ERFURTER
Nützliche Blätter
für’s Haus, Feld, und Wald.
No. 1. Beilage zur Erfurter illustrierten Gartenzeitung. 1889.
Erscheint am 1. eines jeden Monats.
Druck und Verlag von J. Frohberger in Erfurt.
Die „Nützlichen Blätter*' sind dazu bestimmt über zweckmässiges Autbewahren der durch den Garten- und Obstbau erzielten Ernten zu unterrichten, sollen lehren, aut welche 'Weiße wir solche am zweckmässigten aufbewahren, einmachen, trocknen können u. s. w. Sie bilden so einen ergänzenden Teil der „Erfurter illustr. Garten- zeitung“ und für sich betrachtet, ein abgeschlossenes Ganze. Ferner bringen sie auch noch allerlei andere, die Haus-, Land- und Forstwirschaft betreffende Anweisungen, sind also bestimmt, auch nach dieser Seite hin Nutzen zu bringen.
Hauswirtschaft.
Ueber das Aufbewahren frischen Obstes.
Die Ansichten über eine gute Aufbewahrung der Aepfel und Birnen sind sehr geteilt. Thatsache ist, dass Aepfel und Birnen, wenn kühl und trocken aufbewahrt, sich am längsten halten. In den grossen Obsthandlungen findet man eigens für das Aufbewahren von allerlei Frisch-Obst erbaute Räumlichkeiten, eine Art Keller oder Gewölbe, deren Temperatur sich durch Zuführung von warmer oder kalter Luft beliebig reguliren lässt. Es hat sich herausgestellt, dass 1—3 Grad ß. Wärme bei Aepfeln und 2—4 Grad hei Birnen die geeignetste Temperatur und je gleichmäsiger diese erhalten wird, um so länger auch die Haltbarkeit der Früchte ist. Eine fernere Bedingung eines guten Aufbewahrens ist dann auch noch das Dunkelhalten des Lagerraumes. An einem hellen Orte vollzieht sich die Lagerreife viel früher als an einem dunklen, geht dann schneller zur Hochreife über, um schliesslich, wenn nicht die gewöhnliche Fäule ihr Vernichtungswerk ausübt, später in Trockenfäule übergehen.
Zu einem ferneren guten Aufbewahren gehört auch noch das Schwefeln der Lagerräume. Man bewerkstelligt solches am besten, bevor das Obst in diese gebracht wird. Der Schwefel wird hierzu in ein mettallenes oder irdenes Gefäss gethan und angebrannt. Die Zugänge sind hierbei gut verschlossen zu halten. Der Schwefeldunst vernichtet die Keime des Schimmels u. s. w. Auch späterhin, vielleicht alle 4—6 Wochen, empfiehlt sich noch ein wiederholtes Schwefeln. Eine fernere Bedingung mt noch das zeitweilige Zuführen von frischer Luft. Man öffnet, um solches zu bewerkstelligen, mitunter die Zugänge, oder was meist
noch zweckmäsiger ist, man bringt Vorrichtungen an, vermittelst deren frische Luft einziehen, die schlechte aber entweichen kann. Gewöhnlich wird man dieses durch Oeffnen und Schliessen der Kellerlöcher oder Kellerfenster u. s. w. erreichen können.
Wo es sich um Aufbewahrung kleiner Mengen handelt, man keine extra zum Aufbewahren nöthige Gewölbe anlegen kann, sondern sich mit gewöhnlichen Aufbewahrungsorten, wie gewöhnlichen Kellern, Kammern und dergleichen begnügen muss, da sorge man so viel es geschehen kann, für eine niedrige und trockene Temperatur und reinliche Luft. Aepfel, Birnen und Saure Gurken, Kartoffeln, Kohlrüben und dergl. Gemüse, ebenso auch Bier u. s. w. passen nicht gut in einem Keller zusammen. Das Obst erhält durch jene leicht einen üblen Beigeschmack und soll dieserhalb allein zur Aufbewahrung kommen.
Obst, welches lange kühl aulbewahrt wurde, muss, wenn es zum Gemessen oder Verkauf hervorgeholt werden soll, zuvor erst in einen wärmeren Raum, in welchen es noch schnell nachreifen kann, gebracht werden. Solches Verfahren empfiehlt sich auch bei Aepfeln und Birnen, welche statt in Kellern in Gruben aufbewahrt werden.
Eine fernere Frage, über welche die Meinungen sehr auseinander gehen ist noch die: Sollen die Früchte während ihres Aufbewahrens auf die Stiel- oder Kelchseite zu liegen kommen ? Vergleicht man die gegenseitigen Ansichten, Urteile und die eigenen Erfahrungen, so ergiebt sich, dass es in Hinsicht der Haltbarkeit ganz einerlei ist, ob die Früchte auf der Stiel- oder Kelchseite stehen. Birnen müssen schon ihrer Form wegen auf die Kelchseite gestellt werden und ebenso macht sich solches auch bei Apfelsorten mit langen Stielen