Flavistische Amsel (Turdus merula)
Im Februar 1969 erhielt ich durch Herrn Varnhorn eine flavistische Amsel, die aus dem Visbeker Räume (Landkreis Vechta in Old.) stammt. Beim flüchtigen Betrachten fielen der sehr gelbe Schnabel und auffallend gelbe Augenringe auf. Wir dachten beide an ein männliches Tier. Um so erstaunter war ich, als ich beim Öffnen der Leibeshöhle ein unausgeprägtes Ovar vorfand. Innerlich konnte sonst nichts Auffälliges festgestellt werden.
Bei näheren äußeren Untersuchungen zeigte sich die für ♀♀typische Kehlstrichelung. Im Gegensatz zu mir bekannten Bälgen und Präparaten war die Gefiederfärbung des vorjährigen Vogels recht dunkel. Das dürfte aber durchaus der Lichteinwirkung auf die Präparate zuzuschreiben sein. Besonders dunkel waren die Flügel. Totale Gelbfärbung von Schnabel und Augenringen bei weiblichen Amseln ist zur Brutzeit nicht selten. Ich fand aber zu der Zeit nirgends ein gleichwertig gefärbtes ♀. Da das Ovar eher verkümmert als entwickelt zu sein schien, kann der Begriff „frühreif" nicht in Betracht gezogen werden. Das Präparat ist im Besitz von Herrn Varnhorn.
Edgar Schonart, D 29 Oldenburg i. O., Rebenstr. 57
Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Unterfranken wieder gegründet
Die 1954 von Dr. Herbert Bruns in Unterfranken gegründete Ornithologische Arbeitsgemeinschaft, die nach dem Fortgang des Initiators 1956 nach Hamburg wieder eingeschlafen war, ist am 25. 1. 1969 zu neuer Aktivität erwacht. Die Geschäftsstelle befindet sich bei H. Bandorf, D 8732 Münnerstadt, Ulmenweg 15. Seinerzeit war unter anderem eine gründliche Bestandsaufnahme des Ortolans vorgenommen, der gegenüber der früheren Angabe von Stadler (1930) an zahlreichen weiteren Stellen Unterfrankens festgestellt wurde. Leider konnten die damaligen Ermittlungen aus Zeitmangel immer noch nicht veröffentlicht werden. H. Br.
Freibalz einer Waldschnepfe (Scolopax rusticola)
An einer viel befahrenen Landstraße am Laascher See bei Gartow (Kr. Dannenberg) beobachtete ich am 31. März 1967 um 13 Uhr (!) 1 balzendes M. frei auf einem ca. 4 m hohen toten Birkenstumpf über einem kleinen Erlenbruch. Trotz der großen Nähe beobachtete ich die Balz mit Spektiv. Es achtete nicht auf mich oder vorbeifahrende Autos, äugt nach unten hin und her und läßt den Balzruf hören: sehr ähnlich dem „tücke, tücke . . ." der Bekassine, aber langsamer und einsilbiger, dabei lauter. Nach 6 Min. Beobachtung fliegt es nach unten. Erstaunlicherweise den gleichen Vorgang mit Ehepaar Cramer (Hagen) mit vermutlich demselben (5 vier Tage später, also am 3. April 19S7, etwa zur gleichen Zeit wieder beobachtet auf demselben Birkenstumpf. Abflug nach unten wie Schmetterlingsflug mit zusammengefalteten Flügeln. Heinz Herkenrath, D 4755 Holzwickede, Rausingen 45
Faunische Kurzmitteilungen Thorswassertreter bei Emden
Vom 19. bis 23. Nov. 1969 hielt sich auf einem Spülfeld bei Emden-Borssum am Nordrand des Dollarts ein Thorswassertreter im Ruhekleid auf, der in der für Wassertreter typischen Weise der Nahrungssuche nachging. Da der Vogel auffallend vertraut war und eine Annäherung bis auf 5 Meter aushielt, auch einige Male kurz aufflog und dabei ein scharfes „wit" hören ließ, konnten alle Merkmale genauestens erkannt werden. Klaus Rettig, D 297 Emden, Danziger Straße 11
47
