Aas dem Leben eines Gärtners.

Von ihm selbst erzählt.

(Fortsetzung.)

Da der Gartenbau auf dem Lande sich grösstenteils nur auf den Anbau weniger Gemüsearten beschränkt, Blumenzucht und Blumenpflege von den Landbewohnern nur in sehr bescheidenem Masse betrieben werden, so kann sich eine Gärtnerei auf dem Lande, wenn der Altsatz der Gartenbauerzeugnisee nur auf den Wohnort und nächste Umgegend beschränkt ist, bei weitem nicht so entwickeln, als in oder in der nächsten Nähe einer grösseren oder grossen Stadt Auf die Anzucht von Gemüsen musste ich, weil die Landleute ihr Gemüse fast durchgehends selbst zogen, meinerseits ziemlich ganz verzichten, und ebenso schlecht war es auch um den Absatz mit Blumen bestellt. Besser gestaltete sich aber der Umsatz in Ge­müsepflanzen, so namentlich von frühen Getnüse- sorteu, deren Pflanzen in Mistbeeten herangezogen werden mussten. Ich war deshalb gezwungen, den Absatz meiner gärtnerischen Erzeugnisse mehr nach ausserhalb zu suchen, und that solches nun auch. Den ersten Versuch machte ich mit Levkoyenpflanzen. Ich säete davon einige kalte Mistbeetkasten und als die Pflanzen zum Verkauf gross genug waren, empfahl ich selbige in einer in Thüringen viel gelesenen Zeitung. Da Annoncen über Gärtnereiartikel vor einigen dreissig Jahren noch gute Erfolge hatten, so waren die heraugezogenen Levkoyen­pflanzen schon in ganz kurzer Zeit nach allen Richtungen hin versandt. Den Levkoyenpflanzen fügte ich später noch Pflanzen von Astern, Stiefmütterchen, Phlox, Sommernelken und sonstigen Flor- und Sommerblumen bei, welche gleichfalls viel Abnehmer nach ausserhalb fanden. Da die Besteller dergleichen Pflanzen zum grossen Teil auch nach anderen Blumen­pflanzen, wie Topfgewächsen, Stauden u. s. w., ebenso auch nach allerhand Samen, so auch nach Preisverzeichnissen frugen, so wurde diesen Anforderungen Rechnung getragen und der Geschäftsbetrieb nach allen Seiten hin erweitert, so dass schliesslich eine kleine Handelsgärtnerei entstand.

In Folge der Entwickelung des Samen- und Pflanzenversandtes, war ich bemüht, die Samen- und Pflanzenkulturen ebenfalls zu erweitern. Der ziemlich grosse Garten wurde dieserhalb alljährlich zum grossen Teil mit Blumen bebaut und übte wegen diesen bald eine gewisse Anziehungskraft auf die Land­bewohner der Umgegend aus. Sie besuchten denselben sehr oft, so besonders Sonntags. So gern ich solches auch sah, so wurden mir die vielen und fortwährenden Sorintagsbesuehe oft­mals doch auch zu einer Art Last, welche ich jedoch ertrug, ohne mir mein zeitweiliges Unbehagen merken zu lassen. Wenn ein Dorfbewohner des Sinntags in seinem Sonntagsschmueke kam, um sich in dem Garten umzusehn, so hielt er sich verpflichtet, irgend etwas bei mir zu kaufen, doch ging ein solches Geschäft niemals schnell und glatt ab, sondern beanspruchte meist

Stunden, besonders dann, wenn mehrere Männer zu gleicher Zeit sich eingefunden hatten. Da plauderte und rauchte man, stopfte die aus­gebrannte Tabakspfeife ein paar mal und wenn man sich endlich etwas müde gesessen hatte, wollte man sich dann auch noch im Garten ergehn, sich umseheu und als artiger und höf­licher Geschäftsmann ging ich natürlich mit, begleitete sie, gab allerlei Aufklärungen, um endlich, wenn sich die so befriedigt fühlenden Kunden entfernt hatten, den inzwischen neu angekommenen Besuchern oder Kunden die gleiche Aufmerksamkeit und Höflichkeit zu er­weisen. Ich brachte es eben nicht fertig, mich kühl und ungefällig zu zeigen und musste so manchen ganzen lieben Sonntag, den ich so gern meiner eigenen Erholung und meinem eigenen Vergnügen gewidmet hätte, nun Andern opfern. Wie könnte man es auch fertig bringen, sich gegen die Besucher ungefällig zu zeigen. Schwer war es ja mitunter allerdings, den Gleichmut, wenigstens auf dem Gesichte, nicht zu verlieren. Man hat sich da z. B. mit einem Buche kaum in eine Laube gesetzt, will sich so still und gemächlich ganz für sich unterhalten und da auf einmal kommt ein alter Mann in weissen Haaren, um sich an den vielgestaltigen, buntfarbigen Kindern Floras zu erquicken; Muss da nicht alle Eigenliebe zurücktreten? Ist es da nicht Pflicht eines jungen Mannes, aufzustehn? Oder man ist im besten Lesen begriffen, die Sache fängt an, recht spannend zu werden, da auf einmal erscheint ein halbes Dutzend frohsiuniger, hübscher Landmädchen im Garten und wenn man auch weiss, sie haben es auf die ihnen in Aussicht stehenden, zu schenkenden Blumensträusse abgesehen, so kann man ihnen trotzdem, dass man gar nichts für das Gestörtsein und die Mühe des Straussbitidens erhält, dennoch nicht böse sein. Die vor Freude über die erhaltenen Blumengeschenke strahlen­den Gesichter der jungen Mädchen, lassen ja Alles wieder vergessen.Warum schenkt denn aber der närrische, junge Gärtner aber auch jedem Dorfmädchen einen Blumenstrauss? so höre ich manchen Leser fragen. Ja, dies liess sich nicht gut mehr ändern; ich hatte A gesagt und musste nun auch B sagen. Als icb den ersten Blumenstrauss für die junge Tochter einer meiner ländlichen Kunden gebunden und ihn dieser als Geschenk überreichte, da hatte ich keine Ahnung davon, dass sich diese Sache aussprechen und bekannt werden würde. Aber auf dem Dorfe liegen die Verhältnisse anders als in der Stadt, da kann ein mit einem Blumen- strausse dahergehendes Mädchen nicht zu Hause ankommen, um nicht wenigstens ein dutzend Mal gefragt zu werden:Wo hast Du denn den schönen Strauss her? Nun, wenn er Grcten einen Strauss schenkt, da kann er mir auch einen schenken, denn wir kaufen ja auch Samen und Pflanzen bei ihm, denkt Hanne, nimmt sich vor, nächsten Sonntag auch einen schenken zu hissen, und das mit Recht. Zu­sammen wandert es sich aber besser und schöner als allein, es werden darum Marie, Anna, Beate und Karoline auch mit zum Mitgehen auf-