Domgrasmücke ( Sylvia communis ) 6 , 19 . 5 . 1986 Hansäg/Österreich . Stark erregt , mit „ Häub¬ chen ” und „ Bärtchen ” . Fotos : Helge Reinhardt und jungen Schilfhalmen , sowie Weidentrieben . Er tauchte dann sich nach oben arbeitend regel¬ mäßig wieder auf und ließ sein Lied zur Abwechslung von unten ertönen . Im Singflug ging es dann wieder auf die alte Warte in luftiger Höhe zurück . Da sich dieser Vorgang einigermaßen regelmäßig wiederholte , kamen wir auf die Idee , in der Nähe des kleinen Gestrüppes das Auftauchen des Vogels abzupassen . Nachdem auf diese Weise ein paar Aufnahmen von der Straße aus und ohne Tarnung geglückt waren , schien das Dorngrasmük - ken - Männchen immer balzfreudigerzu werden . Es steuerte auch einmal einen Pfahl und ein ander¬ mal den Bordstein der Straßenbrücke an und sang gewissermaßen vom Boden aus , ohne sich um die beiden Photographen zu kümmern , die mitten auf der Straße standen . Die Fluchtdistanz betrug teilweise unter vier Meter . In seiner höchsten Erregung erschien der Vogel geradezu hochbeinig , die weiße Kehle zu einem „ Bärtchen ” gesträubt und das Kopfgefieder haubenähnlich hochgestellt . Dabei wurde ein weißlicher Augenring partiell gut sichtbar . Zwischendurch verschwand der Vogel im Unterholz , jagte plötzlich seinen Partner und ließ sich nach einer Weile wieder auf seiner höch¬ sten Singwarte vernehmen . Es wird vermutet , daß das 9 bereits auf den Eiern saß , eine Nachsuche wäre zu riskant gewesen . Mit dieser Schilderung möchte ich auch folgenden praktischen Hinweis verbinden : an frequentier¬ ten Plätzen bietet sich oft die Gelegenheit , die geringere Scheu dort vorkommender Vogelarten zur Beobachtung und zum Photographieren zu nutzen , ohne daß aufwendige Tarnmethoden nötig werden , die immer einen nicht unwesentlichen Störfaktor darstellen und von denen oft ungewollt eine Signalwirkung auf andere „ Vogelphotographen ” und „ Beobachter ” ausgeht , was zur Folge hat , daß das , was die einen durch professionelles Geschick noch zu verhindern wußten , durch andere in amateurhafter Ungeschicklichkeit oder Ahnungslosigkeit zerstört wird . Daß mit ein bi߬ chen Glück Beobachtungen und formatfüllende Aufnahmen auf einfache Weise ohne Tarnzelt und ohne die leidige „ Nesthockerei ” zu machen sind , habe ich mit meinem obigen Bericht darzustellen versucht . Am fast gleichen Platz war vor einigen Jahren ein Blaukehlchen 6 9 bei der Nahrungssuche für die Jungen zu beobachten gewesen , das von den Beobachtern am Straßenrand keinerlei Notiz nahm und sogar Photos mit teilweise ausgezogenem Balgen ermöglichte . Hier hätte das Nest natürlich in Gefahr geraten können , wäre es nicht jenseits des Wassergrabens gelegen gewesen , der parallel zur Straße verläuft . Am selben Tag der Dorngrasmückenbeobachtung konnten wir , ebenfalls von der Straße aus , gegen 16 . 00 Uhr Flugaufnahmen eines offensichtlich nestersuchenden Kuckuck 9 machen . Helge Reinhardt , Andlawstr . 5 , D - 7800 Freiburg 235 |