigen Vögel von den Eltern erfolgt meist im Winterquar­tier. Geschwister halten in Nichtbrüterverbänden oft jahrelang zusammen.

Nach einem Postervortrag von E. Rutschke &. H. Liebherr auf der DO-G=Tagung 1992 in Berlin.

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