Garten - Nachrichten.

Herausgegeben von Professor Dr. J£. Hoch und Hofgärtner F. A. Fintellliann.

1858. M 2.

An G. in Planitz bei Zwickau. Von den beiden mir zugesendeten Pflanzen ist die eine Bill- bergia pyramidalis Lindl., und zwar die wenig unterschiedene Abart, die meist in den Gärten als B. larinosa vorkommt und, wenn wir nicht irren, zuerst von Hamburg verbreitet wurde. Der Blü- thenstand ist verkümmert und enthält in der Regel weit mehr und gedrängtere Blüthen, als im vorlie­genden Exemplare. Schade, dass sonst diese Ab­art, wie auch die Hauptform, in den Gewächshäu­sern der Privaten so wenig gezogen wird, da sie zur Winterszeit blüht und, erst zur Blüthe heran­gezogen, in dem Zimmer eine längere Zeit dauert.

Die zweite Pflanze mit den mehr schwertför­migen Blättern, welche an einem aus dem tropischen Amerika eingeführten Baumfarn zufällig aufgegan­gen ist, stellt eine weniger gärtnerisch, als botanisch wichtige Art dar, deren Stellung im Systeme noch zweifelhaft ist, aber auf keinen Fall dahin gehört, wo man sie gewöhnlich aufgeführt hat. Es ist nämlich eine ArtEpiphyt,mit Namen Xiphidium floribundum Sw. und wird von den Botanikern zu den Commelynaceen oder häufiger zu den- modoraceen gestellt. Die letztern bilden allerdings eine Familie, die weniger durch Merkmale in der Blüthe, wo 3 und 6 Staubgefässe und ein ober- und unterständiger Fruchtknoten vorkommen, als vielmehr durch einen eigenthümlichcn, von den mei­sten anderen Lilienpflanzen abweichenden Habitus sich auszeichnet. Charakteristisch ist die Behaarung des Blüthenstandes und selbst der Blumenblätter.

Xiphidium gehört aber sicher nicht zu den Hämodoraceen, und noch viel weniger zu den Com­melynaceen, mit denen es allerdings aber doch die orthotropen Eichen gemein hat, sondern mehr in die Nähe von Dianella und zu den Dracänen, die Kunth als Abtheilung der Asparagineen betrachtet, die wir a ber besser als eigene Familie angesehen haben möch­ten. Dianellen mit 3 Staubgefässen und mit behaar­ten Blüthenstande kennen wir schon in der D ianella ttiandra Afz. (Dracaena hirauta Thunb.)j aus <W Kosteletzky mit Recht wohl sein neues Genus ^Uchekia gemacht hat. Diesem müsste Xiphi- ^' u m angereiht werden.

kommt sonst häufiger in den Gärten als Tilland- sia vittata vor und ist in der Appendix zum vor­jährigen Verzeichnisse von Sämereien des botani­schen Gartens zu Berlin als Anoplophytum stramineum C. Koch beschrieben worden. In gärtnerischer Hinsicht hat die Pflanze weniger AVerth. Hübscher ist noch der Habitus der Pflanze, als die Blüthen.

An L. in Potsdam. Die schöne, nicht genug zu empfehlende Blattpflanze, welche als Wigandia sp. in Charlottenhof im Sommer allgemein gefiel und, von Ihnen in ein hohes Warmhaus gebracht, jetzt blüht, ist eine neue Nicotiana, welche sich durch kurze schmutzig-gelbe Blüthen mit unterhalb der Mitte und am obern Ende eingeschnürter Röhre, durch zum unteren Drittel lang-behaarte Staub­gefässe und durch einen orangenfarbtgen Ring an der Basis des Fruchtknotens auszeichnet. Wesen

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ihrer Aehnlichkeit hinsichtlich des Habitus und des Blüthenbaues mit Wigandia caracassana ha­ben wir sie Nicotiana wigandioides genannt.

An B. in Berlin. Die von Blass in Elber- fel d als Billbergia vittata verbreitete Pflanze

An P. in Berlin. Das strauchartige Linum mit den grossen gelben Blüthen, was schon als klei­ner Steckling von \ Fuss Höhe reichlich blüht und als Linum flavum meist kultivirt wird, ist Li­num trigynum Roxb. eine ostindische Pflanze, die sich mit einem Paar andern Arten durch die Anwesenheit kleiner Stipellen, sowie durch die Drei­oder Vierzahl in der Blüthe auszeichnet und deshalb von Dumortier als derTypus eines neuen Genus betrachtet wurde. Genannter Botaniker nennt die­ses zu Ehren eines Mannes, der um die Flora Ja- va's und Ostindien's grosse Verdienste gehabt hat und Professor der Botanik zu Leiden war: Rein- wardtia. Der Blüihenstrauch, der nun den Na­men R e i n w a r d t i a t r i gyn a Planch. fahren niuss, ist schon lange in den Gewächshäusern der botani­schen Gärten, verdient aber eine allgemeinere Ver­breitung.

Auf mehrfache Anfrage, wie der vom Ober­gärtner Lauche an der Wildparkstation gezüch­tete Blendling von Gymnogramnie chryso- phylla und l'Herminieri genannt wurde, ist zu erwidern, dass, da die übrigen Blendlinge zu

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