Dr. Gustav Schoser zum 50. Geburtstag
Am 22. August 1974 wird der Frankfurter Palmengartendirektor 50 Jahre alt. Seine Vorfahren und sein Geburtsort Trochtelfingen/Hohenzollern weisen ihn als Schwabe besonderer Prägung aus, der in seiner Jugend in der Provinz Hohenzollern unter preußischer Verwaltung aufgewachsen ist, bis sich nach 1945 das Land Baden-Württemberg der schwäbisch sprechenden ehemaligen preußischen Landeskinder angenommen hat. Vom Gymnasium in Sigmaringen zum Kriegsdienst als Bordfunker bei der Luftwaffe einberufen, kehrte er 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und konnte dann das Studium der Biologie an der Universität Tübingen aufnehmen. Seine wissenschaftliche Ausbildung zeichnet sich durch eine besondere Breite der Interessen aus: neben seinem Spezialgebiet Botanik widmete er sich auch eingehenden Studien in den Fächern Zoologie, Physik und Chemie. Ebenso vielseitig war sein weiterer akademischer Werdegang: 1954 Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien, 1955 Promotion zum Dr. rer. nat., 1955/56 Referendarzeit am Studienseminar in Tübingen mit Abschlußexamen als Studienassessor. Nach kurzer Zeit im Schuldienst an Gymnasien holte ihn sein Lehrer Prof. Dr. Bünning 1957 als Kustos des Botanischen Instituts und Gartens an die Universität Tübingen zurück, wo er 1964 zum Akademischen Oberrat ernannt wurde. Die Stadt Frankfurt hat Herrn Dr. Schoser im September 1968 zum Leiter des Palmengartens bestellt und hat ihn im April 1969 zum Gartenbaudirektor ernannt.
Diese Daten sind Meilensteine einer ungewöhnlich vielseitigen Tätigkeit. Das in zahlreichen Publikationen enthaltene wissenschaftliche Werk von Dr. Schoser ist gekennzeichnet durch das Rahmenthema „Licht und Pflanze“ und durch eingehende Studien an Orchideen, insbesondere der Gattung Paphiopedilum, über die er auch auf internationalen Kongressen berichtet hat. Eine Darstellung in Buchform hat er der Pflanzenkultur mit modernen Lichtquellen gewidmet, welche der Anwendung wissenschaftlicher Ergebnisse der Photobiologie in der gärtnerischen Praxis dient. Die aus seiner Feder stammende deutschsprachige Bearbeitung des Buches von I. B. Thomas unter dem Titel „Einführung in die Photobiologie“ (Thieme Verlag, Stuttgart 1968) hat als Lehrbuch eine große Verbreitung gefunden. Als Redakteur ist er für die vorliegende Vierteljahresschrift „Der Palmengarten“, für die Zeitschrift „Die Orchidee“ sowie für das international sehr weit verbreitete Referatenorgan „Berichte Biochemie und Biologie“ (Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York) tätig.
Dr. Schoser’s besondere Vorliebe gehört den Orchideen. Als international bekannter und anerkannter Fachwissenschaftler auf diesem Gebiet ist er 1969 zum Präsidenten der Deut- schen-Orchideen-Gesellschaft gewählt worden. Es ist eine besondere Ehre und große Aufgabe für den Frankfurter Palmengartendirektor, daß die 8. Welt-Orchideen-Konferenz im April 1975 in Frankfurt am Main unter dem Leitthema „Orchideen für alle“ abgehalten wird.
Seine Hauptarbeit widmet Dr. Schoser der Modernisierung und dem weiteren Ausbau des Palmengartens. Seine bisher erzielten Erfolge sind allen Besuchern dieses einmaligen Er- holungs- und Belehrungsparks vor Augen. Wer seine weiteren Pläne kennt, weiß, daß es ihm ein besonderes Anliegen ist, im Frankfurter Palmengarten die ideale Kombination von Wissenschaft und Praxis, von Bildung und Erholung, von Kunstgenuß und Entspannung weiter zu verwirklichen und damit dem Bildungshungrigen, dem Praktiker, dem Pflanzenliebhaber und dem Ästheten in dieser grünen Oase mitten in der Großstadt etwas zu bieten.
Mit den herzlichsten Glückwünschen zum 50. Geburtstag übermitteln dem Jubilar seine zahlreichen Freunde und Mitarbeiter die besten Wünsche für seine Gesundheit und für seine weitere Arbeit im Dienste des Frankfurter Palmengartens.
Prof. Dr. K. Egle
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Der Palmengarten 3/74
