SCHRIFTTUMSCHAU
Die Neue Brehm-Bücherei
Kein Geringerer als „Tiervater" Brehm ist der geistige Pate der wertvollen naturkundlichen Schriftenreihe. Der Name ist verpflichtend. Der Gedanke, das Leben der Tiere und Pflanzen in zusammenfassenden, allgemeinverständlichen Einzeldarstellungen nach dem neuesten Stand der Wissenschaft herauszugeben, ist das Verdienst des A. Ziemsen Verlag, Wittenberg, in Verbindung mit der Akademischen Verlagsgesellschaft Geest & Portig K.G., Leipzig. Es konnte eine Reihe der bekanntesten Naturforscher für diese Aufgabe gewonnen werden, und nun erscheinen in zwangloser Folge kleine Tier- und Pflanzenmonographien, die jedem Naturliebhaber eine Freude sowie jedem Lehrenden und Lernenden eine Bereicherung seines Wissens bedeuten. Die reichbebilderten Bändchen sind zudem preiswert, daß sie jedermann erwerben kann und zwar auch in allen westdeutschen Buchhandlungen (Preis je Heft DM 1,50, Doppelheft DM 3,—, einige kosten DM 2,25).
Besonders reich ist die Vogelkunde vertreten. In der Trilogie „Der Vogel und sein Nest", „Der Vogel und sein Ei" und „Der Vogel und seine Jungen" (Preis je DM 3,—) schildert der Verfasser Dr. Wolfgang Makatsch das Leben eines Vogels von der Nestgründung bis zum Schlüpfen der Jungen. Es werden die verschiedenen Formen von Nestern, Wahl des Nistplatzes, der Nestbautrieb, die Nestbaustoffe, Ausschmücken des Nestes, Neststand, außergewöhnliche Nistplätze, Nestparasitismus usw. der Einzel- und Koloniebrüter ausführlich dargestellt, sowie die Vogelkinderstube mit dem Unterschied von Nestflüchtern und Nesthockern. Viele wissenswerte Einzelheiten werden erörtert, wie Anzahl der Eier, Nachgelege, Zahl der Jahresbruten, Brutzeiten, Brutpflege, Brutdauer, Einzelheiten über Entwicklung, Färbung und Zeichnung der Eier, sowie die Frage nach der Anpassung „der Eier an die Umgebung usw.
Günther Olberg schildert die „Vögel im Schilf" und deren Nestbau in der Abhängigkeit von der besonderen Umgebung. So behandelt er die schilfsteten, die schilfholden Vögel und schließlich die Schilfgäste.
Gerhard Creutz gibt in den „Geheimnissen des Vogelzugs" eine knappe Zusammenstellung aller wesentlichen Fragen dieses noch ungelösten biologischen Problems. Es werden die Methoden der Vogelzugsforschung und deren Ergebnisse einer fünfzigjährigen Beringungszeit dargestellt. Es wird der Zugablauf geschildert (Leistungen, Geschwindigkeit, Flughöhe, Tag- und Nachtflug, Gruppen- und Einzelwanderer) und es wird die Frage nach dem Warum des Ziehens, sowie des Orientierungsproblems gestellt.
Adolf Heilborn † (neu zusammengestellt von Friedrich Böhme) hat zwei reizende Bücher veröffentlicht „Liebesspiele der Tiere" (Preis DM 4,—) und „Aus der Kinderstube der Tiere" (Preis DM 4,—), in denen den Vögeln umfangreiche Kapitel gewidmet sind.
Außer diesen allgemeineren Themen wird auch von einzelnen, besonders interessanten Vögeln berichtet. So erzählt Dr. Makatsch von „Unserem Kuckuck", Dr. Otto Kleinschmidt erzählt von den kleinsten Vögeln der Welt, den farbenschillernden „Kolibris". Über weitere Einzelhefte wird gesondert berichtet werden. Alle Bändchen zeichnen sich durch eine leicht verständliche Sprache, durch den fesselnden und wissenswerten Text, der selbst für den Fachwissenschaftler von großem Wert sein kann, sowie eine reiche Bebilderung aus.
S. Knecht, Freiburg
Hans von Boetticher: Die Widahvögel und Witwen (Die Neue Brehm-Bücherei, Heft 63); 88 S., 3 Farbtafeln, 3 Abb. im Text, 17 Verbreitungskarten. Akad. Verlagsgesellschaft Geest & Portig K.-G. Leipzig, 1952. Das vorliegende Büchlein wendet sich in erster Linie an die Liebhaber ausländischer Stubenvögel. Dennoch ist seine Lektüre jedem ornithologisch Interessierten zur Erweiterung seines Gesichtskreises zu empfehlen; denn es behandelt in ansprechender und sehr instruktiver Weise sein Thema, die Darstellung aller Arten zweier Gruppen der Webervögel, und zwar der brutschmarotzenden Witwen (Viduinae) und der Widahvögel oder Widafinken, die der Verf., darin dem verstorbenen A. Roberts folgend, mit der Gattung
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