^T

Wochenschrift

f ü r

Gärtnerei und Pflanzenkunde.

Professor Dr. Karl Koch,

General-Sekretair des Vereins zur Beförd. d. Gartenbaues in den Kiiniel. Preuss. Staaten.

Herausgegeben von

und

Gr. A. Fintelinann,

Königlichem Hofir;irtner auf der Pfauen iiisei "I Potsdam.

M 22.

Berlin, den 2. Juni

1859.

Preis des Jahrganges öj Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten

des deutsch-österreichischen Post-Vereins.

Inhalt: Perdinanda eminens Cav. - Pflanzen- und Blumen-Schau (Schluss). Nord-Kali l'ornien und das südliche Oregongebiet.

ihnen

Fcrdiiianda cniincus Cav.,

als Blattpflanze des freien Landes.

Wir haben bereits im vorigen Jahrgange der Berliner Allgemeinen Gartenzeitung in der '23. Num­mer ausführlich von einer Pflanze gesprochen, die vor nun 9 oder 10 Jahren der jetzige Garteninspek­tor v. Warszewicz aus Kolombien eingeführt hat, und müssen daher im Allgemeinen darauf verwei­sen. Abgesehen davon, dass sie in dekorativer Hinsicht nicht genug empfohlen werden kann, ha­ben wir Gelegenheit gehabt, ihre Geschichte und Synonymie noch näher kennen zu lernen und auch Manches hinzu zu fügen, was uns früher unbe­kannt war.

Wenn die Ferdinanden schon imKalthau.se, wie wir es z. R. bereits in dem Borsig'schen Sehmuckhause sehen, als Blattpflanzen ihren Werth besitzen, so haben sie diesen im freien Lande noch in weit höherem Grade. Zu diesem Zwecke macht man Stecklinge und lässt diese in einem Warm­hause oder in einem Beete anwurzeln. Sobald sie eine -gewisse Höhe erreicht haben und die Witte- rung es nur einiger Massen erlaubt, so bringt man sie ins freie Land, und zwar sogleich an die be­treffende Stelle, indem man sie nur austopft. Hat man durch Eingraben von Laub einen warmen Fuss und sonst gute nahrhafte Erde gegeben, so erhält man schon bald die Freude, dass die Stecklinge zu stattlichen Pflanzen heranwachsen, so dass sie oft im Juli bereits eine Höhe von gegen (j Fuss erreicht haben.

Wir sahen Blätter, welche bei lj Fuss Breite eine Länge von 2 Fuss besassen. Dadurch, dass

sie auf fusslangen und längern Stielen ziemlich I wagerecht abstehen und ihre dreieckig-eirumlliche Gestalt sich gut ausnimmt, scheint die Ferdinands wie zur Blattpflanze geschaffen zu sein. Es kommt noch dazu, dass auch die graugrüne Farbe dersel- j ben gegen andere Blattpflanzen grade dieser ein eigenthümliches Ansehen verleiht. Endlich besitzen ; Stengel und Blätter gerieben einen aromatischen ! Geruch. Blüthen bringt die Ferdinande im Freien wohl nie hervor; diese erscheinen aber bei kräfti- tigeri Exemplaren im Kalthause in grosser Menge, vermögen jedoch wegen ihrer Aehnlichkeit mit denen der Kamillen keinen besondern Iieiz auszuüben.

Wir haben die Pflanze zuerst im Jahre 1854 in der Appendix zum Samen - Verzeichnisse des Berliner botanischen Gartens beschrieben. Nach erfolgter Rücksprache mit dem gelehrten Komposi­ten-Kenner C. H. Schultz aus Deidesheim glaub­ten wir Grund genug zu haben, um die Pflanze als den Typus eines neuen Geschlechtes zu be­trachten, und nannten sie, weil das Blatt einen wah­ren Schmuck auf Beeten im Freien darstellt, und wegen der Aehnlichkeit desselben mit mehrern Cacalia-Arten, Cosmophyllum cacaliaefolium. Unter diesem Namen wurde sie vom botanischen Garten zu Berlin verbreitet und findet sich in den meisten Pflanzenverzeichnissen vor.

Es kamen aber auch Exemplare der Pflanze, jedoch ohne Namen, nach Belgien und Lemaire, der Bearbeiter der Blustration horticole, unsere Veröffentlichung nicht kennend, beschrieb sie ein Jahr später in dem Miscellanien zum zweiten Bande genannten Werkes (Seite 37) als Dicalymna fragrans. Den Namen entlehnte er von dem zwei-

22