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weilen nicht mit Sicherheit entscheiden, ob hier Mutation oder Bastardierung vorliegt, aber der Saatversuch hat im übrigen doch schon jetzt ergeben, was mir freilich von vornherein wahrscheinlich war, daß die Versuchsform eine stabile ist und ihre Merkmale ohne größere Schwankungen weitervererbt. Ferner ergab er, daß die Selbstbefruchtung, zum mindesten die Befruchtung innerhalb des Individuums, die bei weitem größte Rolle gespielt haben muß. Im übrigen ergab der Versuch ein auffallend geringes Keimungsprozent — nicht ganz 1 V2 °/o- Dasselbe wird sich unter anderen Verhältnissen ja wohl steigern lassen, dürfte aber für die Verhältnisse im Freien sich vielleicht nicht allzu sehr ändern. 1 ). Immerhin ist es nicht unmöglich, daß die Samen von Ende August bis zum Oktober, in dem die Scheinfrüchte der Versuchsform zu erweichen beginnen, an Keimkraft zunehmen, wofür vielleicht manche der zahlreichen beschränkteren Aussaaten, die ich mit anderen ltosenformen gemacht habe, sprechen könnten. Ich erhielt bei diesen Gelegenheiten überraschend wechselnde Resultate. Einmal gingen einzelne ausgesäte Körner auf und ein andermal von einer größeren Anzahl nicht ein einziges.
Zum Schlüsse will ich als bemerkenswert zur Frage der Vererblichkeit auch »unbedeutendster« Merkmale hier noch einen interessanten Umstand erwähnen. Bei dreien der IG dreijährigen, heuer Blüte und Frucht tragenden Individuen fanden sich an einigen Kelchbechern 1—i minimale Stieldrüsen. Im ersten Moment überrascht, da ich am Mutterstock nichts ähnliches bemerkt hatte, untersuchte ich sofort den bereits im Abblühen begriffenen Mutterstrauch aufs genaueste. Die Prüfung von 67 Kelchbechern (aller Blüten eines stärkeren Astes) ergab an sechs das wirkliche Vorhandensein von 1—drei ähnlichen Drüsen. Also war dies schwache, nur ausnahmsweise auftretende (halblatente) Merkmal vererbt worden. Es fand sich bis jetzt, wie gesagt, nur an drei bereits ziemlich reichblühenden Tochtersträuchern. Vermutlich wird es sich später gelegentlich an allen oder den meisten der Mutter gleichenden Sträuchern finden. Es ist dabei sehr möglich, daß es sich in manchen Jahren gar nicht zeigt, sondern vollkommen latent bleibt.
Ich muß darauf verzichten, hier auf weitere vorläufige Resultate des Versuches einzugehen.
1) Die näheren Keimungsbedingungen der Rosen, welche für Rosenzüchtcr nicht unbedeutenden praktischen Wert haben, sind bis jetzt leider nicht genügend erforscht. Herr Direktor Dr. Hiltner hat, wie er mir mitteilte, in der Kgl. b. agrikullur-botanischen Anstalt, welche für solche Versuche besser ausgerüstet ist, als ich es bin, neuerdings Keimung-<versuche eingeleitet.