Vorweggenommen sei die Erwähnung eines zweiten Pfälzer Jura Vorkommens aus der Bohrung Königsbach bei Neustadt a. d. W. durch LEHR im Jahre 1930. Dieses von ihm für oberen Dogger (Ornatenton) gehaltene Auftreten würde von gleichgroßer Wichtigkeit, ja von weitaus größerer Bedeutung sein, da so hoch im Profil liegende jurassische Schichten in der gesamten übrigen Zaberner Senke und der gegenüber liegenden Kraichgau- senke fast bzw. gänzlich unbekannt sind. Als sicher und erwiesen bereits im Jahre 1932 in weitere Literatur übernommen (GÖPPERT) wurde im gleichen Jahre durch VOELCKER der Königsbacher Jura angezweifelt und das fragliche Gestein für Tertiär oder (wenn wirklich Jura) für Lias erklärt. Die einsetzende Diskussion LEHR—VOELCKER zeitigte kein abschließendes Ergebnis, da das wesentlichste Fundstück LEHRS weder der Gegenseite, noch Nichtbeteiligten (u. a. dem Verfasser) zur Nachuntersuchung zur Verfügung gestellt wurde.
Es ist nötig, da alle stratigraphischen und palaeogeographischen Fragen bei einer Bewahrheitung des Königsbacher Jura in ein neues und wesentlich helleres Licht gerückt würden, seine Wahrscheinlichkeit kurz und vorweg zu erörtern. Dabei verblieben aus der Diskussion VOELCKER—LEHR als noch umstritten die drei wesentlichen und folgenden Punkte.
Das erste Belegstück LEHRS ist ein fragliches, schwefelkiesumkrustetes Bruchstück, das vielleicht einen Ammoniten darstellen könnte. VOELCKER sieht in ihm lediglich eine Schwefelkieskonkretion eigenartiger Gestaltung. Die Deutung als Umkrustung eines Ammoniten durch Schwefelkies war sz. von FRENZEN in Karlsruhe erfolgt, und zwar nach dessen schriftlicher Mitteilung lediglich auf Grund der sicheren Angabe „Ornatenton" ( = Oberster Braunjura) durch LEHR. Die Nachuntersuchung wurde, wie bereits erwähnt, nicht ermöglicht.
Das zweite Belegmaterial LEHRS sind zwei Muscheln z. T. schlechter Erhaltung, nach FRENZEN Leda oder Nucula. Für diese sollen als Spezies nach LEHR lediglich die beiden nachfolgenden jurassischen Arten in Frage kommen: Nucula palmae (Lias) oder Nucula hammeri (Dogger), bzw. Leda complanata (Lias). Ein Blick in QUENSTEDTS grundlegendes Werk, den „Jura", zeigt bereits folgende, nur einen Teil der Gesamtheit darstellende Möglichkeiten: Angulatenschichten: Leda cf. complanata; Arietenschichten: Nucula tunicata; Lias delta: L. complanata, N. acuminata. N. inflexa, N. palmae, N. tunicata, N. aurita, N. varidbilis usw. So ließe sich Schicht für Schicht für jede Stufe des Schwäbischen und genau so nach den Angaben KLÜPFELS auch des Lothringer Lias und Dogger eine Fülle von Leda- und Nucula-FoTmen aufweisen. Mit Hilfe der schlecht erhaltenen Fundstücke, die nicht einmal eine genaue Gattungsbestimmung erlauben, ist eine exakte Einstufung nicht möglich. Dazu ist das Leitfossil des nach VOELCKER ¹ ) wahrscheinlich in der Bohrung in Wirklichkeit angetroffenen Gesteins, des tertiären Septarientons, auch wieder eine Leda, Leda deshayesiana."
Der Versuch, diese an sich schon unbestimmbaren Fossilien in die geologische Schichtenfolge einzugliedern, wird nun wie folgt fortgesetzt: Die über einem Stinkkalk erbohrten Schichten sollen nach LEHRS Diskussion von 33 Dogger sein, weil die Stinkkalke den Jurenseschichten (das ist Oberster Lias) zugehören. ,,Die Untersuchung der Liasschichten in Siebeldingen ergab einen
¹ ) So die frühere Auffassung VOELCKER. Nach freundlicher mündlicher Mitteilung erscheinen jedoch jetzt auf Grund neuerer Aufnahmen Cyrenenschichten wahrscheinlicher.
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