Garten - Nachrichten.

Herausgegeben von Professor Dr. 14. Hoch und Hofgärtner F. A. Fintelinann.

1858. M 3.

Dracaena und Cordyline. Nach wieder­holter Untersuchung einiger blühenden Dracäneen oder baumartigen Lilien kommen wir von Neuem zur Uebcrzeugung, dass die von Planchon aus dieser Abtheilung zum Theil neu gegründeten Ge-

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nera sich nicht rechtfertigen lassen, da die angege-

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benen Merkmale nicht durchgreifender Art sind.

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Höchstens liesse sich noch das von Sweet zuerst aufgestellte Genus Charlwoodia durch den Ha­bitus rechtfertigen; es bleibt aber immer besser, es dann lieber als Subgenus zu betrachten und damit der neuerdings so beliebten Zersplitterung der Ge­nera Einhalt zu thuen. Der alte A d. L o r. Ju s sie u, Rob. Brown und Kunth, Männer, die gewiss in der systematischen Botanik eine Stimme haben, unterschieden Dracaena mit 3 Eichen in jedem der 3 Fächer des Fruchtknotens und Cordyline mit mehr Eichen. Ganz Unrecht hat deshalb Planchon gerade den letzten Namen für Arten mit ei­nem Eichen in jedem Fache zu gebrauchen. Glocken­förmige und denen der Hyacinthen ähnliche Blüthen, auf welche genannter, sonst ausgezeichneter Syste- matiker bei seiner Cordyline einen grossen Werth j legt, kommen beide bei Charlwoodia, also in einem und demselben Genus, vor und können demnach nicht bedingend sein.

Im botanischen Garten zu Berlin blüht eine Cordyline aus dem Subgenus Charlwoodia unter dem Namen Dracaena coerulescens. Sie steht der Charlwoodia fragrant issima Lern, sehr nahe, indem sie auch die rörhige Blume mit ihr gemein | hat, unterscheidet sich aber durch am Bande glatte Blätter und (nach der Abbildung der letzteren) durch an der Basis der Blumenabschnitte entsprin­gende Staubgefässe. Da D. coerulescens eine j Cordyline ist und ebenfalls wohlriechende, aber ; violette, nicht blaue Blüthen besitzt, nennen wir sie J C. odorat a. Ob Charlwoodia fragrantis- : sima wirklich specifisch verschieden ist, möchte sich erst herausstellen, wenn wir ihre Blüthen ver- j glichen haben. C. Sello wiana Kth unterschei­det sich durch die ?- und önervigen Blumenab­schnitte, steht aber sonst ausserordentlich nahe.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir berich­tigen, dass Charlwoodia f ragran t i ssim a und longifolia, wenigstens des botanischen Gartens z u Berlin, nicht verschieden sind und der Cordy- 'ine spectabilis Kth etBouche sehr nahe stehen,

dass ferner die in unseren Gärten gewöhnlich als Cordyline (Dracaena oder Charlwoodia) con- gesta kultivirte Pflanze keinesweges die ächte, von Sweet beschriebene Pflanze d. N., sondern C. stricta Endl. (Dracaena stricta Sims) ist und dass auch Dracaena paniculata der Gärten, woraus Kunth seine Cordyline angustifolia gebildet hat, dazu gehört. Im botanical Magazin ist der Blüthenstand terminal, im botanical Regi­ster lateral abgebildet und diese Verschiedenheit auch in der Diagnose als gewichtig aufgenommen. Der Blüthenstand ist aber bei allen von uns unter­suchten Cordylinen lateral und nie terminal.

Die in der 11. Nummer der Wochenschrift genannte Mal va Behr i ana Schlecht, ist nach dem gelehrten Malvaceen - Kenner Dr. Garcke keine Malva, sondern eine Lavatera, die der M. plebeja Sims ausserordentlich ähnlich, vielleicht gar nicht von ihr verschieden ist.

Browallia elata ist (entgegengesetzt der Angabe in No. 8 der Wochenschrift) eine unserer werthvollsten Sommergewachse für Gruppen ins freie Land, unschätzbar wegen der blauen Farbe und des Reichthums der lange dauernden Blumen, sowie des reizenden Grünes der Belaubung. Als Topfgewächs möchten wir es weniger empfehlen (Fr. A. H. in Erfurt).

Unter den Cupheen gibt es auch Sommer­gewächse, die eben so vorzüglich zu Gruppen sind, als die halbstrauchartigen und mehr oder minder holzigen, besonders wenn sie etwas im Schutze stehen. Es gehören hierher unter anderen: pur- purea, silenoides, procumbens, lanceolata und viscosisssima (Fr. A. H. in Erfurt).

Begonia Roylei Hort, ist nach Hooker's botanical Magazin (t. 50.21) die alte, schon von Roxburgh beschriebene B. laciniata, B. picta Hend. hingegen eine bis dahin noch unbeschriebene Pflanze, die Professor Koch zuerst B. annulata, Hooker hingegen später B. Griffithii (botanical Magazin t. 4984) genannt hat. Der erstere Name inuss demnach bleiben.