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Gefieder sich die tieferstehende Abendsonne spiegelte, hegte aber dann auch wieder Zweifel an dieser Annahme. Da jedoch eine einwandfreie Feststellung der durch das windbewegte Blattwerk ziemlich verdeckten Vögel nicht möglich war, riskierte ich trotz der etwas größeren Entfernung einen Schuß, auf den zwar keiner der roten Vögel fiel, aber ein anderer herabkam, der mich über ihre Identität aufklärte. Es war ein unausgefärbter männlicher Fichtenkreuzschnabel. Soweit ich die auf den Schuß hin geschlossen abfliegenden Vögel in dem weiten, freien Gelände mit dem Glas verfolgen konnte, lösten sich die Kreuzschnäbel nicht aus der Gesellschaft der Stare. Interessant an dieser Beobachtung ist einmal der Anschluß der Kreuzschnäbel an den Starenflug und zum anderen das Vorkommen im freien Gelände; der nächste Waldbestand befand sich in über 1 km Entfernung.
Rud. Zimmermann, Dresden
Zur Invasion des Großen Buntspechtes, Dryobates m. major (L.)
Durch regelmäßige Gänge in einem engbegrenzten Beobachtungsgebiete glaubte man im Laufe der Zeit über die biologischen Verhältnisse einiger ständig anzutreffender Vogelarten völlig klar geworden zu sein. Und gerade, wenn man denkt, das Leben und Treiben dieser oder jener Art so gut wie lückenlos erfaßt zu haben, treten außergewöhnliche Erscheinungen ein, die das biologische Gesamtbild wesentlich ändern.
Ein solcher scheinbar ganz regelwidriger Vorgang, der nicht nur mir, sondern auch meinem Freunde SCHLECHTER in Deutschbaselitz auffiel, war im letzten Herbste in der Umgebung von Grüngräbchen beim Großen Buntspechte festzustellen. Von Mitte Oktober an wurden Große Buntspechte und zwar fast aus- schließlich Jungvögel in einer die normalen Verhältnisse erheblich übertreffenden Anzahl beobachtet.
Aus meinen Aufzeichnungen ergibt sich ungefähr folgendes Bild: Die ersten 3 jungen Dryobates major bearbeiteten am 19.10. gleichzeitig einen dürren Pflaumenbaum im Schulgarten. Am 20.10. wurden 4 Jungvögel bei gleicher Tätigkeit in einem Nachbargarten angetroffen. Am 23. 10. besuchten wieder 2 Vögel meinen Garten. In den folgenden Tagen nahm die Zahl der beobachteten Jungspechte zu. Ein Flug von 8 Vögeln am 24. 10. und einer von 9 Spechten am 27. 10., unter denen sich auch 2 alte Weibchen befanden, kennzeichnen dieses Anschwellen im Auftreten des Großen Buntspechtes, das bis Ende des Monats anhielt. Von da an wurden die Beobachtungen einzelner Flüge, die in der 2. Novemberwoche auch wesentlich in der Individienzahl zurückgingen, seltener, und seit dem 12. 11., an welchem Tage letztmalig