154

I. KREUTZKAMP: Die Graugans als Brutvogel in Hamburg und Umgebung

8.3 Gemischte Jungvogelscharen

Grauganspaare, die Mischlinge oder artfremde Jungvögel führten, sind nicht bekannt geworden. Kanadaganspaare führten jedoch gelegentlich Graugans- und in seltenen Fällen auch Mischlingsjunge. Dies erklärt sich aus der Tatsache, daß in Mischkolonien die etwa vier Wochen später als die Masse der Graugänse zur Brut schreitenden Kanadagän­se ein Graugansnest mit Eiern besetzen, dann meist noch eigene hinzulegen und alle zu­sammen ausbrüten. In einem Fall führte ein Kanadaganspaar ausschließlich vier Grau­gansjunge. In vier Fällen legten die Kanadagänse eigene Eier hinzu und führten später gemischte Jungvogeltrupps. Die von Kanadagänsen erbrüteten Graugänse sind auf die Bruteltern fixiert. Sie halten sich ständig, auch Jahre später bei den Kanadaganstrupps auf, wie die Beringung zweier solcher Graugansjungen belegt (MARTENS mdl.).

9 Zur Brutplatzkonkurrenz zwischen Graugans, Kanadagans und Höckerschwan

Die Graugans besiedelt gleiche oder ähnliche Habitate wie die größere und stärkere Kanadagans und der Höckerschwan (RUTSCHKE 1987). Eine Nistplatzkonkurrenz ist demnach zwischen diesen drei Arten an gemeinsam besiedelten Gewässern vorgegeben (KREUTZKAMP & MARTENS 1993).

Von den etwa 16 städtischen, nicht immer besetzten Gänsebrutplätzen werden bzw. wurden sieben von Grau- und Kanadagans gemeinsam genutzt. Im Umland dagegen fanden an den etwa 26 Graugansbrutplätze nur an dreien Kanadagansbruten statt (Hetlinger Schanzsand/Pl, Kirchwerder Angelteiche, Kiebitzbrack).

Die Graugans hat als Brutvogel den beiden anderen Arten gegenüber den Vorteil, daß sie vier Wochen früher als die Kanadagans und vier bis gelegentlich sogar acht Wochen frü­her als der Höckerschwan mit der Revierbesetzung beginnt. Da nach Beobachtungen von MARTENS und Verf. in der Revierbesetzungsphase die Aggressivität bei den Gänsen am stärksten augeprägt ist, gelingt es der Graugans häufig, die Kanadagans zunächst zu vertreiben. Später, wenn die Kanadgans ihre Nistplätze wählt, kommt es an den Misch­brutplätzen gelegentlich zur Besetzung von Graugansgelegen durch Kanadaganspaare (siehe Kap. 8.2).

Während der Führungsphase tritt eine Nahrungsplatz-Konkurrenz nicht sonderlich hervor. Meist ist ein friedliches Nebeneinander beim Grasen von Grau- und Kanadagans-Fa­milienverbänden zu beobachten.