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Bedeutung des Mühlenberger Loches für Vögel

1 Einleitung

Aufgrund jahrzehntelanger Trockenlegungs-Maßnahmen, Gewässerverbauungen, Ein­deichungen, zunehmendem Freizeitdruck u. ä. ist der Feuchtgebietsschutz in den ver­gangenen Jahrzehnten immer bedeutsamer geworden. Zur Einschätzung von Schutz­zielen und der Bedeutung einzelner Gebiete sind vergleichbare Kriterien zur Beurteilung von Feuchtgebieten erforderlich. Wasservögel eignen sich dazu besonders gut, da sie verhältnismäßig einfach und schnell zu erfassen sind.

Im Hamburger Raum ist das Mühlenberger Loch neben der Wedeler Marsch und dem Pinnau-/Krückau-Mündungsareal das bedeutendste Rastgebiet für Wasservögel (vgl. HOLZAPFEL et al. 1984a und 1984b). Durch die weitgehende Eindeichung und Kanali­sierung der Unterelbe gewinnen diese Restflächen zunehmend an Bedeutung. Jedoch ist auch das Untersuchungsgebiet akuten Bedrohungen ausgesetzt. Pläne zur Ausbaggerung wie zur partiellen Zuschüttung sind immer wieder in der Diskussion (vgl. schon WITTEN­BERG 1981). Die unmittelbare Nachbarschaft zur intensiv befahrenen Schiffahrsroute Hamburg - Nordsee setzt die Bucht ständig der Gefahr z.B. von Ölunfällen aus.

Ziel vorliegender Untersuchungen war es, die Bestandsgröße der Wasservögel und ihre zeitlich-räumliche Verteilung im Mühlenberger Loch zu ermitteln. Leider liegen aus früherer Zeit nur für die 60er Jahre und von Anfang der 80er Jahre regelmäßige Daten vor. Aus diesem Grunde wurden von 1991 bis 1993 im Auftrag des Wasser- und Schiff­fahrtsamtes Cuxhaven und der Umweltbehörde Hamburg umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt, einschließlich einer über­regionalen Gebietsbewertung. Derzeit oder zukünftig zu erwartende Gefährdungen und daher notwendige Schutzmaßnahmen werden abschließend genannt und diskutiert. Dabei wird den Schutzanforderungen und -möglichkeiten bei Schiffshavarien besondere Bedeu­tung beigemessen.

2 Material und Methode 2.1 Feldarbeit

Die Erfassungen der Vogelwelt des Mühlenberger Loches wurden von September 1991 bis August 1993 durchgeführt. Während dieses Zeitraums fanden Zählungen im Dekaden­rhythmus statt. Pro Zähltag wurden mehrere Erfassungsmodi verwendet:

- Erfassung der Rastbestände während des Tages an zwei bis vierTerminen pro Tag

- Erfassung abendlicher Schlafplatzflüge