Leserbriefe zur Reform deutscher Vogelnamen

Die Schriftleitung der Orn. Mitt. hat zu den Beiträgen über eine Reform der deutschen Vogelnamen (vgl. Heft 10 und 12/1963 und Heft 1 und 2/1964,) eine große Anzahl von Zuschriften erhalten. Leider gestattet es der beschränkte Druckraum nicht, sämtliche Zuschriften und weitere Beiträge abzudrucken. Doch soll eine auszugsweise Wieder­gabe solcher Meinungsäußerungen aus etwa 100 Briefen und Postkarten den Lesern nicht vorenthalten werden, zumal sie zum Teil sehr treffend sind, zum Teil aber auch die Gegensätze der Meinungen und damit den Wunsch nach einem Kompromiß deutlich werden lassen. Die Auswahl der Meinungsäußerungen entspricht dem Gesamtergebnis (91 % für eine Reform, 9 % gegen eine Reform).

Ein weiterer Beitrag (Schröder) wurde in diesem Heft ausnahmsweise im vollen Wort­laut abgedruckt, da er die Grundsätze einer Namensreform mit knappen, aber treffen­den Worten zusammenstellt. Im Interesse einer möglichst einheitlichen Anwendung der deutschen Vogelnamen werden in den Orn. Mitt. grundsätzlich die deutschen Vogel­namen verwendet, wie sie als Ergebnis der Diskussion und als Kompromiß in der 3. Auflage der Ornithol. Beobachtungsliste abgedruckt sind. Diese Liste wurde dem Heft 2/1964 und als Randlochkarte dem Heft 4/1964 beigefügt.

Mit Ihren Schlußfolgerungen zur Diskussion über einheitliche deutsche Vogelnamen bin ich zum großen Teil sehr einverstanden, und ich halte Ihre Vorschläge, falls sie durchgehen, für einen großen Fortschritt . . . Für sehr wünsdienswert halte ich die durchgängige, alleinige Ver­wendung vonRalle" statt Sumpfhühner. Ich bin auch für Brandgans statt Brandente. Die BezeichnungZitronengirlitz" dürfte nicht zu empfehlen sein. A. K. M.

Wir benötigen heute dringend ein Verzeichnis der Vogelnamen, welches zumindest von allen deutschen Ornithogen respektiert wird. Es wird aber bemerkt, daß Eile Not tut. Es wird sehr, sehr schwer sein, alle Meinungen auf einen Nenner zu bring. H. H. Tatsächlich steht bei der wieder aufgeworfenen Frage der deutschen Vogelnamen nicht so sehr die Einheitlichkeit, sondern die Verbesserung im Vordergr\ind. Denn die jetzt durch weit verbreitete Taschen- und Handbücher schon erzielte Einheitlichkeit umfaßt ja auch die schlech­ten Namen, deren Ersatz zufolge vergrößerter Massenträgheit sich eher noch schwieriger als bisher gestalten könnte. Desgleichen tut eine gewisse Eile Not. Dr. H. Franke. Ich bin für große Reform, jedoch keine Übereilung. Vorbereitung durch ein Fachgremium aus Deutschen, Österreichern und Schweizern. Keinen so tierischen Ernst bei dieser Sache. W. W. Eine große Reform erscheint mit am zweckmäßigsten, nicht nur weil ich viele vernünftige und zutreffendere Namen für Anfänger leichter einprägen, sondern auch weil ich die Um­stellung für ältere Ornithologen nicht so schwer finde. Wenn ein Name sinnvoll ist, wird er sich auch schneller einprägen. F. E. L.

Eine Reform der deutschen Vogelnamen ist abzulehnen. W. T.

Ich stimme für eine große Reform, wäre aber gegen Überspitzungen. Namen wie Rotkehlchen, Goldhähnchen sollten bleiben. R. M.

Ich halte eine kleine Reform für angebracht. Eine große Reform würde m. E. weit über das Ziel hinaus schießen. Wer möchte in der deutschen Sprache das WortNachtigall" missen? Und doch wäre es im Zuge einer großen Reform gefährdet, denn die BezeichnungNachtigall" ist im strengstem Sinn ja auch unrichtig. Ebenso erginge es dem Rotkehlchen und Zaunkönig. H. L. Einmal eingeführte Namen wie Rotkehlchen u. a. sollten bleiben, auch wenn sie nicht den Grundsätzen einer großen Namensreform (Erkennung der systematischen Art Zugehörigkeit im Gattungs-, Familien- oder Ordnungsnamen) entsprechen. Dieser Kompromiß sollte jedoch kein Grund sein, nun neue Namen, wie Gelbschnabel, Rotschnabel, Plattschnabel usw. zu bilden, die gegen die genannten Grundsätze verstoßen. H. B.

Ich bin der Ansicht, daß die neue Herausgabe eines Handbuches die Gelegenheit wäre, eine großzügige Reform der Namen durchzuführen. Der derzeitige Zustand befriedigt keinesfalls, die Stimmen für eine Reform werden immer wieder laut werden. J. W.

Ich bin für eine große Reform. Man soll eine Kommission für diese Aufgabe bestimmen. Ich bin seit Jahren bei der hiesigen Volkshochschule Leiter der Vogelstimmenexkursionen und muß immer wieder festellen, daß die heute gebräuchlichen Vogelnamen Verwirrung stiften. L. F. Eine offizielle Namensliste, die den Wünschen einer Reform nicht Rechnung trägt, wäre eine diktatorische Lösung, der ich mich niemals beugen würde. N. N.

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