Garten - Nachrichten.
Herausgegeben von Professor Dr. K, Kocll und Hofgärtner F. A. Villtclltiami.
1858. M iL
Cephalotaxus Kaempferi der Gärten.
Bei der grossen Liebhaberei für Koniferen sind Handelsgärtnereien auch bemüht, den Wünschen der Liebhaber zu entsprechen und aus fremden Ländern neue Arten zu beziehen. Es wird aber Manches in die Welt als neu gesendet, was es durchaus nicht ist. Namentlich führen die Listen der Handelsgärtner jetzt eine so grosse Liste von Arten und Formen aus genannter Familie auf, dass es kaum möglich wird, sich Alles anzuschaffen. Wir haben früher an einer anderen Stelle schon Gelegenheit gehabt, eine oft grosse Zahl von Arten aus einem Geschlechte auf eine sehr kleine zu reduci- ren. Die 20 und mehr Namen der Thuja-Arten sind nur Synonyme von einigen wenigen (8) Arten.
Seit einigen Jahren kommt auch eine Cephalotaxus Kaempferi in dem Handel vor. Wenn Avir schon früher die Pflanze mit einem gewissen Argwohn betrachteten und immer wenigstens eine grosse Verwandtschaft mit der als Cephalotaxus Fortunei femina kultivirten Pflanze vermutheten, so haben uns doch grössere Exemplare, welche wir in der Booth'schen Gärtnerei bei Hamburg sahen, jetzt ganz belehrt, dass in der That zwischen genannten Pflanzen kein Unterschied vorhanden ist. Nicht alle Gartenbesitzer wissen wohl auch, dass das Gehölz bei uns im Freien aushält und dass es demnach manchem Liebhaber wünschenswerth und auch angenehm sein möchte, diese Art ausserhalb der Gewächshäuser zu kultiviren. Bei Hamburg hat sie schon einige Winter im Freien ohne allen Nachtheil ausgehalten.
Gewöhnlich betrachtet man diese Art als die weibliche Pflanze der Cephalotaxus Fortunei Hook, und erklärt hieraus das verschiedene Ansehen mit der ächten Art d. N. Cephalotaxus ist allerdings gänzlich getrennten Geschlechtes, also diöcisch, d. h. die männlichen Blüthen befinden sich auf einem ganz anderen Exemplare, als die weiblichen; wir können aber nicht eher den einzelnen Pflanzen ihr Geschlecht ansehen, als bis sie blühen. Was man als C e ph alotaxu s F o r t u n ei femina in den Gärten kultivirt, ist jedoch eine ganz andere Pflanze, nämlich die ächte Taxus baccata Thun- berg's aus Japan. Unter den Namen Taxus co- riacea und Podocarpus drupacea scheint das Gehölz schon früher in den Gärten kultivirt gewesen zu sein. Wann es eigentlich in unsern-Gärten
eingeführt ist, wissen wir gar nicht; wahrscheinlich hat es der bekannte chinesische Reisende Fortune mit der ächten Pflanze, die seinen Namen führt, eingesendet. Beschrieben wurde aber Cephalotaxus Fortunei femina der Gärten bereits in der Flora Japan's von Siebold als Cephalotaxus drupacea und ist es dieser Name, der beizubehalten ist.
Lygodium articulatum A. Rieh, in Fruchtzustand.
Zu den interessantesten Farnen gehören ohne Zweifel schon deshalb die Lygodien, weil sie mehr oder weniger ranken und klettern. Die ausserordentlich - reiche Farn-Sammlung im Augustin'schen Etablissement an der Wildparkstation bei Potsdam kultivirt von diesen sehr seltenen, vor ein Paar Jahrzehenden noch gar nicht in unsern Gärten befindlichen Pflanzen bereits 7 Arten, während man in ganz England nur 5 besitzt. Eins derselben, Lygodium articulatum A. Rieh, hat bereits Früchte angesetzt. Es ist dieses unseres Wissens nach das erste Mal, wo eine Art dieses interessanten Geschlechtes bei uns Früchte bringt, weshalb wir nicht zögern, es zur öffentlichen Kunde zu bringen.
Ein Reisender und Pflanzensammler in Venezuela. Alle Liebhaber amerikanischer Pflanzen, besonders von Orchideen, Palmen, Farnen u. s. w. machen wir darauf aufmerksam, dass ein früherer Zögling der Gärtnerlehranstalt in Potsdam und praktischer Gärtner, Engel, sich bereits in Gegenden des tropischen Amerika befindet, die noch von wenigen, zum Theil von gar keinem Botaniker oder Gärtner besucht wurden. Da er gut vorbereitet die Reise unternahm und vor Allem durch den Dr. Karsten in Berlin, der bekanntlich gegen 10 Jahre in jenen Gegenden sich befand und dem j wir eine grosse Anzahl der schönsten Pflanzen verdanken, instruirt wurde, so ist wenigstens Grund vorhanden, an Erfolgen seinerseits nicht zu zweifeln.
Dass er bereits Sendungen gemacht hat und diese auch glücklich angekommen sind, haben wir bereits durch die Beschreibung des neuen Cala- dium in der 42. Nummer der Wochenschrift erfahren. Ausser genannter Pflanze sind aber noch andere aus verschiedenen Familien vorhanden, die
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