Erhaltungszustand.

I. Silicea.

Die Kieselspongien der Starnberger Schichten befinden sich in dem Stadium der vollständigen Verkalkung und zumeist in einem so schlechten Erhaltungszustande, dass die Zuweisung zu den Ordnungen und Familien sehr oft nur auf Grund der äusseren Form und des Canalsystems erfolgen konnte. Nur die Hexactinelliden machen zum Theil eine rühmliche Ausnahme; hier konnten an den meisten Stücken deutlich Sechsstrahler in kleinerem oder grösserem Verbände erkannt werden, wenn auch selten in so scharfer Ab­grenzung gegen das Sediment, wie es Taf. XIX, Fig. 4 von Sporadopyle cf. texturata var. subtexturata d'Oeb. sp. zeigt. Diese Ausnahme dürfte lediglich auf den im Vergleich zu den Lithistiden-Skeleten einfacheren und regel- mässigeren Gerüstbau der Hexactinelliden zurückzuführen sein, indem hier Verdickungen der Spiculae und andere secundäre Fossilisations-Erscheinungen nicht so leicht zur Unkenntlichmachung derselben führten. Doch wurde bei den Hexactinelliden einmal auch der denkbar schlechteste Erhaltungs­zustand beobachtet, der als das Endstadium der Verkalkung von Kiesel­spongien zu betrachten ist. Dieses Stadium zeigt Tremadictyon reguläre n. sp. Das Skelet mit sammt dem die Maschenräume ausfüllenden Sediment ist in eine einheitliche, klare, körnige Kalkspathmasse verwandelt; keine Andeutungen von Skeletcontouren sind erhalten geblieben. Die Sediment-Erfüllung der Canäle hingegen hat ihre ursprüngliche Beschaffenheit bewahrt; im durch­fallenden Licht ist von einer Aufhellung (oolithische Structuren, Lobetz, Rauff) ' so gut wie nichts zu bemerken.

Ist es durchaus verständlich, dass dort z. B. bei Tremadictyon reguläre, wo das die Maschenräume ausfüllende Sediment denselben kri­stallinischen Zustand wie die Bälkchen erreichte, diese der Beobachtung sich entziehen müssen, so ist es andererseits schwer erklärlich, dass auch vielfach dort die Bälkchen nicht in Erscheinung treten, wo das Sediment erst eine

1 Loretz: Untersuchungen über Kalk und Dolomit. Zeitschrift der deutschen geol. Ges. 1878, Bd. 30, pag. 387416, Taf. 17, 18. Rauff: Ralaeospongiologie. Palaeonto- graphica 1893, 1894, Bd. 40, pag. 217223. Meine Beobachtungen an den Stramberger Spongien können die Einwände Rauff's gegen Loretz's Hypothese der primären Entstehung der oolithischen Structuren (Aufhellung des Sediments) nur bestätigen. Rauff hat ent­schieden Recht, wenn er pag. 219 sagt: Die Aufhellung des kalkigen Sediments bezeichnet einen secundären Krystallisationsprocess und ist um so stärker, je weiter dieser vorge­schritten, je höher der kristallinische Zustand geworden ist.

Palaeontograiihica Snpplomont, II, Abth. 7. 1 9