400
Kreuzungen mit anderen nahestehenden Arten noch keine Bastarde gezüchtet worden sind. Lange Zeit hatte man ausser der kleinblumigen Stammart nur die grossblumige Form, var. grandi- florum, später kam eine weissblumige, var. albiflorum, hinzu, von welchen beiden vom Obergärtner Bergmann in Ferneres durch Kreuzung die Hybride Rothschildianum erzielt wurde. In den letzten Jahren sind noch mehrere andere Varietäten in den Handel gegeben worden, von denen sich die nebenstehend abgebildete var. maximum durch die grössten Blüthen resp. Blüthcnscheidcn auszeichnet. Dieselben erreichen die auffallende Länge bis zu 18 cm, eine Breite bis zu 9 cm und sind leuchtend Scharlachroth.
Ausser dieser und den bereits genannten anderen Formen befinden sich noch folgende Varietäten im Handel: A. Dei'ansayanum, Massa/igeanum, Wardt und Williamsi, die sich alle durch schöngefärbte grosse Blüthenscheiden auszeichnen, eine Form, var. pygmaeum, hat dagegen nur ganz kleine Blüthen und einen niedrigen Wuchs.
Man sollte glauben, dass A. Scher* zeriamim in Anbetracht des grossen blumistischen Werthes nach so langer Zeit der Einführung längst eine Marktpflanze geworden sein müsse, was jedoch nicht der Fall ist.
Die Ursache dürfte einzig und allein in der verhältnissmässig langsamen Vermehrung zu suchen sein. Durch Stecklinge, Stammstücke und Seitensprossen kann nur eine geringe Zahl von Exemplaren vermehrt werden, weil die Stämmchen sehr kurz sind und die Pflanzen langsam wachsen. Deshalb behalten alle neueren Varietäten, die nur auf diese Weise echt vermehrt werden können, längere Zeit einen hohen Preis. Die Vermehrung durch Samen ist zwar ziemlich ergiebig, dagegen erfordert die Kultur der jungen Pflanzen den im Allgemeinen zur Anzucht von Marktpflanzen zu langen Zeitraum von 3—5 Jahren. Trotz alledem dürfte es sich empfehlen, die grossblumigen Formen von A. Scherzerianum in grösseren Massen als dies bisher geschehen ist, durch Aussaat anzuziehen. Herr R. Brandt in Charlottenburg ist
bereits im vorigen Jahre mit der Anzucht in grösserem Umfange vorgegangen. Für diesen Zweck müssen die Samen selbst angezogen werden, weil sie nicht in grösseren Mengen käuflich zu haben sind und dieselben ihre Keimkraft auch nicht lange behalten. Um keimfähige Samen in genügender Zahl zu gewinnen, müssen die nach und nach an einem Blüthenkolben sich öffnenden Blüthen sorgfältig befruchtet werden. Die beste Jahreszeit hierzu sind die Monate März bis Mai, weil der Same bis zu seiner Reife g —10 Monate bedarf, seine Keimkraft, wie bereits erwähnt, nicht lange behält und die Aussaat in den Monaten Januar und F'ebruar stattfinden muss, um im Laufe des Sommers genügend starke Pflanzen zu erzielen, die gut durch den Winter kommen.
Die jungen Samenpflanzen werden bald nach dem Keimen in flache Schalen verstopft, diese dicht unter den Fenstern des Vermehrungshauses aufgestellt oder mit Drähten aufgehängt. Die jungen Pflanzen sind in der ersten Zeit sehr empfindlich und müssen sorgfältig gegen Pilze und Fäulniss geschützt werden- Nachdem sie je nach Bedarf noch ein- bis zweimal mit grösseren Zwischenräumen pikirt worden und genügend erstarkt sind, pflanzt man sie einzeln in kleine Töpfe und bringt diese in einen warmen Mistbeetkaslen. Genügend erstarkte Pflanzen kommen sicher bei -r 10—12''R. Heiz wärme durch den Winter. Nachdem die Pflanzen noch zwei Sommer im warmen Mistbeet kultivirt sind, werden die meisten derselben im nächsten Fr ühjahre blühen und zum Verkaufe als kleine Pflanzen genügend erstarkt sein.
Vielleicht gelingt es auch noch mit der Zeit, eine schneller zum Ziele führende Kuh tur-Methode ausfindig zu machen. W- V-
Die Pflanzenanatomie im Dienste des Gärtners.
Von J. Vesque, übersetzt von Dr. Carl Müller.
II.
Die Feuchtigkeit. Die verschiedenen Anordnung^ 0, welche sich auf die möglichst beste A»- 15 '