Sturmmöwen, die westliche Herings- oder nordrussische Silbermöwe und unausgefärbte Heringsmöwe in den Schwemmbänken der Achenmündung.

Nach einer Beobachtungsskizze vom 7. 6. 1958

ten Populationsinseln bis ins Innere von Karelien, reicht also bis in das Areal von Larus argentatus argentatus und Larus fuscus juscus hinein. Die ihr so ähnliche graellsii bewohnt vor allem die englisch-irisch-schottischen Küsten (kommt aber auch an Inlandseen mit Ausnahme von Süd- und Ostengland vor), und, sehr viel spärlicher, einige bretonische und Kanalinseln, mehrere Punkte der holländischen Küste und die friesischen Inseln ostwärts bis Mem- mert. Wollte man nun annehmen, daß für graellsii als der Näherwohnenden die größere Wahrscheinlichkeit spräche, so muß man sich jedoch das Zug- und Winterungsverhalten der beiden Formen vor Augen führen.

Antelius, im extremen europäischen Nordosten beheimatet, wandert in vor­nehmlich südlicher Richtung quer über den russischen Kontinent in das Ge­biet zwischen nördlichem Schwarzem Meer und Aralsee. Die Hauptwinte^ rungsplätze liegen am südöstlichen Kaspischen Meer, da die Form aber im Irak, am Persischen Golf und sogar an der Somaliküste nachgewiesen wurde, scheinen nicht unbeträchtliche Teile noch wesentlich weiter zu ziehen (De- mentiew und Gladkow 1951). Bei solch weiten Überlandflügen würde ein Ab­irren in mehr westlicher Richtung nicht sehr erstaunen, zumal sich Exem­plare, die das Schwarze Meer aufsuchen, bereits in sehr viel größerer Nähe von Mitteleuropa befinden. So existiert denn auch der Nachweis eines ju­gendlichen Stückes von Szob in Nordungarn vom Herbst 1939 (Keve 1955), und auch aus dem ostpreußischen Küstengebiet ist vom November 1940 ein Fund bekannt geworden. (Bodenstein u. Schüz 1941). Aber auch andere östliche Formen vermögen gelegentlich weit zu streuen. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das Verfliegen der südwestlich von antelius den ost­baltisch-nordrussisch-finnischen Raum besiedelnden Larus argentatus omissus einer im Vergleich zur Nominatform nur wenig dunkleren, gelbfüßigen Sil­bermöwe, die sowohl an den Meeresküsten als auch im russischen Binnenland als Wintergast, resp. Durchzügler festgestellt wurde (Goethe und Mayaud in litt.). Keve (1955) beschreibt für Ungarn ein viermaliges, in die Zeit von August bis November fallendes Auftreten. Hinzu kommt, daß die im nördlichen Teil des Winterungsgebietes von antelius beheimatete Silbermöwenform cachin- nans (= ponticus), den Wasserläufen folgend, wiederholt bis Ungarn vorge­drungen ist. Die 16 bekannt gewordenen Funde verteilen sich nach Keve auf August (10), September (2), Oktober (2), November (1) und März [1]. Auch von der Gegend des Neusiedlersees liegt eine Angabe vor (Bauer und Rokitansky 1951). Diese Beispiele zeigen, daß Silbermöweneinflüge aus jenen Gebieten stattfinden, in denen antelius vorkommt. Die Möglichkeiten für diese Form, nach Mitteleuropa vorzustoßen, liegen wohl vor allem im Mitwandern von

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