Schülern mit sichtlicher Begeisterung aufgenommen worden. Das gab mir Gelegenheit, zur Gründung von Jugendgruppen aufzurufen. Über Erwar­ten zahlreiche Meldungen (über 200) drängten zur Unterteilung. In einer Hauptversammlung wurden durch die Schüler selbst Gruppen von 1020 Mitgliedern gebildet und Anführer gewählt. In den meisten Gruppen haben sich gleichaltrige Schüler zusammengeschlossen. Auf die Wahl der Anführer nahm ich keinen Einfluß, weil ich ja die meisten Schüler gar nicht kannte. Zugelassen habe ich alle, vom 4. bis 8. Schuljahr. Auch drei Mädchengruppen gehörten dazu. Jede Gruppe wählte sich in den folgen­den 8 Tagen einen Vogelnamen als Stammeskennzeichen und wurde von jetzt an mit diesem Namen (Spechte, Turmfalken, Nachtigallen usf.) an­gesprochen. Damit kam ich wahrscheinlich dem Bedürfnis der Jugend nach Romantik entgegen.

Wichtiger aber als die Organisation sind die Aufgaben, die der Jugend­gruppe gestellt werden. Zunächst wurden während der Frühjahrsferien im April morgens und abends Vogelstimmenführungen (insgesamt 14) geplant. Leider kamen wegen ungünstigen Wetters nur 7 zur Ausführung. Die Teilnehmerzahl betrug 4 bis 12 und die Führungen waren schon aus diesem Grunde ergiebiger als die üblichen Schul-Lehrgänge mit ihren 3070 Teilnehmern. Frühgänge waren weniger beliebt als Abendgänge. Zwei Mädchen erhielten von ihren Eltern das Buch von FRIELINGWas fliegt denn da?" Mit dem gezeigten Interesse und den Ergebnissen konnte ich zufrieden sein, habe mir aber vorgenommen, im nächsten Frühjahr noch mehr Zeit auf diese Art der Ausbildung zu verwenden.

Soweit wurde sicher auch schon in anderen Jugendgruppen gearbeitet. Was aber bei uns neu sein wird, ist unser Wettbewerb. Die jungen Mitglieder konnten dabei schriftliche Meldungen abgeben über eigene Vogelschutzmaßnahmen und -arbeiten (z. B. Schaffung von Nistgelegenheiten). Sie durften Beobachtungen über Naturschutz­verbrechen mitteilen, wobei auf genaue, hieb- und stichfeste An­gaben Wert gelegt wurde. Gemeines Denunzieren wurde sofort abgestoppt. Am wichtigsten waren mir aber Meldungen über Beobachtungen aus der Vogelwelt: Ankunft der Zugvögel, Beginn des Singens, des Nistens, des Brütens, über Ernährung, Kämpfe usw. Die Meldungen sollten möglichst Ort, Zeit und nähere Umstände enthalten. Sie wurden bis Ende Juli sorgfältig gesammelt, von mir während der Sommerferien durchgesehen und je nach Wichtigkeit, Seltenheit und Alter des Beobach­ters gewertet und den Einzelgruppen gutgeschrieben. Es wurden zusam­men 241 Meldungen abgegeben, die ich mit 481 Punkten bewertete. (Auf Wunsch interessierter Leser bin ich gerne bereit, einige Beispiele solcher Zettel zur Verfügung zu stellen.)

Das Beobachten wurde zeitweise so eifrig betrieben, daß ein ungestörtes Brüten in Frage gestellt war. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden inner­halb unserer Markung 65 Nistkästen neu angefertigt oder instandgesetzt, allerdings meist noch nicht völlig einwandfrei. Wir haben außerdem 34 Rauch-, 52 Mehl- und 5 Turmschwalbenbrutstätten festgestellt.

Durch hochherzige Unterstützung der Leitung des Bundes konnten an 5 Gruppen mit den meisten Wertpunkten Preise ausgegeben werden, von denen der wertvollste KLEINSCHMIDTsSingvögel der Heimat" war.

Naturgemäß sind die dauernden Erfolge nach einem Jahr des Bestehens noch nicht groß. Unsichere Kantonisten, die weniger die Natur als die Zerstreuung lieben, sind uns wieder untreu geworden. Dazu kamen noch

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