Mitt. Ver. Sächs. Orn. 711991: S.3-15

Zur Erinnerung an Dr. phil. h.c. Richard HEYDER

von DIETER SAEMANN

Am 17.12.1884 als erstes von fünf Geschwistern in Rochlitz geboren, wuchs Richard HEYDER in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Der Vater, Carl Richard Heyder, nannte sich zwar nach altem Brauch Leineweber, arbeitete aber seit etwa 1871 - 1916 bei Winkler & Sohn in Rochlitz und webte am mechanischen Webstuhl Tuche. Die Mutter, Agnes Selma geb. Pohlert war Hausfrau, wußte sich jedoch überall in der Umgebung nützlich zu machen und so den Familienetat aufzubessern. Reichtum kannte die Familie Heyder nicht. Richard Heyder besuchte von 1891 - 1899 die 1. Bürgerschule in Rochlitz. Er selbst schätzte ein, kein schlechter Schüler gewesen zu sein, der rasch begriff, was ihn zu einer gewissen Sorglosigkeit undFaulheit" verführte. Eifer entwickelte er besonders in den Lieblingsfächern Erdkunde, Geschichte, in höheren Schuljahren auch Literatur und Physik. Tiere und Pflanzen fand er jederzeit interessant, las leidenschaftlich gern Reiseschilderungen, Indianerbücher und die Gartenlaube", wodurch er seinen Sprach- und Schreibstil schulen lernte. Ansonsten war er außerhalb der Schule nicht besser als die anderen - eine Selbsteinschätzung. Ab 1899 erlernte er den Schlosserberuf, und die Lehrzeit zog sich bis 1902 hin. Während dieser Jahre gab es für Richard Heyder kein Geld zu verdienen. Dafür lernte er harte Arbeitsbedingungen und üble Sitten kennen, die heutigen Vorstellungen von einer Lehrausbildung wenig entsprachen. Auch nach Abschluß der Lehre änderte sich zunächst nichts, bis Richard Heyder

Abb. 1. Richard Heyder in seinem letzten Lebensjahrzehnt. Foto: D. Posselt

schließlich auf seiner Wanderschaft durch Westsachsen Arbeit auf einer Brückenbaustelle im Vogtland fand. Er kehrte jedoch bald nach Rochlitz zurück, arbeitete hier bis 1907 und von 1907 - 1911 in Markersdorf bei Burgstädt, wo er auch seine künftige Lebensgefährtin Alma Milda Fischer kennenlernte. Richard Heyder stand wirtschaftlich längst auf eigenen Füßen, ein Zustand, den er schon während der Lehrzeit herbeigesehnt hatte. Nun konnte er sich endlich vom durchaus nicht üppigen Verdienst das kaufen, was er am meisten begehrte: Bücher.

Nach der Verheiratung am 10. Juli 1911 übersiedelte das Paar nach Oederan, um hier ein von Richard Heyders Schwiegervater 1910 gekauftes Gemischtwarengeschäft