H. Offner: Die Verarmung des Bodens und die daraus für Forstwirtschaft und Naturschutz resultierenden Aufgaben. Waldhygiene 3, S. 129—139 (1960). Ein grundlegender Aufsatz über die Bedeutung des Naturschutzes, der heute nicht nur das Betätigungsfeld weniger Idealisten ist, sondern als Grundlage der menschlichen Existenz überhaupt erkannt wurde. Der Aufsatz sei jedermann zum Lesen empfohlen, denn er führt mit treffenden Worten und eindrucksvollen Zahlen die vordringlichen Probleme sehr gut vor Augen. Hier nur einmal einige Zahlen: Die gegenwärtig 2,7 Milliarden zählende Menschheit der Erde wird nur zu einem Fünftel ausreichend versorgt. Obwohl sie sich täglich um ca. 100 000 Menschen vermehrt und sie zur Sicherung der Ernährung täglich 130 000 ha Neuland benötigt, verliert sie täglich 200 000 ha Ackerboden. In der Bundesrepublik verlieren Land- und Forstwirtschaft jährlich 35 000 ha Boden. Die Zahl der Kraftfahrzeuge wird bis 1965 von 2,6 auf 6,3 Millionen anwachsen. Durch den anwachsenden Straßen- und Flugverkehr und die sich immer tiefer in die freie Landschaft fressenden Städte werden große Flächen fruchtbaren Bodens verschlungen, in Braunkohlengebieten verschiedene Waldungen und Dörfer. Die Waldfläche der Erde ist von 9 / 10 auf 2 / 10 zurückgegangen. 400 Millionen Hektar verwandeln sich in Wüste. 5 Millionen Tonnen Ackerland werden jährlich vom Wind verweht oder Wasser fortgeschwemmt. Eine wesentliche Ursache hierfür ist der Raubbau am Wald. Die Wüste Sahara war einmal Kornkammer Roms. Als in der Besatzungszeit in der Bundesrepublik 700 000 ha Wald kahlgeschlagen wurden, versiegten im Schwarzwald allein 600 Quellen. Ein Hektar Wald hält 2000 Tonnen Wasser fest. Für die Herstellung einer Nummer der „Daily News", 248 Seiten und einer Auflage von 2 Millionen, wird das Holz von 64 ha Wald benötigt, für 1 kg Papier 3000 Liter Wasser. Im Ruhrgebiet wird heute die 80fache Wassermenge wie bei der Jahrhundertwende benötigt. Unsere Flüsse sind vielfach „verunreinigt", der Rhein wurde zur „Kloake Europas". Chemikalien gelangen, wenn sie der Boden nicht restlos abzubauen vermag, in das Grundwasser und damit in den Magen des Menschen und können Erkrankungen und Vergiftungen verursachen. Jährlich vernichten Schädlinge über 1 Milliarde DM allein in der Bundesrepublik. Durch die Bekämpfungsmaßnahmen des Menschen wurde das biologische Gleichgewicht immer mehr gestört. Die gestörte Lebensgemeinschaft führt zu neuen Kalamitäten. Diese wenigen Hinweise mögen genügen. Jeder sollte sich den Aufsatz durchlesen und zur Aufklärung beitragen,denn noch geschieht viel zu wenig. Man bedenke, um nur ein Beispiel zu nennen, daß z. B. der Beauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege in den Regierungsbezirken alle die sich aus den angeführten vielfachen Problemen erwachsenden Aufgaben in einem weiten Land mit zahlreichen Landkreisen und Städten ehrenamtlich neben seinem Hauptberuf erledigen soll. H. Br.
K. M. Dobrowolski, Z. Pielowski, J. Pinowski und A. Wasilewski: Einfluß der Änderung in der Biologie des Raben (Corvus corax L.) — Brüten in der nächsten Nähe des Menschen — auf Größe und Verteilung der Population dieser Vogelart. Ekologia Polska Seria A, 6, S. 167—182 (1958). Der Kolkrabe ist als scheuer und vorsichtiger Vogel bekannt, der zur Brutzeit den Menschen meidet und in stilleren Wäldern horstet. Daher verdienen die Berichte der Verf. besondere Beachtung, nach denen in Polen eine Reihe von Kolkraben in einer dicht bebauten und stark bevölkerten Gegend, z. T. in direkter Nachbarschaft von Städten, einige in der Nähe sehr belebter Autostraßen und Bahnlinien und zwei geradezu mitten in der Stadt, gefunden wurden. H. Br. W. Thalenhorst: Grundzüge der Populationsdynamik des Großen Fichtenborkenkäfers Ips typographus L. Schriftenreihe Forstl. Fak. Univ. Göttingen 21, S. 1—126 (1958). Vorliegende Schrift ergänzt die Untersuchungen Schwerdtfegers über die „Pathogenese der Borkenkäfer-Epidemie 1946 bis 1950 in Nordwestdeutschland" (1955). Den Ornitho- logen interessieren die Angaben im Kapitel „Vögel als räuberische Feinde des Borkenkäfers". So wird vor allem erwähnt, daß man im Frühjahr nicht selten Buchfinken auf liegenden Stämmen umherlaufen sieht, die gerade von Ips typographus zur Brut angenommen werden. Die Finken machen eifrig Jagd auf die Käfer. An weiteren Vogelarten werden Zaunkönig, Hausrotschwanz und Specht genannt. Allgemein wird die Auffassung vertreten, daß der Vernichtungswert der Vögel gegenüber dem Fichtenborkenkäfer durch ihre relativ geringe Populationsdichte in den Fichtenwäldern stark eingeschränkt wird. Welche Bedeutung würde der Vernichtungswert der Vögel bekommen, wenn es gelingen würde, die Siedlungsdichte der Vögel in Fichtenwäldern wesentlich zu erhöhen? Es wäre wünschenswert, wenn hierüber einmal nähere Untersuchungen angestellt würden. H. Br.
124