Abnormer Unterschnabel beim Haussperling (Passer domesticus L.)
Am 29. April 1956 bekam ich von Herrn Rohr einen geschossenen Haussperling ♂ mit einem überlangen Unterschnabel. Außer der auffallenden Schnabelerscheinung war an dem Habitus des Tieres nichts Außergewöhnliches festzustellen.
Mageninhalt: einige Samenschalen Erbse. Auffallend war eine große Anzahl kleiner Steinchen im Durchmesser von 1—2 mm. Ich erkläre mir die vielen Steinchen im Magen so: die Futteraufnahme wird durch seitliches Auflegen des Kopfes und Schnabels auf den Boden vor sich gegangen sein. Durch den überlangen Unterschnabel konnte der Vogel das Futter nicht wie üblich sortieren und bekam bei dieser Gelegenheit sehr viele Steinchen mit in den Magen.
Maße: Gasamtlänge mit normalem Oberschnabel: 155 mm; der Unterschnabel überragt mit 19 mm den normalen Oberschnabel. Spannweite: 230 mm, Flügellänge: 70 mm, Schwanzlänge: 55 mm, Lauflänge: 19 mm. Gewicht: 31 g, Hodenlänge: 8 mm. Der Balg befindet sich in der Sammlung des Altonaer Museums.
Johannes Uhlenhaut, Hamburg-Altona, Altonaer Museum
Aufn.: Uhlenhaut
Beringte Kernbeißer und Grünfinken kneifen ihre Ringe übereinander
An der Futterstelle meines Hauses fing ich nach Aufhören des strengen Frostes vom 6. 3. bis 21. 4. 1956 im „Zwerg" u. a. 41 ad. Kirschkernbeißer (36(3 un d 5 2; also 7♂: 1♀) und beringte dieselben mit Helgolandring Nr. 7. Es kamen folgende Wiederfänge vor:
Nr. 7 126 800 — ad. ♂o 23.3.; Wiederfang: 3. 4. und 17. 4. Nr. 7 126 819 — ad. ♂o 14.4.; Wiederfang: 1. 5.
Nr. 7 126 826 — ad. ♂o 17. 4.; Wiederfang: 19. 4. — 20. 4. — 22. 4. — 28. 4.
Bei allen Wiederfängen machte ich beim Ablesen der Nummer die überraschende Feststellung, daß sämtliche Ringe, die beim ersten Fang in richtiger Weise geschlossen waren, nunmehr jedesmal übereinander faßten. Die Ringe wurden abgenommen, wieder umgelegt und der Vorschrift nach zusammengekniffen. Trotzdem stets dasselbe Bild: „übereinander fassende Ringe". Das können die Kernbeißer nur bei der Bearbeitung der ungewohnten Ringe gemacht haben; auch beringte junge und alte Greifvögel benagen sehr häufig die umgelegten Ringe.
Die gleiche Beobachtung wie bei den Kernbeißern machte ich auch bei zwei Grünfinken, die ich im Sommer 1955 gefangen, mit Helgoländer Seglerringen (8 b) beringt und ebenfalls an der Futterstelle wieder im „Zwerg" hatte.
Nr. 8 629 290 — diesj. o 15.6.1955; Wiederfang: 17. 4. 1956
Nr. 8 629 280 — ad. ♀o 25. 5. 1955; Wiederfang: 28. 5. 55 - 9. 6. 55 - 26. 4. 56. Auch bei diesen beiden Grünfinken faßten die Ringe nunmehr übereinander. Auffallend war, daß sich in der Zeit von März bis Anfang Mai 1956 so viele Kernbeißer, Grün- und Bergfinken an der Futterstelle einfanden und gefangen werden konnten; von den 36 gefangenen Bergfinken (24 ♂u . 12♀; also 2:1) ging allerdings kein einziger zum zweiten Male in die Falle, da sich diese auf dem Durchzuge befanden.
Ich wäre sehr dankbar für jede Mitteilung, ob auch an anderen Fangplätzen das „Übereinanderkneifen der Ringe" beobachtet worden ist.
Dr. Ludwig Lüders, Fallersleben
153