Larven restlos abgepickt, wobei die als Höchstzahl angesetzten 150 Insekten binnen 10 Minuten verzehrt waren. 2 Weiße Leghorn und eine Italienerhenne erhielten schließlich im Flugkäfig mit engem CPU-Geflecht, aus dem kein Insekt entweichen konnte, größere Mengen. Insgesamt wurden an einem Tage bei zweimaligen Fütte­rungen 350 Käfer und Larven erreicht, also über 100 je Huhn. In 15 Tagen fraßen die Hühner 3360 Käfer und Larven. Die Hennen legten normal weiter, die Eier hatten einen dunkleren orangegelben Dotter, eine nachteilige Veränderung in Geruch oder Geschmack war nicht festzustellen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß unsere Versuche die verschiedenartigen Ergebnisse der Aufnahme von Kartoffelkäfern durch Hühner bestätigt haben. Es läßt sich jedoch durch tägliche Darbietungen nach wenigen Tagen offenbar bei vielen Stämmen eine willige Aufnahme der Käfer und Larven über lange Zeiträume er­zielen. Daneben kommt aber auch hartnäckige Verweigerung vor. Ähnlich mögen die Verhältnisse bei Wildvögeln und besonders Wildhühnern liegen. Es ist wahrschein­lich, daß sich unsere Vogelwelt durch Gewöhnung allmählich noch stärker auf die Vertilgung des Schädlings einstellen wird. Dann wäre es umso eher möglich, daß stellenweise einem stärkeren Befall vorgebeugt wird oder kleinere Herde sogar getilgt werden, wie es Müller-Using auf Grund der bisherigen Beobachtungen an Wild­hühnern annimmt. Trotz alledem werden wir ohne chemische Bekämpfung beim heu­tigen Massenauftreten des Käfers nicht auskommen.

Unsere Ergebnisse mit Haushühnern eröffnen aber die Aussicht, selbst bei stär­kerem Befall die letzten Käfer und Larven etwa im August/September durch Einsatz von Hühnerwagen auf größeren Schlägen wirkungsvoll zu verringern. Durch einen solchen Wagen mit 150 Hühnern würden in einem Monat bereits 135 000 Käfer ver­nichtet, also Mengen, die bei der Sammelaktion selbst unter Gewährung von Prämien in einer Gemeinde niemals erreicht werden. Hühnerwagen wurden bereits öfter mit gutem Erfolg zur Verwertung der Ausfallkörner unter Vernichtung vieler Pflanzen­schädlinge und gleichzeitiger Steigerung der Legeleistung eingesetzt.

In der Sowjetunion hat man nach Naumov und Scegolev (rez. nach Grebenscikov) Haushühner erfolgreich gegen Schildwanzen (Eurygaster Lap.) und Derbrüßler (Cleo- nus punctiventris Germ.) im größten Maßstab angewandt. Nach den von Hara-Murza und Lysenko ausgearbeiteten Methoden konnten 8090% des Derbrüßlers bei einer Steigerung der Eiproduktion bis 30% vernichtet werden. Auch Esmarch berichtet über die Mitteilung eines Bauern, wonach eine Verdoppelung des Eierertrages unter gleich­zeitiger bedeutender Futterersparnis erzielt wurde. Der Einsatz von Hühnerwagen verspricht demnach neben einer bedeutenden Mithilfe im Kampfe gegen den Kar­toffelkäfer auch die Verminderung, weiterer Pflanzenschädlinge unter wesentlicher Steigerung der Eierproduktion. Wir hoffen, unsere Versuche in diesem Jahr in der Praxis an Hühnerwagen weiterführen zu können.

Literatur:

Aellen, D,: Vögel d. Heimat 14, S. 175176 (1943/44)

Auersch, O.: Wiss. Zeitschr. d. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg 2, 1952/53, Heft 5

(mathemat.-naturw. Reihe Nr. 3) Boback, W.: Anz. f. Schädlingskunde 23, H. 12 (1950)

Bösenberg, K.: Nachrichtenbl. f. d. Deutsch. Pflanzenschutzdienst NF 8, S. 2834 (1954) Engelmann, C: Zeitschr. f. vergl. Physiologie 27, S. 525 ff. (1940) Feytaud, J.: Ann. Epiph. N. S. 3, S. 3597 (1937) Grebenscikov, I.: Urania 14, S. 329335 (1951)

Langenbuch, R.: Nachrichtenbl. d. Deutsch. Pflanzenschutzd. 2, S. 176180 (1950) Müller-Using, D.: Wild u. Hund 54, S. 193195 (1951) Münch, H.: Urania 14, H. 5 (1951)

Anschrift des Verfassers: Dr. K. Mansfeld, Vogelschutzwarte Seebach der Biolog. Zentralanstalt d. Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin

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