2. Zweifelhafte und nicht abgrenzbare Syntaxa
In Kap. 1.2.1 wurde bereits ausführlich dargelegt, warum ein Großteil der von verschiedenen Autoren dem Centunculo-Anthocerotetum Koch ex Libbert 1932 em. Moor 1936 zugeschriebenen Aufnahmen zum Cicendietum filiformis gehört. Dies bedeutet jedoch nicht, daß die Gesellschaft nicht existent ist. Es konnte lediglich keine Artengruppe errechnet werden, die eine Abgrenzung der Gesellschaft ermöglicht, da aktuelle Aufnahmen von kleinen Aufnahmeflächen, in denen die eigentlichen Kennarten der Gesellschaft (u.a. Sagina apetala, Sagina ciliata, Spergularia segetalis und Veronica acinifolia) vorkommen, fehlen. Anagallis minima ist, wie bereits dargelegt, nicht als Kennart dieser Gesellschaft geeignet. Sollten Aufnahmen von Übergängen zwischen Cicendietum und Centunculo-Anthocerotetum bekannt werden, muß über die Abgrenzung einer Subassoziation z.B. innerhalb des Cicendietum diskutiert werden. Weiterhin muß die Verbindung zum Myosuro-Ranunculetum sardoi Diem. et al. 1940 (Myosuretum mini- mi Diem. et al. 1940, Myosuro-Alopecuretum Nezadal 1972) geklärt werden (vgl. OESAU 1978, OBERDORFER 1993, ALBRECHT 1999), da die namengebenden Arten bei MOOR (1936) ebenfalls als Kennarten des Centunculo-Anthocerotetum genannt werden.
Die Existenz eines in Deutschland eigenständigen Erythraeo-Blackstonietum acuminatae Oberd. 1957 muß angezweifelt werden (vgl. TÄUBER 2000). Abgesehen davon, daß keine aktuellen Vegetationsaufnahmen aus Deutschland vorliegen, haben die meist in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgenommenen Bestände aus dem Oberrheingebiet, die bei OBERDORFER (1993) in einer Stetigkeitstabelle zusammengefaßt sind, eine gewisse Ähnlichkeit zum Cyperetum flavescentis und zur Differentialarten-Gruppe des Cicendietum centaurietosum. Neben dem Bitterling wird als Kennart sowohl von OBERDORFER (1992) als auch von POTT (1995) Centaurium pulchellum genannt, was aufgrund des steten Vorkommens der Art im Cicendietum centaurietosum und in mehreren Aufnahmen des Cyperetum flavescentis nicht möglich ist. Mißt man dem Auftreten von Blackstonia weniger Gewicht bei, könnten die meisten Bestände ohne weiteres auch der Centaurium pulchellum-Qt- scllschaft zugeordnet werden. Dies erscheint uns sinnvoller, da keine eigenständige Differentialarten-Gruppe für ein Erythraeo-Blackstonietum acuminatae vorhanden ist. Diskutiert werden könnte allerdings, ob manche Bestände aufgrund der Artenzusammensetzung, der Struktur und der Standortbedingungen überhaupt zu den Isoeto-Nanojuncetea gehören (s. Kap. 1.3, vgl. PHILIPPI 1968, TÄUBER 2000). Eine Aufnahme des Erythraeo-Blackstonietum acuminatae bei KORNECK (1960) mit Anagallis minima, Carex serotina und Iso- lepis setacea, Centaurium pulchellum, Samolus valerandi, Einum catharticum, Agrostis stoloni- fera u.a. könnte ohne weiteres zum Cicendietum centaurietosum gestellt werden. Bei MOOR (1936) ist Blackstonia perfoliata agg. Bestandteil der charakteristischen Artenkombination des Cyperetum flavescentis, was die fehlende Eigenständigkeit des Erythraeo-Blackstonietum acuminatae unterstreicht.
Von POTT (1995:160) wird das Samolo-Cyperetum fusci Müller-Stoll et Pietsch 1985 als
eine zum submediterran-subatlantisch verbreiteten Erythraeo-Blackstonietum vikariierende Gesellschaft mit subkontinentalem Verbreitungsschwerpunkt bezeichnet. Da Blackstonia acuminata und Samolus valerandi aber auch gemeinsam vorkommen (KORNECK 1960, vgl. GRABHERR & MUCINA 1993), ist eine Differenzierung beider Gesellschaften nicht sinnvoll (vgl. auch BERGMEIER & RAUS 1999). POTT sieht in den Beständen mit Samolus valerandi Ubergänge von Cyperetalia- zu Samolo-Baldellion-Gescllschaften, die vor allem junge Dünentäler der Nordseeinseln und Boddenränder im Ostseeküstenbereich besiedeln (vgl. u.a. PETERSEN 1999, 2000). Besonders im gut gekennzeichneten Samolo-Eittorelletum (Eittorel- letea), aber auch im Centaurio-Saginetum samoletosum (Saginetea maritimae) hat die Salzbunge ihren deutlichen Schwerpunkt (vgl. SCHAMINEE et al. 1992, 1998). Als Kennart eines Samolo-Cyperetum kommt Samolus valerandi demnach ebensowenig in Frage wie Cyperus fuscus. Bestände des vermeintlichen Samolo-Cyperetum, wie z.B. die 1958 bis 1962 überwiegend in Brandenburg angefertigten Aufnahmen von MÜLLER-STOLL & PIETSCH (1985a), stellen die von POTT als Übergänge bezeichneten Bestände dar, die als eigenständige Assozia-
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