Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 8, 2001: S. 651-663

Die Verbreitung der Türkentaube (Streptopelia decaocto) 1999 im sächsischen Vogtland*

von Stephan Ernst und Mario Hermann

1. Einleitung

Bekanntlich wanderte die Türkentaube (Abb. 1) erst in den 1930er Jahren in Mittel-

Abb. 1. Türkentaube in Straßberg, Vogtlandkreis. - Foto: T. Harbig (April 2000).

europa ein. Sie erreichte Deutschland in den vierziger Jahren und hatte bis etwa 1965 schon das ganze mitteleuropäische Tiefland besiedelt (HOFSTETTER & SCHERNER 1980, BAUER & BERTHOLD 1996). In Sachsen be­gann die Einwanderung 1946-1950 (HEY- DER 1952, 1962). Schon bis Anfang der sech­ziger Jahre waren die meisten Ortschaften in den unteren und den mittleren Lagen besie­delt (SAEMANN et al. 1998). Die Bestände erreichten ihr Maximum regional differen­ziert Mitte der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre und nahmen danach wieder ab (STEF­FENS et al. 1998). Auch im Vogtland konnte ein Rückgang beobachtet werden. Um Klar­heit darüber zu erhalten, in welchen Ort­schaften des Vogtlandkreises heute noch Tür­kentauben leben, entschlossen wir uns, 1999 eine Untersuchung anzustellen. Da sich da­ran 26 Ornithologen beteiligten, konnte das Gebiet flächendeckend bearbeitet werden.

2. Material und Methode

Ziel der Untersuchung war, die gegenwärtige Verbreitung der Türkentaube im sächsischen Vogtland zu erkunden. Als besiedelt galt eine Ortschaft, wenn in der Zeit vom 1.4. bis 31.7. 1999 wenigstens eine Feststellung gelang, als unbesiedelt, wenn mindestens drei Kontrollen an verschiedenen Tagen negativ verliefen. Nachträg­lich wurde diese Vorgabe noch präzisiert und darum gebeten, jede Ortschaft in eine von vier Kategorien einzuordnen: entweder als unbesiedelt oder mit ein bis fünf, sechs bis zehn und mehr als zehn Brutpaaren.

*Überarbeitete Fassung eines Vortrages auf der 39. Jahresversammlung des Vereins Sächsischer Ornithologen e.V. 2001 in Grimma.