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Mitt. Ver. Sachs. Ornithol. 8, 2001

Kontrolliert wurden alle Ortschaften des sächsi­schen Vogtlandes (= Vogtlandkreis), die im Orts­verzeichnis des Postleitzahlenbuches von 1993 mit einer Postleitzahl aufgeführt sind, unabhängig davon, ob sie durch Gebietsreformen bereits eingemeindet waren (wie z. B. Rempesgrün als OT von Auerbach) oder dieses Schicksal erst noch erlitten; außerdem relativ abseitige, nicht zu kleine Ortsteile (= OT) wie z. B. der OT Reinsdorf von Plauen oder der OT Unterlauterbach von Ober­lauterbach. Es handelte sich um insgesamt 292 kontrollierte Ortschaften und Ortsteile, die 1999 in 48 Gemeinden eingegliedert waren. Abgelegene Ortsteile mit nur wenigen Häusern wurden nicht berücksichtigt.

Der Vogtlandkreis ist der größte Landkreis des Freistaates Sachsen und umfaßt einschließlich der kreisfreien Stadt Plauen eine Fläche von 1412 km 2 . 1997 waren davon 47,5 % Landwirtschaftsfläche, 39,1 % Waldfläche und 9,5 % Siedlungs- und Ver­kehrsfläche. 1999 lebten im Vogtlandkreis 276.582 Menschen, das sind 196 je km 2 . Nur vier Städte besaßen mehr als 10.000 Einwohner, nämlich Plauen: 71.955, Reichenbach: 23.831, Auerbach: 20.293 und Oelsnitz: 12.689 (Statistisches Lan­desamt des Freistaates Sachsen 2000).

Für die Auswertung zur Verfügung standen au­ßerdem die Beobachtungskartei der Fachgruppe Ornithologie Auerbach mit Material rückwirkend bis 1960, die von M. HERMANN zusammengestell­ten Beobachtungsberichte 1995-1999 für das sächsische Vogtland, die Ergebnisse einer Unter­suchung von F. MÜLLER über den Türkentauben­bestand 1999 im Stadtgebiet von Plauen sowie die Ergebnisse von Umfragen, besonders unter den älteren Ornithologen des Vogtlandes.

An der Untersuchung beteiligten sich außer den Verfassern W. DlETZSCH (Reichenbach), G. FASS­BENDER (Reichenbach), E. FRÖHLICH (Netzsch­kau), T. HALLFARTH (Neuwürschnitz), F. HEI- NICKE (Auerbach), S. HUMMEL (Auerbach), M. KNAUERHASE (Plauen), H. KREISCHE (Auerbach), M. KÜNZEL (Zwota), G. KULT (Falkenstein), W. Limmer (Ruderitz), K. H. Meyer (Theuma), B. MÖCKEL (Jößnitz), F. MÜLLER (Plauen), H. MÜL­LER (Reichenbach), K. POPP (Reichenbach), G. SCHÖNFUSS (Ellefeld), E. SCHÖNWEISS (Oelsnitz), U. SCHRÖDER (Ranspach), R. SCHUSTER (Pausa), M. und S. THOSS (Auerbach), H. WOLF (Co­schütz) und K. WOLFRAM (Ellefeld). Ihnen ge­bührt ein pfundiger Dank, hatten sie es doch bei ihren Kontrollen nicht immer leicht, wurden oft ihrerseits von der Bevölkerung mißtrauisch beob­achtet oder beim langsamen Durchfahren der Ortschaften von der Polizei angehalten und selbst

kontrolliert. Gedankt sei auch allen, die ihre Beob­achtungen bereits in der oben genannten Kartei abgelegt oder uns weitere Informationen zur Verfügung gestellt haben.

Für Literaturauskünfte danken wir Herrn Dr. W. THIEDE (Köln) und Herrn Dr. E. MEY (Rudol­stadt), für die Ubersetzung der Zusammenfassung ins Englische Herrn R. ORSAKOWSKY (Bautzen).

3. Ergebnisse

Wie vermutet, hat die Türkentaube große Teile ihres ehemals besiedelten Gebietes wieder verlassen und wahrscheinlich auch in ihrem Bestand stark abgenommen. Von 292 Ortschaften des Vogtlandkreises waren 1999 noch 153 besiedelt (Anhang 1). In 136 von ihnen lebten nur ein bis fünf, in zehn sechs bis zehn und in sieben mehr als zehn Brut­paare (= BP). Zu den Ortschaften mit sechs bis zehn Türkentaubenpaaren gehörten Fal­kenstein, Jößnitz, Mühltroff, Mylau, Netzsch­kau, Rebesgrün, Rodewisch, Straßberg und Waldkirchen. Je elf Paare wurden in Ellefeld und Lengenfeld, 13 in Pausa und 53 in Plau­en (Tab. 1) ermittelt. Für Auerbach, Oelsnitz und Reichenbach konnten die Bestände allerdings nur aus dem Plauener Bestand extrapoliert werden (Tab. 2). Bei Addition aller Mittelwerte ergibt das schließlich einen Gesamtbestand von 652 Brutpaaren für das sächsische Vogtland (Tab. 3). Davon siedelten 408 (das sind fast zwei Drittel) in kleineren Ortschaften als Einzelpaare oder in kleinen Gemeinschaften von ein bis fünf Paaren.

Besiedelt sind vor allem die tieferen Lagen des Unteren und des Ostlichen Vogtlandes sowie des Mittelvogtländischen Kuppenlan­des bis in 500 m Höhe. Darüber hinaus gibt es nur noch wenige, oft sehr isolierte Brutvor-

Rechte Seite:

Abb. 2, oben. Die Verbreitung der Türkentaube 1999 im sächsischen Vogtland unter Berücksichti­gung der Höhenstufen.

Abb. 3, unten. Die Verbreitung der Türkentaube 1999 im sächsischen Vogtland unter Berücksichti­gung des Waldanteils.