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der Riegel die offeneren Berglandschaften Nordböhmens mit ihren pflanzen- reichen Fels- und Geröllformationen abschließt, während gleichwohl die aus ähnlichen Arten in weniger reicher Ausprägung bestehenden Hügelformationen um Meißen auf das böhmische Mittelgebirge als auf ihre Quelle hinweisen.

Es galt daher, zunächst am Sonnabend (den Ii.) in rascher Eisen- bahnfahrt von Tetschen a. d. Elbe ostwärts im Tal des Polzen nach Niemes die Hache, von 200300 m ansteigende Sandsteinlandschaft zu durcheilen, welche zwischen monotonen Kiefernwäldern, Wiesen mit Cirsium Canum und weit gedehnten Feldfluren die überall um mehrere hundert Meter höher ragenden Basaltkegel aufgesetzt trägt und dadurch sofort den Blick der Reisen­den fesselt. Die Ebene, auf der Meines liegt, erreicht am Bahnhofe 280 m, und hierüber erhebt sich der in Luftlinie nur etwa 3 km entfernte Roll (Ralsko) bis nahezu 700 m; sein Fuß steigt mit mächtigen Mauern von Quadersandstein über Rabendorf (320 m) steil an, sein Abhang zeigt dem hier unten stehenden Floristen in ziemlich scharfer Demarkation von Kiefern- und Buchenhochwald den Beginn des basaltischen Bodens an, der dann zu dem mit pittoresker Ruine über mächtigen Trümmerfeldern und Steil­wänden geschmückten Gipfel emporleitet.

Dieser Ausflug konnte sich nicht auf eine pflanzengeographische For­mationskarte stützen. Um jedoch auch hierfür anzudeuten, welche Signa­turen anzuwenden wären, braucht man nur die auf Tafel IV meiner Karlen (Altenberg) angewendete Farbengebung des basaltischen Geisingberges auf die Hochfläche des Gr. Zschirnsteins (Tafel III) in entsprechender Ausdehnung sich aufgesetzt zu denken. Floristisch allerdings stehen sich Roll und Gei- sing insofern nicht nahe, als der letztere als Basaltdurchbruch über dem Krzgebirgischen Plateau in 700 m Höhe bis 823 m hoch sich erhebt, also in eine Höhe, wo in der Hercynia die warmen Bestandteile der reichen Abhangsformationen mit Origanum und Digitalis ambigua geschwunden zu sein pflegen.

Wenn somit der Rollberg als Einzelerhebung lehrreich wirkt, durfte daneben der imposante Charakter der dicht aneinander gedrängten basal­tischen Berge mit tiefen Schluchten und kahlen Gehängen im Zentrum des Böhmischen Mittelgebirges um Außig nicht übergangen werden. Der Sonn­tag war daher dem Gebiet von Czernosek (gegenüber Lobositz) mit bota­nischem Ausfluge am Ostufer der Elbe selbst gewidmet, dem dann nach­mittags nach kurzer Eisenbahnfahrt über die Elbe hinüber ein zweiter bei Salesel am Westufer folgte.

Wäre nun die Zeit ausreichend gewesen, so hätte am Abend dieses dritten Tages das Nachtquartier in Teplitz am Südhange des Erzgebirges aufgeschlagen werden müssen, um von hier aus am vierten Botanisiertage von Süden her in romantischer Talschlucht zwischen Buchen, Fichten und Tannen, mit Mulgedium alpinum am Bach, über den Seegrund den Erz- gebirgskamm bei Zinnwald zu überschreiten und von den auf Tafel IV,