1886. Nr. 21.]

Kleine Mittheilungen.

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jener zur Seite setzte. Gewiss war für das Ausstellungs-Comite dieses Urtheil, Von einem so tüchtigen Fachmann gefällt (dem sich aber auch andere anschlössen), eine schmeichelhafte Anerkennung der ge­habten Mühen.

Aus all' dem Gesagten geht wohl zur Genüge hervor, dass dieser Verein, der den Jahren nach noch ein Kind, der Mit- Rliederzahl nach aber schon zum kräftigen Manne gereift, alles aufbietet, um den Gartenbau im Allgemeinen, den Obstbau aber im Besonderen in hiesiger Gegend a uf höhere Stufe zu bringen, und ist es zweifelsohne, dass er bei einer fortgesetzt emsigen Thätigkeit dieses Ziel auch er­reichen werde. Das walte Gott!

. . . . r.

Kleine Mittheilungen.

Klimatische Einwirkung auf den Ge­ruch der Rosen im freien Lande.

Von Georg Bock in Hamilton, Ohio.

Da hier in Ohio, 39 0 n. B., die Witte­rungswechsel oft sehr schroff sind, oft bis 110 R. im Schatten innerhalb einer Stunde, überdiess die Temperatur im Winter sehr kalt, beispielsweise am 12. Januar 1886 bis 22 0 R. Kälte, und im Sommer sehr heiss bis 32 0 R. Wärme im Schatten, so äussern die Pflanzen ihre Eigenheiten, be­sonders in Hinsicht auf ihre Abstammung schärfer als bei gleichmässigerer Tempe­ratur. Am auffallendsten ist das bei dem Geruch der Remontant-Rosen, obgleich hier neben der Temperatur auch der Zustand der betreffenden Pflanze, und der Boden, Xv 'orin sie wächst, mit in Betracht kommt.

Der Wohlgeruch äussert sich nämlich stets, entgegen den Witterungseinflüssen, rm Verhältniss zur Kraft der Pflanze, so­weit die Fähigkeit der betreffenden Sorte reicht. Bei der Theerose Devoniensis ist der von der Sonne verbrannte Blüten­staub durchaus aromatisch. Die Thee-Hy- ^ridc La France riecht bei mässiger Wärme sehr lieblich, bei grösserer Wärme *heeartig, bei Hitze gar nicht; dieNoisette- "ybride Coquette des Alpes duftet, ^enngleich unbedeutend, bei kaltem Wet- ler centifolienartig, bei warmem noisett- ? r %, bei Hitze nicht. Um einige spezielle ^älle anzugeben, bemerke ich: Eine Re- ^ontant-Rose: Senateur Vaisse in vor- r efflichem Zustand, deren Knospen 2 Tage 0r dem Oeffnen sich befanden, roch ent- Prechend aromatisch, centifolienartig mit ^twas Bourbongeruch vermischt. Die ,f e rnperatur war 26 0 R. Nachts, 30 0 R. Mltt ags im Schatten. Die sich öffnende

Blume blieb nun bis gegen Mittag wohl­riechend ; roch zuletzt bourbonartig, wurde dann aber geruchlos, bis am darauffolgen­den Tage Gewitterregen die Temperatur herabdrückte; da duftete dieselbe Blume wieder wie die Knospen. Wenn Mitte Juli, wie Regel ist. eine heisse Periode ein­tritt, bis 28 °R. Nachts, ohne Thaufall, und bis 32 °R. Mittags im Schatten, hören unter anderen fast alle zur Jacqueminot-, La Rein e-, VictorVerd ier-und Jules Mar­gott in-Gruppe gehörigen Rosen auf, Aroma zuäussern, dieBelaubungder meisten Moos­rosen behält harzigen Geruch bei, William Francis Bennet wird einfach wie Safrano, Comte de. la Carte wirft wie General Washington etc. die Knospen ab und hört auf Leben zu äussern, bis die klimatischen Verhältnisse sich mehr analog zu ihren Forderungen stellen. Wenn nach einer so heissen Periode schwere Gewit­terregen und Westwinde das Thermometer auf etwa 16 0 R. herabdrücken, und die Erdwärme mit vervielfältigter Kraft auf die Pflanzen einwirkt, dann duften die herrlich gefärbten und geformten Blumen von Louis van Houtte, Marshall Wilder, Dr. Andry, Alfred Colomb, Pierre Notting, Annie Wood etc. gleichfalls stärker. Wenn dann die sin­kenden Abendsonnenstrahlen, am Himmels­gewölbe von Wolken reflektirt, auf den Garten wirken, und derselbe wie magisch erleuchtet erscheint, kann man mit Romeo sagen: Was auch kommt an Leid, es wiegt mir nimmer das Entzücken auf, sie flüch­tige Minuten anzuschauen.

Nochmals Hexenbesen.

Wenn es in der Politik die Worte Kulturkampf, Branntwein - Monopol und Arbeiterstrike sind, denen wir öfter be­gegnen, so gehört das Wort:Hexen­besen" in unserem Vereinsblatte allerdings in neuerer Zeit nicht zu den Seltenheiten. Mir sind Hexenbesen an folgenden Holz- pflanzen bekannt:

Pinus sylvestris, Betula alba, Syringa vul­garis , Prunus domestica, Prunus cerasus, Aesculus Hippocastanum, Carpinus betulus. Von Prunus domestica und Carpinus betulus kann ich Ihnen von meinem jetzigen Aus­flüge sehr schöne Exemplare senden, wenn Sie solche brieflich von mir wünschen. Von Pinus sylvestris kenne ich aber einen Hexenbesen, der mindestens einige Qua­dratmeter Oberfläche hat. Zur Erlangung dieses Exemplares würde es allerdings zunächst einer forstverwaltlichen Erlaub- niss bedürfen. Ausserdem befindet sich