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Arn 17. August 1929 traf ich wiederum in Gesellschaft von Herrn Studienrat PÖNITZ am Ziegelteich bei Frohburg 3 junge Zwergmöwen an, die neben jungen Lachmöwen mit zwei alten Trauerseeschwalben über das Wasser zogen. Die schwarzen Seeschwalben stießen auf die an der Oberfläche schwimmenden Weißfischchen. Einen eigenen Flug zeigten die kleinen Möwchen; nicht wie die Seeschwalben meist horizontal schwebend, sondern im ganzen mehr vertikal in geschwungenen Linien fliegend. Die senkrechten Stöße der C lidonias nigra ü bten sie nicht. — Am 24. August konnten wir beide die 3 Zwergmöwen mit einer alten Flußseeschwalbe und 3 jungen, an dem Vorderkörper noch nicht so schwarz gefärbten Trauerseeschwalben wieder am Ziegelteiche schweben sehen. Alles Zuggenossen. Oft flogen sie bis auf etwa 20 m an uns heran, und wenn wir im Kolbenschilf Deckung nahmen, konnten wir die eigentümlich braun gefleckten Möwen von Drosselgröße noch näher betrachten. Charakteristisch erschienen uns neben Größe Haltung, Bau und Flug die schokoladenfarbigbraunen Flecke am Hinterkopf, seitlich vom Kropf, und eine ebenso gefärbte strichartige Partie von Flügeldeckfedern, die sich in Richtung nach dem Bug sehr deutlich markierte und mit dem schwarzen Fittich einen stumpfen Winkel bildete. Am Schwanz trat vor der weißen Endkante ein segmentförmiger schwarzer Fleck in Erscheinung, dessen höchste Wölbung dem Körper des Vogels zugewendet war. Bei näherer Besichtigung erwies sich die dunkle Zeichnung als eine schwarze Querbinde. Die Stimme bei diesen 3 Tieren nicht gehört. P. Wichtrich, Leipzig
Meines Wissens ist die Zwergmöwe erst einmal für Sachsen nachgewiesen worden, nämlich am 4. Mai 1913 durch WICHTRICH für die Frohburger Teiche ¹ ). Es war daher auffällig, daß der Vogel im Herbt 1929 mehrfach und zwar in Etappen in demselben Teichgebiete auftrat. Die ersten, etwa 3, bemerkte ich am 22. und 23. August am Ziegelteich unter mehreren Trauer- und 2 Flußseeschwalben. Am 28., 29. und 30. August war nur noch je eine zu sehen. Am 5. September, also nach fast einwöchiger Pause, trafen erneut 4—6 Zwergmöwen ein, von denen die letzte mindestens bis zum 11. September verweilte. Am 7. September wurde eine durch Fischmeister WOLF erlegt; sie befindet sich jetzt im Dresdener Museum.
Alle Zwergmöwen trugen das Jugendkleid und hielten sich am Ziegelteich und im Satzteichgebiet auf. Selten ruhten sie auf einer Schlickinsel; meist flogen sie umher. Ihr gaukelnder Flug
¹) Vergl. dazu die vorhergehende Mitteilung von P. WICHTIRCH, die von einer wiederholten Beobachtung spricht und das von SCHLEGEL (Vogelwelt des nordwestl. Sachsenlandes, S. 60/61) wiedergegebene Datum der letzten Beobachtung: 4. Mai 1913, mit: 7. Mai 1913 berichtigt. Der Herausg.