Garten - Nachrichten.
Herausgegeben von Professor Dr. K. Hoch und Hofgärtner F. A. Fintelmaiin.
1858. M 8.
Bromelia Nidularium und Caraguata, 3 Genera der Bromeliaceen, welche in den Gärten ganz gewöhnlich mit einander verwechselt werden, zumal leider auch bisweilen dieselben Beinamen, wenigstens in zwei Geschlechtern, gebraucht wurden. Nidularium splendens kommt sehr häufig als Caraguata splendens vor. Wenn wir Bromelia in dem .Sinne nehmen, wie der Monograph der genannten Familie, Beer in Wien, das Genus mit einem gewiss anzuerkennenden Takte abgerundet hat und wornach es nur last stengellose Arten einschliesst, welche, mit Nidularia und Caraguata, die von allen übrigen Bromeliaceen abweichenden Merkmahle von einer einblättrigen Krone und von der Basis bis zu dem Schlünde derselben angewachsenen Staubgefässen, so wie ausserdem von in der Regel roth gefärbten Herzblättern gemeinschaftlich hat, so wird es uns auch leicht, es ohne Blüthen und selbst, getrocknet zu erkennen. Es ist dieses in einer Familie, wo die getrockneten Blüthen kaum oder wenigstens nur dem schon mit den Arten sehr vertrauten Botaniker eine ausreichende Untersuchung möglich machen , ausserordentlich wichtig, und verdient deshalb der genannte Monograph unsern Dank.
Mit Recht hat Beer ferner die beiden von Van Houtte unter dem Namen Billbergia Caroline und purpurea in den Handel gebrachten Pflanzen zu Bromelia gebracht, denn die Krone beider Pflanzen ist einblättrig und dreitheilig; die opponirenden Staubgefässe sitzen an den Kron- a bschnitten, die alternirenden hingegen an der Basis v on 2 derselben. Wenn demnach Regel in dem 8. Bande seiner Gartenflor auf der 211. Tafel die z Uerst genannte Pflanze als Bromelia Carolinae abbilde! und nachher in der botanischon Zeitung (Jahrgang 1857, S. 713) als Billbergia Meyen- ^orfii beschreibt, auch später noch in der (jarten- flora von diesem Jahre (8. 98) den zuletzt erwähnten ^amen beibehalten haben will, S o muss dieses auf finen Irrthum beruhen. Entweder hat Regel sehr Junge Blüthen in der Knospe untersucht, wo allerdings sowohl die Staubgefässe noch bodenständig Sl «d, als auch die Krone noch aus den ursprüng- "chen Blättern besteht, was übrigens bei den Reisten Blüthen mit einblättrigen Kronen im jugend- "chen Zustande der Fall ist, oder es fand eine Verwechslung mit einer andern Pflanze statt. Ich habe
eine Bromelia Carolinae des botanischen Gartens untersucht, die von Beer in Wien selbst stammte, und jetzt wiederum ein blühendes Exemplar, was der Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu in Berlin von van Houtte direkt erhielt, zu untersuchen Gelegenheit gehabt und jedes Mal die eben angegebenen B r ome 1 i a - Merkmale gefunden. Billbergia hat allerdings ähnliche Blüthen, unterscheidet sich aber ausserdem noch durch mehrreihige Eichen und durch eine bei Weitem nicht so starke Fruchtknotenwand, abgesehen von dem stets gestielten Blüthenstande Uebrigens kommt neuerdings Bromelia Carolinae auch unter dem ganz falschen Namen Aechmea Mertensii vor.
Die Zahl der ächten und stengellosen Brome- lien hat sich übrigens in der neueren Zeit vermehrt, denn ausser denen, welche Beer in seiner Monographie aufgeführt hat, befinden sich im botanischen Garten zu Berlin zwei noch nicht beschriebene Arten, welche ich einstweilen Bromelia angustifolia und agavaefolia genannt hatte. Da jedoch noch eine dritte Art, welche vom Jardin des plantes in Paris , ebenfalls unter dem letztern, wahrscheinlich von Brongniart gegebenen Namen, verbreitet und mir jetzt durch die Freundlichkeit des Kunst- und Handelsgärtners L. Mathieu in Berlin blühend zur Verfügung gestellt wurde, so bin ich gern bereit, obwohl auch diese Pflanze noch nicht beschrieben ist, meine Benennung mit einer andern zu vertauschen, und theile es nur mit, insofern Jemand die von mir B. agavaefolia genannte Pflanze erhalten haben sollte. Ich nenne diese nun B. den ticu lata, und werde an einer andern Stelle Näheres noch darüber mittheilen.
Die 3 genannten Genera: Bromelia, Nidularium und Caraguata, unterscheiden sich übrigens sehr leicht, indem das letzte einen oberständigen , die beiden andern unterständige Fruchtknoten besitzen. Nidularium hat centrifugalen Blüthenstand, Bromelia centripedalen. Ausserdem hat der verstorbene Direktor des botanischen Gartens in Kopenhagen, Liebmann, noch das Genus Mad- vigia mit ebenfalls sitzenden Blüthenstande aufgestellt. Hier sind aber die Kronblätter nicht verwachsen. Die einzige, bis jetzt hierher gehörige Art erhielt Liebmann als Bromelia humilig aus dem Utrechter botanischen Garten.
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