1886 Nr. 26.]

Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins.

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Gesellschaft der Gartenfreunde Berlin's.

Verhandelt Berlin, den 21. Mai 1886.

13er Vorsitzende eröffnet die Sitzung und tritt, da der Schriftführer das Protokoll der vorigen Sitzung nicht mit zur Stelle gebracht, in die Tages-Ordnung.

Da eingegangene Korrespondenzen nicht vorzulegen waren, beantragt Herr Hof­gärtner Hoff mann in Erwägung zu ziehen, wohin die Gesellschaft ihre in der zweiten Hälfte des Juni stattfindende gärtnerische Exkursion unternehmen wolle.

Die Erschienenen schlössen sich dem Vorschlage, die Fahrt nach Wiesenburg zu richten, an und wird in der nächsten Sitzung hierüber definitiver Beschluss ge- fasst werden.

Herr Crass fragt an, wie sich die Ge­sellschaft zu der im Jahre 1888 stattfin­denden grossennationalen" Ausstellung zu stellen gedenke. Der Vorsitzende macht die Beantwortung der Frage von dem Ein­gange der hierüber von Herrn Kommer- zienrath Kühnemann erbetenen Auskunft abhängig.

Nach Erledigung des Geschäftlichen wendet sich Herr Gärtnereibesitzer Neu­mann seinem Vortrage über die Kultur der Zwerggranaten zu.

Wie andere, bedauert auch er lebhaft, dass die Zwerggranaten fast ganz aus der Mode gekommen seien, vor 1520 Jahren Wiesen einzelne Gärtnereien mehr Granaten­töpfe auf, als jetzt die sämmtlichen Gärt­nereien Berlins kultiviren. Leider hat der Kultivateur es nicht immer in der Hand, s ie vor August bis Mitte September zur Blüthe zu bringen, eine Zeit, in welcher e in grosser Theil des Pflanzen und Blumen liebenden Publikums fern von der Residenz weilt, und dann hängt das Gedeihen der Granatenkultur namentlich von den Wit­terungsverhältnissen ab. Granaten, die in einem Jahre nicht blühen, kommen oft lr n nächsten Jahre bei gutem Wetter in kräftigeren Wuchs und grösseren Blüthen- r eichthum. Da es dem Publikum beim Be­fuge von Topfpflanzen auf die Dauerhaftig­keit der Pflanzen und ihren Blüthenreich- thum ankommt, so ist auch die Behandlung der Verkaufspflanzen angemessen einzu­richten, oft findet man aber, dass durch- Wurzelte losgerissene Töpfe bei den ^lurnenhändlern, vor den Thüren auf Steinen aufgestellt, Regen und Unwetter au sgesetzt sind.

Bei normaler Witterung ist die Kultur

der Granaten nicht schwer. Mit der Ver­mehrung beginnt man Anfang März, die Stecklinge werden sich in kurzer Zeit be­wurzelt haben und werden sie Ende Mai aus dem Stecklingskasten entweder in an­dere warme Kästen gestellt, oder in grössere Töpfe verpflanzt.

Der höchst lehrreiche Vortrag, wofür dem Vorsitzenden der Dank der Gesell­schaft zu Theil wird, ist, im Falle Herr Neumann damit einverstanden ist, für das Vereins-Organ bestimmt.

Da Herr Wegen er ausgeblieben war, kam die Kultur der Küchenkräuter nicht zur Besprechung, und schliesst Herr Hofg. Hoffmann mit den Wahrnehmungen, die er über die Frühjahrs-Vegetation 1886 an­gestellt hat.

Dieselben gipfeln im Wesentlichen da­hin, dass wir hier in der Mark im Vergleich zu anderen Jahren diesmal einen ausser- gewöhnlich langen, ziemlich harten Winter bei fast beständig wehendem O.-N.O.-Winde, viel Schnee, namentlich in der 2. Hälfte des Winters zu verzeichnen hatten. Der ca. 7090 cm tief gefrorene Boden machte erst Anfang April eine Inangriffnahme der nothwendigen Bodenarbeiten möglich und geht nach diesem Zeitpunkt die Entwicke- lung der neu beginnenden Vegetation in raschen Sprüngen vor sich. Während Corylus Avellana erst am 26. März zu blühen beginnt, Cornus mascula am 6. April, Ulmus effusa am 10. April, Forsythia suspenso, Larix euroßaea, Aprikosen, Acer ßlatcmoides, Prunus Mahaleb, Jomestica, Piirsich, Weiss­buche, Ribes (turtum, Süsskirsche, frühe Birne, in der Zeit vom 13. April bis 2. Mai, entwickeln innerhalb dieses Zeitraumes Kastanie, Eiche, Platane und Buche, sogar theilweise Wein ihre Blatttriebe. Starke Nachtfröste in der Zeit vom 30. April bis 6. Mai zerstörten nicht allein vielfach die Hoffnung auf Fruchterträge bei Süss- kirschen, Pflaumen, Birnen, Nüssen, son­dern auch die zeitigen Fruchterträge in der Abtheilung der Gemüse, sowie die theil­weise reich zu erwartenden Blüthen bei unseren frühblühenden Sträuchern, na­mentlich Flieder etc. Nach Verlauf der Nachtfröste, welche nicht nur hier, son­dern auch im südlichen Deutschland um dieselbeZeit beobachtet wurden und gleich­falls mehr oder weniger zerstörend ein­gewirkt haben, geht die weitere Entwicke- lung der Vegetation, im Anfang Mai hin und wieder durch aprilschauerartige Regen-Ergüsse unterstützt, nach Mitte Mai bei S.O.-Windrichtung heiss und trocken werdend (bis zu + 26" R. im Schatten),