178

Die ganze Aktion spielte sich folgendermaßen ab:

Zuerst wurden die Verbindungsbrücken mit Heißdampf ab ge sprüht. Dabei wurden alle vorhandenen Nester entfernt. Dann wurde der Beton dreimal mit flüssigem Kunststoff überzogen. Nach dem drit­ten Anstrich wurde auf die noch feuchte, klebrige Masse Kies der Körnung bis 4mm aufgestreut, und zwar nur auf die Bereiche, die den Schwalben als Nistplatz dienen könnten. Darüber kam als vier­ter Anstrich eine Versiegelung. Vom DBV wurden 50 Kunstdoppel­nester gekauft. Diese wurden von der die Arbeit ausführenden Fir­ma über alle Brücken verteilt aufgehängt.

Da diese Arbeiten erst im September beginnen konnten, zogen sie sich bis in den Monat November hin. Die Temperatur sank auf Null Grad und teilweise darunter. Die Kunststoffbeschichtung muß aber bei mindestens +10 °C vorgenommen werden. Die Verbin­dungsbrücken mußten daher einzeln mit Planen abgehängt und Heißluft eingeblasen werden. Diese aufwendige Arbeitsweise ver­ursachte der ausführenden Firma Kosten in Höhe von ca. 60 000 DM. Den Berliner Entwässerungswerken entstanden durch das Vorhalten der bereits montierten Gerüste (Mai-September) Kosten von ca.

40 000 DM, so daß die gesamte Rettungsaktion der Mehlschwalben insgesamt 100 000 DM gekostet hat. Niemand konnte aber garan­tieren, daß die Mehlschwalben im nächsten Jahr ihren alten Brut­platz wieder annehmen würden.

Voller Spannung wurde die Rückkehr der Schwalben im Früh­jahr 1984 erwartet. Die ersten Heimkehrer Anfang Mai besetzten sofort die 100 Kunstnester. Die zweite Rückkehrwelle kam Mitte Mai. Die Erstankömmlinge verteidigten hartnäckig ihre bereits besetzten Nester, und so waren die Neuankömmlinge gezwungen sich neue eigene Nester zu bauen. Oftmals wurden diese Nester direkt an die Kunstnester angebaut, so daß Dreier- oder Vierer­nester entstanden. Aber auch völlig freistehende Nester wurden gebaut. Insgesamt konnten 270 Nester (inclusive der 100 Kunst­nester) gezählt werden.

Es zeigte sich, daß bei gutem Willen aller Beteiligten eine Lösung gefunden wurde, die die notwendigen Sanie rungs arbeiten sicherstellte und gleichzeitig die größte Mehlschwalben-Kolonie der Stadt erhielt.

Der Baufirmengruppe Heilitt & Wörner und Wayss & Freytag, insbesondere ihrem Bauführer Herrn Puhlmann und den Berliner Entwässerungswerken sei herzlichst gedankt für ihr Verständnis und tatkräftige Mithilfe, die Mehlschwalben-Kolonie zu erhalten.

Anschrift des Verfassers : Klaus Pfeiffer Radelandstr. 72 A

1000 Berlin 20