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Ich hatte im August 1929 bei Rossitten mehrmals Gelegenheit, durchziehende Regenbrachvögel zu beobachten. Einen konnte ich lange und nahe (phaeopus ist bedeutend zutraulicher als arquata!) beobachten, ohne daß er einen Ton hören ließ. Er war kaum größer, als die neben ihm stehende L imosa lapponica. D agegen bemerkte ich Mitte August einen kleinen Flug von 67 Regen- brachvögeln (alle eine Größe, also keine a rquata d arunter) über den Vogelwartenhof ziehend. Ich beschrieb den Ruf, den einer nur einmal hören ließ:djelli djelli djelli. . .", am Ende etwas stärker anschwellend. Beide Silben waren gleich lang, die erste kaum stärker betont. Die Klangfarbe erinnerte eigentlich garnicht an die des Großen Brachvogels, sie war rauher, eher gluttähnlich. Dasj" glaube ich deswegen einschieben zu müssen, weil der Leser ohne dieses zu leicht in Versuchung kommen könnte, zu schnell zu sprechen. Dasl" kann vielleicht noch besser durcht" ersetzt werden, damit der kurz ausgestoßene Ruf noch besser zur Geltung kommt. Bei einem anderen Flug von Brachvögeln hörte ich mitten aus den herrlichen ,,tlöüh"-Rufen den typischen phaeopus-Triller. Ich konnte jedoch deutlich fest­stellen, daß Brachvögel ganz verschiedener Größe (also ar quata und phaeopus) zusammenflogen und dastlaüh" sicher nur dem Großen zukommt. Dieses Gemischtfliegen und Gemischtrufen wird sicher der Grund dafür sein, daß manche Beobachter besonders in Anlehnung an NAUMANN den Regenbrachvogeltöüh" rufen lassen. Daß dieser Ruf höher als bei a rquata i st, wie z. B. N AUMANN schreibt, kann leicht auf Täuschung beruhen.

Auch andere ostpreußische Ornithologen stimmten mir zu, daß die Regenbrachvögel auf dem Zuge nur den oben beschriebenen Triller hören lassen; nie hat jemand sie, wenn er wirklich ein­wandfrei phaeopus vor sich hatte, anders rufen hören. Prüfen wir daraufhin nochmals die Literatur, so müssen wir zugeben, daß dastetty . . ." von WITHERBY bezw. SAUNDERS am ehesten zu dem von mir gehörten Ruf paßt. Auch Ve OIGHTs Beschreibung würd gut darauf passen. Ob dastititütütü" HANTSCHs d asselbe ist, kann ich nicht entscheiden; es ist aber sehr möglich, da HANTZSCH den Ruf einen langsamen Roller nennt und durch dasü" aufi" folgend die Anschwellung ausdrückt.

Die Tatsache, daß von deutschen Beobachtern bisher so wenig von dem langsamen Triller gehört und veröffentlicht worden ist, soll uns anregen, gerade auf die Zugstimme ² ) des Regenbrachvogels genauer zu achten. Allerdings scheint mir N. ph aeopus ni cht so ruflustig wie sein großer Verwandter zu sein. Die Beobachtung eines schweigenden Brachvogels braucht trotzdem nicht zweifelhaft

²)Zugstimme" soll nicht heißen, daß der Vogel sich ihrer nur während des Zuges bedient, sondern, daß er sie im allgemeinen außerhalb des Brut­platzes hören läßt. Die BezeichnungLockton" legt zu viel psychische Momente hinein und soll deshalb vermieden werden.