ORNITHOLOGISCHE MITTEILUNGEN
12. Jahrgang Nr. 7 Juli 1960
Beobachtungen an einer Brut des Rauhfußkauzes ( Aegolius funereus L.) in künstlicher Nisthöhle im Hochschwarzwald
Von Dieter Knoch, St. Blasien/Schwarzwald
Seit dem Jahre 1956 verhöre ich in einem unweit vom Feldberg im Schwarzwald gelegenen Waldrevier jedes Jahr einen Rauhfußkauz. Im Jahre 1957 waren es sogar 2 rufende Männchen. Das aus reinem Fichtenwald bestehende Revier liegt in einer Meereshöhe von 1200 bis 1300 m. Es wird von der flachen Kuppe eines sich vom Feldbergmassiv nach Süden erstreckenden Höhenzuges gebildet. Die Fichten haben hier infolge der in dieser Höhe erschwerten Lebensbedingungen einen langsamen und niedrigen Wuchs und sind meist dicht verzweigt. Einige Schneisen, kleinere Kahlflächen und wilde Hochmoore lokkern den urwüchsigen dichten Fichtenbestand einigermaßen auf. Wir finden hier also ein nach Kuhk (1950) ziemlich ideales Brutrevier vor.
Angeregt durch verstreute Hinweise in der Literatur, daß der Rauhfußkauz gelegentlich auch künstliche Nisthöhlen annimmt, machte ich einen entsprechenden Versuch. Zu diesem Entschluß bewog mich ferner die Tatsache, daß in dem betreffenden Revier Kiefern, Tannen und Buchen, welche vom Schwarzspecht hauptsächlich zur Anlage seiner Kinderstube gewählt werden, völlig fehlten. Da der Schwarzspecht in Fichten nur ausnahmsweise Bruthöhlen zimmert, rechnete ich mit einem Mangel an Nisthöhlen und somit an Brutmöglichkeiten für den Rauhfußkauz.
Im März 1958 hängte ich nun in diesem Revier 3 Holzbetonnisthöhlen der Firma Schwegler, Haubersbronn, auf. Die Schlupflöcher der Höhlen, die für Wiedehopf und Steinkauz gedacht sind, mußte ich allerdings von 60 mm auf mindestens 64 mm erweitern, da nach Kuhk (1949) der geringste Fluglochdurchmesser seiner gefundenen Bruthöhlen 63 mm betrug, die Vögel aber in diesem Falle nur mit Mühe ein- und ausfliegen konnten.
überraschenderweise hatte ich schon im folgenden Jahr Erfolg. Am 20. März 1959 kontrollierte ich den Kasten Nr. 2 in einer Höhenlage von etwa 1250 m und stellte nach dem Herausfliegen des Altvogels ein angefangenes Gelege mit 2 Eiern fest.
In der Folgezeit konnte ich nun die Brut bis zum Ausfliegen der Jungen recht gut beobachten, was durch das Herausnehmen der Vorderwand besonders reizvoll war und die Störung des Brutgeschäftes auf ein Mindestmaß beschränkte.
Da aber R. Kuhk (1949) in seiner ausgezeichneten Arbeit über die Fortpflanzungsbiologie des Rauhfußkauzes die Brutdaten und das Brutverhalten ausführlich behandelt, möchte ich auf ins Einzelne gehende Bestätigungen seiner Ergebnisse verzichten und nur auf einige ergänzende und abweichende Beobachtungen hinweisen, sowie auf einige, für unser Gebiet bemerkenswerte Tatsachen.
Zuvor die wichtigsten Tagebuchnotizen in verkürzter Form. Dabei werden die Daten des Brutgeschehens und besonders die eingetragenen Beutetiere berücksichtigt.
20. März 1959: Angefangenes Gelege mit 2 Eiern auf Torfmullunterlage; unter dem Schlupfloch liegen ca. 20 (!) Mäuse (fast nur Rötelmäuse, wenige Wald- oder Gelbhalsmäuse), die halbkreisförmig die Nestmulde umgeben. Sie sind überein- andergeschichtet, meist ohne Kopf oder nur als Hinterhälfte vorliegend. — In der Um-
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