Zur Geschichte der
Magnetischen Vermessung der Rheinpfalz
S ls ich im Spätsommer 1855 mit der Ausrüstung an Instrumenten, erforderlich für erdmagnetische Beobachtungen, soweit zu Ende gekommen war und namentlich die magnetischen Instrumente mit den Normalinstrumenten der Sternwarte in Bogenhausen (München) genauestens verglichen hatte und die Konstanten meiner Apparate geprüft worden waren, fasste ich den Entschluss, einer Anregung Professor Lamonts folgend, meine Heimat, die bayrische Pfalz, magnetisch genauer zu untersuchen. Für mich konnte dies in gewissem Sinne als eine Vorübung für die von mir in Australien auszuführenden grösseren Arbeiten auf diesem Gebiete gelten. Da Professor Lamont im Jahre 1851 und 1852 im mittleren Rheingebiet und in der Pfalz (im weitern Sinne) etwa 13 Stationen nach ihren meteorologischen Elementen bestimmt hatte, wovon sieben auf die bayrische Rheinpfalz entfielen, so schien es zweckmässig, daran anschliessend eine grössere Anzahl von Stationen magnetisch zu beobachten, und entschloss ich mich daher, diese interessante Arbeit noch vor Verlassen Europas auszuführen. Das war nun allerdings ein etwas schwieriges Unternehmen, da meine Abreise von Europa für den Sommer 1856 in das Auge gefasst worden war und der Vorbereitungen noch sehr viele zu treffen waren. Es ist bekannt, dass ich durch Seine Majestät den König Maximilian II. von Bayern im Sommer 1855 den Auftrag erhalten hatte, dahin zu wirken, es möchte in Australien ein Observatorium für die Physik der Erde und im besondern für die erdmagnetische Forschung errichtet werden, und dazu durch Seine Majestät eine Ausstattung an Instrumenten, Apparaten u. s. w. bewilligt erhielt. Unter die mir gestellte Aufgabe gehörte auch die Ausführung einer grossem erdmagnetischen Vermessung im Südosten des australischen Festlandes (Viktoria), weshalb insoferne die- Ausführung der erdmagnetischen Aufnahme der bayrischen Rheinpfalz wie ich sie plante, als eine Vorstudie der grossem australischen Aufgabe anzusehen ist. Die soeben dargelegten Verhältnisse in Erwägung ziehend, wird man mir wohl zugestehen, dass die Ausführung der pfälzischen Vermessung von erheblichen Schwierigkeiten umgeben war, zumal dafür tatsächlich nur die Wintermonate November, Dezember 1855 und Januar, Februar 1856 zur Verfügung blieben. Während überdies die Ausführung magnetischer Beobachtungen im Freien bei ungünstiger Witterung überhaupt sehr schwierig ist, so ist dies in erhöhtem Grade in den Wintermonaten der Fall. Denn dabei stösst die Ermittelung der genauen Lage der beobachteten Station, sowie die des Azimuts entfernter Stationen auf besondere Schwierigkeiten; aber darauf beruht in erster Linie die Bestimmung der erdmagnetischen Deklination. Auf die Möglichkeit der Durchführung astronomischer Bestimmung für diesen Zweck kann man in den Wintermonaten in unserm Klima nur wenig' rechnen, während andererseits auch die Fernsicht zum Einschneiden von geodätisch bestimmten