ORNITHOLOGISCHE MITTEILUNGEN
7. Jahrgang Nr. 4 April 1955
Der Wespenbussard (Pernis apivorus) im norddeutschen Flachlande
(Auf Grund der Beobachtungen der Mitarbeiter der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Ems-Weser-Niederelbe und mit Unterstützung des „Mellumrats" und der Vogelwarte Helgoland) von Karl Sartorius, Oldenburg i. O. A. Verbreitung im allgemeinen, früher und gegenwärtig
Der Wespenbussard war von jeher Brutvogel in unseren Laubwäldern und gemischten Wäldern, doch war er wohl nie häufig. Im östlichen Norddeutschland muß er nach Tischler (18) häufiger sein, aber für Mecklenburg gibt Kuhk (8) ihn als spärlich vorkommend an, und für Holland wird die Art von Ijzendoorn (7) als sehr seltner Brutvogel in den südöstlichen Provinzen (bes. Gelderland) bezeichnet. Kumerloeve (10) nennt mehrere Brutplätze des Wespenbussards im Osnabrük- ker Gebiet aus früherer Zeit, die den damaligen Beobachtern bekannt waren. Nach der Jahrhundertwende sei dann aber der Bestand schnell zurückgegangen, so daß die Art gegenwärtig auch dort als Brutvogel nur spärlich vorkommt. Auffallend ist daher, daß nach Reichling (14) der Wespenbussard im südlich anschließenden Münsterland noch um 1917—18 als Brutvogel nicht selten war.
Nach den Angaben v. Nägeleins in der „Naumannia" von 1853 horstete der Wespenbussard schon damals im Herzogtum Oldenburg nicht häufig, doch wird die Zahl der Brutpaare gewiß größer gewesen sein als heute. Wiepken (19) deutet 1876 über das Vorkommen nur an, daß der Wespenbussard seine Brutplätze in der Umgebung der Stadt Oldenburg in den Wäldern „Wildenloh" und „Wold" (2814) verlassen habe. Nach den Angaben unserer Mitarbeiter ist dieser Greifvogel gegenwärtig auch in unserem nordwestdeutschen Flachlande als Brutvogel recht spärlich vertreten, er gehört wohl zu den Arten, die den Unruhen und landschaftsändernden Eingriffen einer ständig vordringenden Besiedelung und Kultivierung nicht gewachsen sind und deren Bestand langsam und stetig zurückgeht.
Der Durchzug, der bei diesem Greifvogel ja manchmal auffallend in die Erscheinung tritt, macht sich auch in unseren Landschaften in höherem oder geringerem Maße bemerkbar.
B. Verbreitung in den einzelnen Landschaften
1. Ostfriesland
Brandes sah im Juli 1952 einen Wespenbussard in Lütetsburg (2310)*). Durchzug wurde 1950 von Klimmeck im Gebiet bei Leer beobachtet. Im ganzen war sonst bisher über mögliches Brutvorkommen und Durchzug dieses Greifsvogels nichts bekannt geworden. Auf meine Bitte teilte mir Blaszyk mit, was er darüber bis jetzt aus eigener Erfahrung ermitteln konnte:
Zugbeobachtungen: 1948: Am 14. Mai ein ziehender Wespenbussard bei Wiesmoor, am 24. Mai mehrere einzeln ziehende Wespenbussarde, am 25. Mai 1954 desgl. ein Vogel bei Aurich, am 3. Aug. 1954 3 Wespenbussarde in südl. Richtung ziehend, am 7. Sept. 1949 auf Juist 1 Vogel in westl. Richtung ziehend, am 7. Sept. 1953 desgl. 1 Stück am Ewigen Meer.
*) Vgl. Verbreitungskarte S. 64
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