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Mitschke: Atlas der Brutvögel in Hamburg und Umgebung
1 Einleitung
Brutvogelatlanten stellen immer nur eine Momentaufnahme des Vorkommens der Vogelwelt für ein Gebiet dar. Vor dem Hintergrund der hohen Dynamik der Verbreitung und Bestandsgrößen sind sie meist schon im Moment des Erscheinens eher ein wertvolles Archiv der Verbreitung zu einem bestimmten Zeitpunkt, als eine aktuelle Zustandsbeschreibung. Bereits nach wenigen Jahren haben sich Verbreitungsbilder und Bestandsgrößen bei einzelnen Arten einschneidend verändert. Für die Konzeption solcher Werke ergibt sich daraus, dass die Veröffentlichung von Kartierergebnissen möglichst bald nach der Kartierperiode erfolgen sollte. Ein Brutvogelatlas kann daher schon aus zeitlichen Gründen kaum eine umfassende Beschreibung der Biologie der Arten leisten, sondern sollte der Öffentlichkeit das Wissen zu Verbreitung und Bestandsgröße komprimiert und zeitnah zur Verfügung stellen. Er liefert damit eine wertvolle Basis für die Einstufung der Gefährdung einzelner Arten bzw. für naturschutzfachliche Prioritäten. Der Aufwand für die Kartierungen und für die Datenaufbereitung und Publikation sollte so kalkuliert sein, dass regelmäßige Wiederholungen der „Inventarisierung" der Vogelwelt möglich erscheinen und ebenfalls der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden können. Letztendlich wird sich in Zukunft vielleicht eher das Internet als Medium zur Präsentation von Atlasergebnissen etablieren. Bei einem entsprechenden Ansatz ließen sich Verbreitungsbilder jährlich aktualisieren und neue Erkenntnisse zum Vorkommen einzelner Arten jederzeit und sofort für alle verfügbar in die Datenbestände einpflegen.
Die vorliegende Veröffentlichung entstand im Zusammenhang mit den Kartierungen zum ersten bundesweiten Brutvogelatlas (Gedeon et al. 2004). Sie greift die flächendeckenden Kartierungen im Rahmen des ADEBAR (Atlas DEutscher BrutvoqelARten)-Projektes auf und stellt die Ergebnisse in einem regionalen Zusammenhang dar. Somit ergibt sich die Gelegenheit, etwa zehn Jahre nach dem Erscheinen des ersten Brutvogelatlas für Hamburg (Mitschke & Baumung 2001) die Vorkommen und Bestände aller Brutvogelarten erstmals auch für das „Berichtsgebiet" des Arbeitskreises an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg flächendeckend zu präsentieren.
Parallel zu den Aktivitäten im Rahmen des ADEBAR-Projektes wurden im Stadtgebiet von Hamburg genauere, auf Quadratkilometerbasis organisierte Atlaskartierungen fortgesetzt. Bis 2011 konnten 207 von 768 km 2 des Stadtgebietes im Vergleich zur Erfassung 1997-2000 neu untersucht werden. Die hier präsentierten Ergebnisse zeigen daher auf Quadratkilometer-Basis für das Stadtgebiet nicht nur vergleichend ein Verbreitungsbild in feinerer Auflösung, sondern bedeuten auch eine gegenüber Mitschke & Baumung (2001) aktualisierte Präsentation der Verbreitung im Stadtgebiet. Auf diese Weise wurde versucht, ein möglichst aktuelles Bild der Verbreitung aller Brutvögel in Hamburg und Umgebung unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen zum Vorkommen der Arten zusammenzustellen.