Nahrung und Nahrungsbeschaffung (iv) Vogelkundliche Beobachtungen in Schleswig-Holstein Drosseln im Weißdorn Winter 1995/96
12.11.95: Ziehende Rotdrosseln Turdus iliacus wandern in girlandenartigem Flug von Weißdorn zu Weißdorn Crataegus monogyna durch ein Bachtal, dessen hohes Ufer dicht bebuscht ist, und pflücken die Beeren. Zur gleichen Zeit befliegen hier die Amseln T. merula immer nur denselben Strauch. Völlig unbeachtet bleiben Hagebutten Rosa canina, Schlehen Prunus spinosa und Pfaffenhütchen Euonymus europaeus sowohl von Amsel wie von Rotdrossel.
17.11.95: Am Sibbersdorfer See essen rund 80 Wachoderdrosseln T. pilaris nach einer Frostnacht ausgiebig (8.00 - 9.30 Uhr) in einem Weißdornknick. Dieser Knick wird traditionell von Wacholderdrosseln abgeerntet. Er ist einartig = C. monogyna, 165 m lang und trennt größere Wiesen- und Ackerflächen.
22.11.95: Im selben Knick ernten heute rund 150 Rotdrosseln . Auf dem krautfreien Grund des Knicks sucht ein Trupp Grünlinge Carduelis chloris nach Nahrung. Ich habe den Verdacht, daß sie abgefallene Beeren (reichlich vorhanden) oder sogar von den Drosseln ausgeschiedene Kerne aufnehmen. Der Zublick war durch Gras versperrt.
Der Weißdorn ernährte die Drosseln noch bis weit in den Winter hinein, entweder als Beikost oder, in Zeiten der Schneelage, auch als Hauptkost. Die Früchte behielten ihre rote Reifefarbe unterschiedlich lange. Ein sehr alter Weißdornbaum hatte am Jahresende seine jetzt schon schwarzbraunen Beeren abgeworfen. Am 6. 1.96 sammelten hier 6 Amseln bis zur Sättigung. Es fanden sich aber auch am 3. 2.96 noch ganz rote Beeren, die ebenfalls von Amseln geerntet wurden.
Die letzten Beobachtungen zur Weißdornnahrung waren in diesem Winter:
6. 1.96: Bei Lütjenburg pflücken ca. 80 Rotdrosseln ausschließlich Weißdornbeeren.
15. 2.96: Ebenfalls bei Lütjenburg pflücken 5 Wacholderdrosseln die jetzt durchgehend rotbraunen bis schwarzbraunen Beeren; darunter 1 Vogel, der 10 Beeren nacheinander schluckt.
17. 2.96: Eine Amsel wird als letzte Drossel bei der Weißdornernte beobachtet.
Hans-Georg Peglow, Lindenallee 33, D-23714 Malente
Mehlschwalbe (Delichon urbica) besucht Brutkolonie der Uferschwalbe (Riparia riparia)
Die Beobachtung von Radomski über über eine Mehlschwalbe in einer Brutkolonie der Uferschwalbe (vgl. OM 9 / 1995) kann ich auf Grund einer eigenen Beobachtung ergänzen. In einer größeren Uferschwalbenkolonie, die sich auf dem Gelände eines Kiesabbaubetriebes in einer großen Halde von Estrichsand 0 / 2 mm befand, konnte ich am 27. Juli 1991 beobachten und durch Fotos belegen, wie sich Mehlschwalben den Brutröhren der Uferschwalben näherten und offensichtlich Interesse für sie zeigten.
Auch bei längerer Beobachtung gelang es jedoch nicht, die Fütterung von Jungen innerhalb einer Brutröhre der Uferschwalben zu belegen. Die Uferschwalben ließen sich durch die Anwesenheit der Mehlschwalben vor ihren Brutröhren aber keineswegs in ihren Fütterungsaktivitäten beeinträchtigen.
Alfons Plucinski, Breslauer Str. 2, D - 38642 Goslar